Štefan Lux

tschechoslowakisch-jüdischer Künstler und Journalist (1887-1936)

Stefan Lux (* 4. November 1887 in Wien; † 3. Juli 1936 in Genf) war ein tschechoslowakischer jüdischer Künstler und Journalist. Als Schriftsteller publizierte er in deutscher Sprache unter dem Pseudonym Peter Sturmbusch. Lux beging während einer Generalversammlung des Völkerbundes vor versammeltem Plenum Suizid, um auf die Judenverfolgung im Deutschen Reich aufmerksam zu machen.

Štefan Lux (1936)

Stefan Lux wurde als Stefan Mathias Lux in Wien I., Kurrentgasse 10 als Sohn des königlich ungarischen Notars Dr. Albert Lux und der Malvine Landesberger geboren.[1] Er besuchte eine Schule in Bratislava. Danach studierte er in Budapest Rechtswissenschaft und wandte sich nach den Examen verschiedenen schönen Künsten zu. Als Schauspieler erhielt er verschiedene Theaterrollen auf Bühnen in Berlin und Wien. Unter dem Pseudonym Peter Sturmbusch veröffentlichte er Gedichte und Liedtexte, die unter anderen von Otto Siegl und Erwin Bodky vertont wurden. 1920 führte er Regie im Spielfilm Gerechtigkeit, der als eine der ersten Leinwandproduktionen den um sich greifenden Antisemitismus thematisierte. Neben Ernst Deutsch und Fritz Kortner ist in der Hauptrolle der bekannte österreichisch-jüdische Schauspieler Rudolph Schildkraut zu sehen, der noch im selben Jahr in die USA auswanderte.

Lux selbst zog nach Prag und gründete dort ein Theater. Anfang der dreißiger Jahre wurde Lux zunehmend politisch aktiv und publizierte als Journalist in verschiedenen Veröffentlichungen und Zeitungen vehemente Aufrufe zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Im Jahr 1936 entschloss Lux sich zu einem radikalen Protest gegen die Judenverfolgung im Deutschen Reich. Lux verschaffte sich mit einer Presse-Akkreditierung Zutritt zu einer Generalversammlung des Völkerbundes in Genf. Nach einer Rede des spanischen Außenministers Augusto Barcia Trelles betrat Lux am Vormittag des 3. Juli 1936 den Plenarsaal, richtete einige nicht genau überlieferte Worte an die versammelten Diplomaten und den belgischen Sitzungspräsidenten Paul van Zeeland, zog dann einen Revolver und schoss sich in die Brust. Er wurde daraufhin in ein Krankenhaus in Genf eingeliefert und erlag dort am Abend seiner schweren Verletzung. Er wurde auf dem Genfer jüdischen Friedhof beigesetzt.

Reaktionen und Würdigung

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Bei seiner Beerdigung waren zahlreiche internationale Prominente und Politiker zugegen. Der britische Guardian schrieb: „Stefan Lux, was können wir zu Ihrer Tat sagen? Unnötig war sie, vielleicht, doch heldenhaft. Vor Ihrem Sarg schwören wir, dass wir nie die menschliche Solidarität aufgeben werden, für die Sie Ihr Leben geopfert haben, und dass wir angesichts der Verbrechen nicht schweigen werden.“

Nahum Goldmann schrieb 1937: „Es wird der Tag kommen, da wird man Stefan Lux in Deutschland ein Denkmal bauen.“[2]

Mit der deutsch-französischen Verfilmung des von Rolf Hochhuth verfassten Dokumentarschauspiels Der Stellvertreter von Costa-Gavras sollte Štefan Lux ein „filmisches Denkmal“ gesetzt werden. Der Film beginnt mit einer Darstellung seines Suizids.

Veröffentlichungen unter dem Namen Peter Sturmbusch:

Literatur

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  • Michael Biggs: The Transnational Diffusion of Protest by Self-Immolation, verschiedentlich vorgetragen, u. a. auf der Crossing Borders Conference, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Oktober 2006
  • Arnold Hahn: Vor den Augen der Welt! Warum starb Stefan Lux? Sein Leben, seine Tat, seine Briefe, Čechoslovakische Liga gegen den Antisemitismus, Prag 1936.
  • Moshe Levani, in: The Jewish Digest 12/2 (1966), S. 16–20
  • Betty Sargent: The Desperate Mission of Stefan Lux, in: The Georgia Review 43 (Winter 1989), S. 693–707
  • Rüdiger Strempel: Lux. Gegen den Nationalsozialismus und die Lethargie der Welt. Osburg Verlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-95510-216-6.
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Einzelnachweise

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  1. Geburtsbuch der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Reihenzahl 1781/1887
  2. Stefan Lux, protomartyr à Genève de l'antisémitisme nazi , notrehistoire.ch