Der II. Große Preis von Spanien fand am 28. Oktober 1923 auf dem Autódromo de Sitges-Terramar bei Sant Pere de Ribes statt. Das Rennen wurde über 200 Runden à 2,00 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 400,0 km entsprach.

Der Sieger Albert Divo, hier beim Großen Preis von Frankreich im Jahr 1924
Miller-Rennwagen von Louis Zborowski

Sieger wurde Louis Zborowski auf Miller.

Rennen Bearbeiten

Entgegen der Zählung als zweiter Großer Preis von Spanien handelte es sich um die erste Veranstaltung, die auch wirklich mit Grand-Prix-Rennwagen bestritten wurde, weil das erste Rennen unter diesem Titel 1913 noch mit Tourenwagen ausgetragen worden war. Und auch diese Veranstaltung erfüllte streng genommen nicht ganz die Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel, weil die Renndistanz statt der geforderten 800 km lediglich über 600 km angesetzt und letztlich aufgrund der Witterungsverhältnisse dann sogar noch auf 400 km verkürzt worden war. Dies kann einer der möglichen Gründe sein, warum das Rennen üblicherweise nicht als Grande Épreuve – somit auch nicht auf der gleichen Stufe wie die Großen Preise von Frankreich und Italien im gleichen Jahr – geführt wird.

Bei der Strecke handelte es sich um ein mit Steilkurven versehenes Hochgeschwindigkeitsoval, das als erste permanente spanische Rennstrecke eigens als Austragungsstätte des spanischen Grand Prix gebaut worden war und nun im Rahmen einer Rennwoche mit dem Grand Prix als Auftakt eingeweiht wurde. Dabei kam es jedoch bereits bei der Premiere zum Eklat, weil die Zuschauereinnahmen gepfändet wurden, um damit ausstehende Rechnungen für den Erbau der Strecke zu erstatten. Aus diesem Grund war der Real Automòbil Club de Catalunya als Veranstalter nicht in der Lage, die den Teilnehmern zustehenden Startgelder zu bezahlen, von denen vor allem auch deren Reisekosten finanziert werden mussten. Als Konsequenz wurde die Strecke vom Internationalen Automobilverband für die Austragung weiterer internationaler Automobilrennen gesperrt. Obendrein bemängelten die Fahrer auch eine falsche Auslegung der Steilkurven, so dass der Rennbetrieb auf der Anlage bereits nach nur wenigen Veranstaltungen wieder vollständig eingestellt wurde.

Trotz dieser Probleme, und obwohl mit den beiden Sunbeam von Albert Divo und Dario Resta sowie dem Miller von Louis Zborowski nach der Absage von Bugatti, Rolland-Pilain und Benz nur ganze drei wirklich ernsthafte Konkurrenten der 2-Liter-Formel am Start waren – bei den Wagen der vier übrigen Teilnehmer handelte es sich um leistungsschwächere Wagen der Voiturette-Kategorie – entwickelte sich das Rennen schließlich zu einem der spannendsten Grand-Prix-Läufe, die es bis dahin gegeben hatte. Auf regennasser Strecke – das Rennen war aufgrund der Wetterbedingungen zunächst insgesamt gefährdet und wurde aufgrund der Startverzögerung schließlich von 300 auf 200 Runden verkürzt – entwickelte sich gleich von Beginn an regelrechte Rad-an-Rad-Kämpfe, wie sie die Grand-Prix-Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Zborowski lag mit seinem für solche Art Ovalkurse konzipierten amerikanischen Miller-Rennwagen zunächst in Führung, musste diese aber in der achten Runde an Divo abgeben. Dessen Reifenwechsel in der 55. Runde brachte Zborowski wieder in Front, der seinen Vorsprung zunächst etwas ausbauen konnte, bevor er infolge eines Tankstopps in der 138. Runde wieder unmittelbar vor Divo zurück auf die Strecke kam. Während Resta in der Zwischenzeit aufgeben musste, entschied sich der Kampf um die Spitze schließlich in der 190. Runde, als Zborowski noch einmal kurz zum Reifenwechsel anhalten musste. So ging Divo schließlich mit weniger als einer Minute Vorsprung auf Zborowski über die Linie und bescherte Sunbeam damit nach Segraves Sieg im französischen Grand Prix den zweiten bedeutenden Erfolg der Saison, während mit Alfonso Carreras der beste einheimische Fahrer mit seinem 1,5-Liter-Elizalde erst mit beinahe einer Stunde Rückstand das Rennen als Dritter beendete. Wie eng das Rennen verlaufen war, lässt sich auch gut daran ablesen, dass Divos Durchschnittsgeschwindigkeit von 156 km/h über die volle Distanz nur etwa 1 km/h unterhalb des von Zborowski aufgestellten Rundenrekords von 157,2 km/h lag.

