Aphrodite Urania

griechische Gottheit

Aphrodite Urania (altgriechisch Ἀφροδίτη Οὐρανία Aphrodítē Ouranía), die himmlische Aphrodite, ist eine Erscheinungsform der griechischen Göttin Aphrodite, die wahrscheinlich auf levantinische Vorbilder zurückgeht.

Venus Urania (Christian Griepenkerl, 1878)

Der Philosoph Platon lässt sie im 8. und 9. Kapitel seines Symposions durch Pausanias so beschreiben:

„Die eine ist die ältere und mutterlose, die Tochter des Uranos, die wir dann auch die himmlische nennen, die jüngere aber ist die Tochter des Zeus und der Dione, die wir die Allerweltsgöttin (die gemeine) nennen. (…) Der Eros der gemeinen Aphrodite ist also auch in Wahrheit gemein und bewirkt, was sich eben trifft. (…) Der andere dagegen stammt von der himmlischen Göttin, die erstens nicht teilhat am Weiblichen, sondern allein am Männlichen - und von ihr stammt dann auch die Knabenliebe -, und die ferner die ältere ist und von jeder Zügellosigkeit frei. Daher wenden sich dann die von diesem Eros Angehauchten dem Männlichen zu, weil sie lieben, was von Natur aus stärker und vernünftiger ist.“

Die gemeine Liebe sei nicht zu loben, die nämlich, die sich auch dem anderen Geschlecht zuwendet und rein körperlich orientiert ist. Der himmlische Eros hingegen ist homosexuell, verlangt nach dem Körperlichen um der Seele willen und zielt auf Dauer.[1]

Aphrodite Urania, mit einem Fuss auf einer Schildkröte

Der Reiseschriftsteller und Geograph Pausanias Periegetes beschreibt sie als Tochter des Uranos und des Pontos und erwähnt ihre Verehrung in Athen. Gemäß ihm waren die Assyrer die ersten Verehrer von Aphrodite Urania, nach ihnen die Bewohner von Paphos und die Phönizier von Askalon in Palästina, welche den Kult den Bewohnern der Insel Kythera lehrten.[2][3]

Herodot erwähnt einen Tempel der Aphrodite Urania (Derketo) in Askalon, den er als den ältesten Tempel dieser Gottheit überhaupt ansieht. Phönizier aus Askalon hätten dann die berühmten Aphrodite-Tempel auf Zypern und auf Kythera gegründet.[4]

Ikonografie Bearbeiten

Aphrodite Urania wurde in der griechischen Kunst auf oder mit einem Schwan, einer Schildkröte oder einem Globus dargestellt.[5]

Darstellungen in den Künsten Bearbeiten

Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr legte 1798 mit seiner dreibändigen Schrift Venus Urania eine umfassende Abhandlung über Freundschaft und Freundesliebe vor.[6]

Franz Schubert komponierte 1817 eine Ballade (D 554) auf Johann Mayrhofers Gedicht Uraniens Flucht.[7]

Auch Mayrhofers Gedicht Der Eintracht dreht sich um „des Himmels schöne Tochter“ und um die „Uraniden“.[8]

In einem kleinen Aquarell von Moritz von Schwind aus dem Jahr 1835 (die Skizze für eine Arabeske im damals geplanten Schubert-Zimmer) tanzt ein androgynes Paar um eine Statue der Aphrodite Urania.[9][10][8]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Platon: Symposion. Hrsg.: Barbara Zehnpfennig. 2., durchges. Auflage. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-7873-2404-0, S. Vorwort X, 25–27.
  2. ab Inguaro Makhankov luce lectum: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Hrsg. von W.H. Roscher. Bd. II-VII. grammatici.narod.ru, S. 98–100 (archive.org [abgerufen am 30. Dezember 2022]).
  3. Pausanias Periegetes: Description of Greece. Hrsg.: wikisource.org. 1 Ἀττικά, 160 n. Chr., 1.14.7 (englisch, altgriechisch: Ελλάδος περιήγησις. Übersetzt von W. H. S. Jones und H. A. Ormerod).
  4. Herodotus: The History of Herodotus. Hrsg.: wikisource.org. 1. Clio, 430 v. Chr., Kap. 131 (englisch, wikisource.org [abgerufen am 30. Dezember 2022] altgriechisch: Ιστορίαι. Übersetzt von George Rawlinson).
  5. Aphrodite. In: 1911 Encyclopædia Britannica. Volume 2 (wikisource.org [abgerufen am 29. Dezember 2022]).
  6. Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung / Dritten Theils erste Abtheilung. In: 1798 Encyclopædia Britannica. 1798 (wikisource.org [abgerufen am 30. Januar 2023]).
  7. Johann Mayrhofer, Franz Schubert: Uraniens Flucht. In: schubertlied.de. Abgerufen am 30. Dezember 2022.
  8. a b Ilija Dürhammer: Schuberts literarische Heimat: Dichtung und Literatur-Rezeption der Schubert-Freunde. Böhlau, Wien 1999, ISBN 3-205-99051-X, S. 233.
  9. Moritz von Schwind: Entwurf mit vegetabilischen Ornamenten und figürlichen Szenen für eine Wanddekoration. In: Kunstwerke - Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. 1835, abgerufen am 30. Dezember 2022 (deutsch).
  10. Christoph Schwandt: „Unaussprechlich, unbegriffen“. In: Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.): Musik-Konzepte. 97/98 Franz Schubert: „Todesmusik“. Edition Text + Kritik, München 1997, ISBN 3-88377-572-X, S. 140.