Adischer Raum

in der algebraischen Geometrie eine Verallgemeinerung von formalen Schemata und rigid-analytischen Räumen

Ein adischer Raum ist in der algebraischen Geometrie eine Verallgemeinerung von formalen Schemata und rigid-analytischen Räumen. Adische Räume wurden 1993 von Roland Huber eingeführt.[1] Seit 2012 rückten adische Räume durch die Entwicklung perfektoider Räume von Peter Scholze ins Zentrum aktueller Forschung.[2]

Formale Definition

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Wir fassen zuerst die umfangreiche Definition von adischen Räumen in Einzelschritten zusammen. Sie läuft im Wesentlichen analog zur Definition von Schemata.

  • Die Grundbausteine von adischen Räumen sind durch Huber-Paare gegeben. Das sind bestimmte Paare topologischer Ringe  , wobei   ein mit der Teilraumtopologie ausgestatteter Teilring ist.
  • Jedem Huber-Paar   wird ein adisches Spektrum   zugeordnet. Es besteht aus einem topologischen Raum  , einer Prägarbe topologischer Ringe  , deren Halme lokale Ringe sind, und einer Familie   von Äquivalenzklassen von Bewertungen auf  .
  • Wir definieren eine Kategorie von Tripeln  , die wir mit   bezeichnen. In diesem Kontext definieren wir Einschränkung auf offene Teilmengen von  .
  • Ein adischer Raum ist schließlich ein Objekt aus  , das eine Überdeckung durch adische Spektren hat.

Bewertungstheorie

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Eine nicht-archimedische Bewertung   eines topologischen Ringes   mit Bewertungsgruppe   ist stetig, wenn für alle   die Teilmenge   offen in   ist.[3]

Huber-Paare

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Ein Huber-Paar ist ein Paar  , wobei   ein topologischer Ring und   ein Teilring ist, sodass die folgenden Eigenschaften erfüllt sind:

  •   ist ein Huber-Ring.
  •   ist offen in  .
  •   ist ganzabgeschlossen in  .
  • Jedes Element von   ist potenzbeschränkt (in  ).

Lokalisierungen

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Sei   ein Huber-Ring. Wir definieren nun eine Art von topologischer Lokalisierung von  , mithilfe derer später eine Strukturprägarbe definiert werden kann.

Sei dazu   und sei  , sodass   offen in   ist.

Auf der algebraischen Lokalisierung   definieren wir eine Topologie wie folgt.

Sei   ein Definitionspaar für  . Definiere einen Teilring

 

Die Familie   definiert eine Topologie auf  . Der resultierende topologische Ring werde mit   bezeichnet. Die Vervollständigung von   werde mit   notiert.

Sei nun   ein Huber-Paar. Wir bezeichnen mit   den ganzen Abschluss von   in   ausgestattet mit der Teilraumtopologie von  . Wir bezeichnen die Vervollständigung von   mit  . Das Paar   ist wieder ein Huber-Paar und wird auch Vervollständigung von   genannt.

Adisches Spektrum

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Sei   ein Huber-Paar.

Wir definieren eine Menge

 

wobei   die Menge der stetigen Bewertungen von   ist.[4]

Für   und eine endliche Teilmenge  , sodass   offen ist, sei

 

die zugehörige rationale Teilmenge.[5] Von den rationalen Teilmengen werde eine Topologie auf   erzeugt.

Durch

 

ist eine Prägarbe vollständiger topologischer Ringe auf den rationalen Teilmengen von   definiert.[6]

Für eine beliebige offene Teilmenge   definieren wir

 

Hierbei durchläuft   alle rationalen Teilmengen von   und der Limes werde mit der Limes-Topologie ausgestattet. Das definiert eine Prägarbe   vollständiger topologischer Ringe auf  .

Jede Bewertung   mit   lässt sich auf eindeutige Weise auf die abstrakte Lokalisierung   zu einer Bewertung   fortsetzen.

Das adische Spektrum von   ist das Tripel   und wird mit   bezeichnet.

Ist   eine Garbe topologischer Ringe, so nennen wir   garbig.

Die Kategorie von Tripeln

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Die Kategorie adischer Räume wird als volle Unterkategorie einer Kategorie   definiert.

Die Objekte von   sind Tripel  , sodass folgendes gilt:[7]

  •   ist ein topologischer Raum.
  •   ist eine Garbe vollständiger topologischer Ringe auf  .
  • Für alle   ist der Halm   von   in   ein lokaler Ring.
  • Für alle   ist   ist eine Äquivalenzklasse von Bewertungen von  , sodass der Träger   das maximale Ideal von   ist.

Ein Morphismus   ist ein Paar  , sodass:

  •   ist eine stetige Abbildung.
  •   ist ein Morphismus von Prägarben topologischer Ringe. Das bedeutet, dass für alle offenen Teilmengen   der Ringhomomorphismus   stetig ist.
  • Für alle   gilt   für den von   induzierten Ringhomomorphismus  . Beachte, dass die Gleichheit sinnvoll ist, da   eine eindeutige Äquivalenzklasse von Bewertungen auf   bezeichnet.

Aus der letzten Bedingung folgt, dass   ein lokaler Homomorphismus ist.

Die Verkettung zweier Morphismen   und   ist durch   gegeben.

Sei   eine offene Teilmenge. Dann definieren wir die Einschränkung   durch  .

Adische Räume

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Ein affinoider adischer Raum ist ein Objekt von  , das isomorph zu   für ein garbiges Huber-Paar   ist.[8]

Ein adischer Raum ist ein Objekt   von  , das eine offene Überdeckung   besitzt, sodass   für alle   ein affinoider adischer Raum ist.[9]

Übergangsfunktoren

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Formale Schemata als adische Räume

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Es gibt einen kanonischen Funktor   von der Kategorie der garbigen formalen Schemata in die Kategorie der adischen Räume.[10] Dieser ist volltreu auf der vollen Unterkategorie lokal noetherscher formaler Schemata.[11]

Literatur

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  • Roland Huber: A generalization of formal schemes and rigid analytic varieties, Springer-Verlag 1994, Math. Z. 217, 513–551 (1994).
  • Torsten Wedhorn: Adic Spaces, Arxiv

Einzelnachweise

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  1. Roland Huber: A generalization of formal schemes and rigid analytic varieties, Springer-Verlag 1994, Math. Z. 217, 513–551 (1994).
  2. Peter Scholze: Perfectoid spaces. In: Publications mathématiques de l’IHÉS. Band 116, Nr. 1. Springer, November 2012, S. 245–313, doi:10.1007/s10240-012-0042-x, arxiv:1111.4914 (englisch).
  3. Wedhorn: Def. 7.7
  4. Wedhorn: Def. 7.23
  5. Wedhorn: Def. 7.29
  6. Wedhorn: Prop. 8.2
  7. Wedhorn: §8
  8. Wedhorn: Def. 8.21
  9. Wedhorn: Def. 8.22
  10. Wedhorn: Remark 9.35
  11. Wedhorn: Proposition 9.39