Alexander Freytag von Loringhoven

deutscher Jurist, Archivar und Schriftsteller

Alexander Freytag von Loringhoven (* 8. Mai 1849 in Rio de Janeiro; † 12. September 1908 in Weimar) war ein deutscher Jurist, Archivar und Schriftsteller.

Leben Bearbeiten

Alexander Luis Ulrich Heinrich Johann Frhr. von Freytag-Loringhoven wurde 1849 in Rio de Janeiro als gemeinsames Kind des Geschäftsträgers Carl Gottlob von Freytag-Loringhoven und seiner Ehefrau, Mathilde Luise, geb. Kalkmann (1824–1909), Tochter des Kaufmanns und kaiserlich brasilianischen Vizekonsuls und Reeders in Bremen Ludwig Friedrich Kalkmann, geboren. Alexanders Tante war die Bremer Frauenrechtlerin Marie Kalkmann.[1]

Er genoss häuslichen Unterricht in Stockholm und Kopenhagen und besuchte das Gymnasium in Bremen. 1868–69 absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften in Dorpat und Berlin und nahm 1870/71 als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg teil. Nach einer kurzen Beamtentätigkeit zu Mitau in Lettland wurde er 1871 Hauptarchivar der livländischen adeligen Güter-Kredit-Sozietät zu Riga. Er war Kammerherr Seiner königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen, Rechtsritter des Johanniterordens und Mitglied des Verwaltungskomitees des Stadttheaters Riga. Vermählt war er zunächst 1877 mit der Schriftstellerin Marie Selma Freiin Freytag von Loringhoven aus der Linie Karl Johann, Haus Pajomois-Ficht (Ösel, seit 1846 und 1848) (1858–1931, Pseudonym: Iwan Delicz), Tochter des russischen Generalkonsuls zu Hamburg Charles v. Freytag-Loringhoven. Die Ehe wurde 1883 geschieden. Am 14. März 1888 heiratete er erneut, und zwar Anna Maria Freiin von Sebottendorf von der Rose (1852–1908). Inzwischen war Baron Alexander Freytag von Loringhoven Kammerherr beim Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach.[2]

Alexander Freytag von Loringhoven war auch als Schriftsteller tätig. Die meisten der Stücke des russisch-deutschen Dichters wurden in Riga, der größten Stadt des Baltikums, mittlerweile ausgebaut zu einem der wichtigsten Häfen Russlands, wo zudem bis 1891 Deutsch die offizielle Amtssprache war, aufgeführt. Im Deutschen Theaterjahrbuch verlautet 1892 über Freytag von Loringhovens Lebenslauf und seine Werke:

Freytag von Loringhoven, Alexander, Frhr. v., Kammerherr, Archivar und Lustspieldichter, geb. 8/5 1849 Rio de Janeiro, wo sein Vater russischer Diplomat war, wurde in Kopenhagen von Hauslehrern unterrichtet, besuchte dann die oberen Klassen der Gelehrtenschule in Bremen und studierte darauf in Dorpat und Berlin; machte 1870 den deutsch-französischen Krieg als Kriegsfreiwilliger mit, absolvierte sein Staatsexamen in Dorpat und ist gegenwärtig Hauptarchivar der livländischen adeligen Güter-Kredit-Sozietät zu Riga, gleichzeitig Kammerherr Sr. kgl. Hoheit des Großherzogs von Sachsen und Rechtsritter des Johanniter-Ordens, vermählt mit Anna, Freiin v. Sebottendorf (als Anna v. Seedorf am Thaliatheater zu Hamburg von 1876–84 und am Stadttheater zu Riga von 1884–87 engagiert). Werke auf dramat. Gebiet: ‚Am Strande‘ (Lokal-Einakter, vielfach aufgeführt; Mitau 1889); ‚Die Cousine‘ (Einakter, Auff.: Weimar, Riga, Graz u. a., Entsch, Berlin); ‚Illona‘ (Schausp. in 3 A., Manuskr., Auff.: Riga); ‚Der Kuß im Monde‘ (Lokalscherz; Manuskr., Auff.: Riga) sowie die Einakter: ‚Der Rittmeister‘, ‚Der Nichtraucher‘ und die Soloszene: ‚Die Premiere‘ (Auff.: Riga).“

Deutsches Theaterjahrbuch. Ein biographisches und bibliographisches Handbuch, herausg. v. Karl Biesendahl, Berlin, Verlag von Cassirer & Danziger, 1892, S. 322

Bibliographie Bearbeiten

  • Zwei Schwestern. Erzählung in Briefen, 1887
  • Erlebnisse aus dem deutsch-französischen Kriege, 1887
  • Am Strande. Baltische Lokalplauderei, 1889
  • Ernstes und Heiteres. Vermischte Schriften, 1892–1894
  • Das Preisstück, 1898
  • Aus der Hexenzeit. Kulturgeschichtliches Spiel aus Alt-Livland, 1902
  • Das Trio, 1903
  • Aus den westlichen Gouvernements Rußlands, 1905
  • Nerven. Skizzen aus der Theaterwelt, 1905
  • Silhouetten, 1912

Literatur Bearbeiten

  • Adolf Bartels: Chronik des Weimarischen Hoftheaters 1817–1907, Festschrift zur Einweihung des neuen Hoftheatergebäudes am 11. Januar 1908. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1908.
  • Hugo von Freytag-Loringhoven: Menschen und Dinge wie ich sie in meinem Leben sah. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1923.
  • Gero von Wilpert: Deutschbaltische Literaturgeschichte. München 2005, S. 194.
  • Sabine Grimm: Adelslinien – Die Herren von Frydag. Unruhige Zeiten, BoD – Books on Demand, 2011.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Marie Kalkmann auf bremerfrauengeschichte.de, abgerufen am 30. Januar 2021. Sabine Grimm, Adelslinien – Die Herren von Frydag. Unruhige Zeiten, 2011, S. 155, berichtet, Ludwig Friedrich Kalkmann habe einst mit seinen beiden ältesten Töchtern, darunter Mathilde, eine Gesundheitsreise nach Brasilien unternommen, auf der diese den russischen Legationsrat Carl Gottlob von Freytag-Loringhoven kennengelernt habe. Durch Mathilde sei in der Familie (drei Söhne, drei Töchter) „gutes deutsches Bürgerhaus“ geprägt worden. „In ihm wurde die deutsche Bildung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts praktiziert.“
  2. Carola L. Gottzmann, Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. Band 1: A–K, Walter de Gruyter, Berlin, New York 2007, S. 441 f. Kirchliches Aufgebot von Alexander Freytag von Loringhoven und Marie Selma Emma Caroline von Freytag-Loringhoven in der St. Jakobi-Kirche in Riga in: Rigasche Stadtblätter, 11. August 1877. Seine zweite Ehe: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Justus Perthes, Gotha 1892, S. 820 (Sebottendorf von der Rose). Über die 2. Ehe von Marie Selma Freiin Freytag von Loringhoven mit dem russischen Staatsrat Léonide v. Pistohlkors vgl. Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Stuttgart 1981, S. 235.