Amalie Wündisch

deutsche Frauenrechtlerin und Sozialarbeiterin

Amalie Wündisch, geb. Junker (* 5. April 1875 in Kassel; † 13. März 1956)[1] war eine deutsche Frauenrechtlerin und Sozialarbeiterin und 1919 eine der sechs ersten in die 72 Mitglieder umfassende Stadtverordnetenversammlung von Kassel gewählten Frauen.

Amalie Wündisch war Wäscherin von Beruf. Mit ihrem Ehemann Eduard Wündisch hatte sie fünf Kinder.[2] Trotz ihrer erheblichen beruflichen und familiären Belastungen engagierte sie sich in der Jugendarbeit und in sozialen Organisationen. Sie war Mitglied der Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)[3] und wurde am 2. März 1919, nachdem das aktive und passive Frauenwahlrecht am 12. November 1918 in Deutschland eingeführt worden war, gemeinsam mit Minna Bernst auf der Liste der SPD zur Stadtverordneten gewählt.[4] Sie wirkte dort zwei Legislaturperioden bis 1929, während derer sie sich mit sozialpolitischen Belangen befasste, aber auch als Haushalts- und Finanzpolitikerin hervortrat.

Wündisch und Bernst setzten sich für Sofortmaßnahmen zur Unterstützung von Kriegsopfern und Bedürftigen auf kommunaler Ebene ein, und Anfang 1920 gründeten sie mit anderen Gleichgesinnten die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Kassel, die ihre Arbeit mit einer Wärmehalle und einer Volksküche für Arbeitslose und hungernde Kinder in der Kettengasse an der Fuldabrücke begann. Später kamen eine Nähstube hinzu, in der Hemden für arbeitslose Männer herstellt wurden, sowie ein Lehrlingsheim, eine Sozialberatungsstelle und ein Heim für alte Menschen. Wündisch blieb lange Jahre Vorsitzende der Kasseler AWO und des AWO-Bezirks Hessen-Kassel.

Auf der Marbachshöhe in Kassel-Wilhelmshöhe ist eine Straße nach ihr benannt. Dort befinden sich ebenso die nach den 1919 in die Stadtverordnetenversammlung gewählten Frauen Minna Bernst, Elisabeth Consbruch, Julie von Kästner und Johanna Wäscher und nach der ebenfalls 1919 gewählten ersten Kasseler Stadträtin Johanna Vogt benannten Straßen.

Fußnoten

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  1. Gilla Dölle, Cornelia Hamm-Mühl, Leonie Wagner: Damenwahlen: die weiblichen Stadtverordneten in Kassel 1919–1933. Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel 1992, ISBN 3-926068-08-6, S. 44, 71.
  2. Darunter den späteren Kasseler Stadtverordneten (ab 1952), SPD-Fraktionsvorsitzenden (1956–1960), Stadtrat, Vorsitzenden des „Vereins für Volkswohl“ Kassel (1961–1975) und schließlich Bürgermeister (bis 1972) Georg Wündisch (1908–1975).
  3. Frauen hatten ab 1908 das Recht, Mitglieder in Vereinen zu werden und sich politisch zu engagieren.
  4. Die Wahlliste der SPD, die bei der Wahl 51,4 Prozent der Stimmen erhielt, umfasste drei Frauen auf den insgesamt 72 Plätzen.
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Literatur

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  • Gilla Dölle, Cornelia Hamm-Mühl und Leonie Wagner: Damenwahlen: Die weiblichen Stadtverordneten in Kassel 1919–1933 (Schriftenreihe des Archivs der deutschen Frauenbewegung). Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel, 1992, ISBN 3-926068-08-6.
  • Jochen Lengemann: Bürgerrepräsentation und Stadtregierung in Kassel 1835–2006. (Historische Kommission für Hessen) Elwert, Marburg, 2009, ISBN 978-3-86354-135-4.