Ergebnisse Bearbeiten

Meldeliste Bearbeiten

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Vereinigte Staaten 48  Harry A. Miller Manufacturing Company 01 Vereinigte Staaten 48  Jimmy Murphy DNAa Miller 122 Special Offenhauser 2.0L I8 F
09 Vereinigtes Konigreich  Louis Zborowski
13 Argentinien  Martín de Álzaga DNA
Dritte Französische Republik  SA des Établissements Rolland-Pilain 02 Dritte Französische Republik  Albert Guyot DNA Rolland-Pilain A22 Rolland-Pilain 2.0L I8
Italien 1861  SA Autocostruzioni Diatto 03 Spanien 1875  José dos Santos-Mora Diatto 20S Diatto 1.5L I4
Spanien 1875  Elizalde y Cia 04 Spanien 1875  Alfonso Carreras Elizalde 511 Elizalde 1.8L I4
10 Spanien 1875  José Feliu
Vereinigtes Konigreich  Aston Martin Cars 05 Vereinigtes Konigreich  Douglas Hawkes DNA Aston Martin GP Aston Martin 1.5L I4 D
05 Vereinigtes Konigreich  Clive Gallop
Vereinigtes Konigreich  Sunbeam-Talbot-Darracq Motors 06 Vereinigtes Konigreich  Dario Resta Sunbeam GP Sunbeam 2.0L I6
11 Dritte Französische Republik  Albert Divo
Dritte Französische Republik  Automobiles E. Bugatti 07 Spanien 1875  Pierre de Vizcaya DNA Bugatti T32 „Tank“ Bugatti 2.0L I8 M
Deutsches Reich  Benz & Cie. 08 Fahrer nicht benannt DNA Benz RH 2-l-Tropfenform-Rennwagen Benz Bz 6516 2.0L I6 C
12 Fahrer nicht benannt DNA
14 Fahrer nicht benannt DNA
a 
Fahrer wieder in die USA zurückgereist.

Startformation Bearbeiten

Die Positionen wurden in der Reihenfolge der Startnummern besetzt. Die genaue Formation ist jedoch unbekannt. Der Start erfolgte fliegend.

Rennergebnis Bearbeiten

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Dritte Französische Republik  Albert Divo Vereinigtes Konigreich  Sunbeam 200 2:33:50,0 h
02 Vereinigtes Konigreich  Louis Zborowski Vereinigte Staaten 48  Miller 200 + 56,0 s 45,8 s
03 Spanien 1875  Alfonso Carreras Spanien 1875  Elizalde 200 + 38:46,5 min
04 Spanien 1875  José dos Santos-Mora Italien 1861  Diatto 200 + 42:55,5 min
05 Spanien 1875  José Feliu Spanien 1875  Elizalde 200 + 45:11,5 min
Vereinigtes Konigreich  Dario Resta Vereinigtes Konigreich  Sunbeam 166 DNF Ausfall
Vereinigtes Konigreich  Clive Gallop Vereinigtes Konigreich  Aston Martin 147 DNF Ausfall

Weblinks Bearbeiten

  • 1923 Grands Prix. www.teamdan.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2019; abgerufen am 14. Juli 2020 (englisch).