Zwischenfall auf Hügel 192

Vergewaltigung und Ermordung der Vietnamesin Phan Thị Mào durch US-amerikanische Soldaten im Vietnamkrieg

Zwischenfall auf Hügel 192 ist die euphemistische Bezeichnung der Entführung, Gruppenvergewaltigung sowie des Mordes an der Vietnamesin Phan Thị Mào am 18. und 19. November 1966. Das Kriegsverbrechen wurde von Angehörigen der US-amerikanischen Streitkräfte während des Vietnamkrieges begangen.[1]

Ablauf Bearbeiten

Die Tat geschah in der südvietnamesischen Region Bình Định.

Am 16. November 1966 wurde ein Trupp Soldaten der 1st Cavalry Division, bestehend aus Sergeant David Edward Gervase, Private First Class Steven Cabbot Thomas, den Cousins Privates First Class Cipriano S. Garcia und Joseph C. Garcia sowie Private First Class Robert M. Storeby zu einer fünftägigen, gefährlichen Aufklärungsmission um den sogenannten „Hügel 192“ eingeteilt. Am 17. November verkündete Sergeant Gervase die Absicht, dabei eine „junge hübsche Frau“ aus der Umgebung zu entführen und zu vergewaltigen, „um die Moral des Trupps zu heben“. Die Patrouille begann am 18. November 1966. In dem kleinen Dorf Cát Tường begannen Gervase und Thomas Häuser nach einem Opfer zu durchsuchen, bis sie in einem Haus die 21-jährige Phan Thị Mào fanden. Gervase und Thomas fesselten ihre Handgelenke mit einem Seil, knebelten sie und entführten sie gewaltsam. In einem abgelegenen Tal brachte der Trupp die Frau in eine verlassene Holzhütte, wo Gervase, Thomas und die beiden Garcias sie als Gruppe vergewaltigten. Nur Storeby, der schon zu Anfang Bedenken bezüglich der Aktion geäußert hatte, weigerte sich, an der Vergewaltigung teilzunehmen. Am Morgen des 19. November äußerten Gervase und Thomas die Absicht, ihr Opfer zu beseitigen. Da sie Storeby, der eine Beteiligung an der Vergewaltigung abgelehnt hatte, als Risiko erkannten, bedrängten sie ihn, die Frau zu töten, um ihn in die Tat zu verwickeln. Für den Fall der Weigerung drohten sie ihm damit, ihn umzubringen und bei ihrer Rückkehr als „im Kampf gefallen“ zu melden. Storeby weigerte sich und auch die beiden Garcias lehnten die Ausführung des Mordes ab, so dass sich schließlich Thomas dazu bereit erklärte. Es wurde verabredet, die Frau zu einem Ort mitzunehmen, an dem man ihre Leiche leicht beseitigen könne. Unmittelbar danach wurde der Aufklärungstrupp in ein Gefecht mit den Vietcong verwickelt. Abseits dieser Kampfhandlungen zerrte Thomas die verletzte und wehrlose Phan Thị Mào in ein Unterholz, wo er sie mit einem Jagdmesser niederstach und mit einem Gewehrschuss ermordete.[1][2]

Folgen Bearbeiten

Robert M. Storeby informierte seine Vorgesetzten unverzüglich über den Vorfall. Sein Zugführer zog ihn zu seinem Schutz von dem Aufklärungstrupp ab, riet ihm jedoch, die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen. Er informierte den Kompaniechef, Captain Otto Vorst, der allerdings auch schon von Storeby in Kenntnis gesetzt worden und sich über die Schwere des Vorfalls im Klaren war. Der Kompaniechef versetzte die Täter in andere Einheiten. Auch Storeby wurde mit seinem Einverständnis zur Divisionsbasis versetzt. Auf wiederholte Nachfrage über das weitere Vorgehen wurde Storeby vertröstet. Schließlich eröffnete ihm Vorst, dass er ein Vorgehen gegen die Täter für unzweckmäßig halte, da diese erfahrungsgemäß, wenn überhaupt, nur mit sehr geringen Strafen zu rechnen hätten. Dagegen sei das Potenzial für einen Skandal überproportional groß. Als Storeby erkannte, dass er sich nicht gegen die Armeehierarchie würde durchsetzen können, vertraute er sich einem Militärgeistlichen an, der unmittelbar die Criminal Investigation Division verständigte und so die Ermittlungen in Gang brachte.[1] Die Schwester von Phan Thị Mào identifizierte die Leiche an dem Ort, an dem sie ermordet worden war.

Im März und April 1967 wurden die Soldaten vor einem Militärgericht angeklagt. Steven Cabbot Thomas, dem die Todesstrafe drohte, wurde in erster Instanz zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Diese wurde jedoch in zweiter Instanz auf acht Jahre reduziert. David Edward Gervase wurde zunächst zu zehn Jahren Haft verurteilt, jedoch wurde diese auf acht reduziert. Joseph Garcia wurde zunächst zu einer fünfzehnjährigen Haftstrafe verurteilt, später aber aufgrund einer Verfassungsbeschwerde freigesprochen. Cipriano S. Garcia wurde zu 22 Monaten Haft verurteilt. Alle verurteilten Soldaten wurden unehrenhaft entlassen.

Storeby wurde im April 1968 ehrenhaft aus der Armee entlassen. Er erhielt von seinem Divisionskommandeur John J. Tolson eine Belobigung für seinen Mut und seine Standhaftigkeit in den kritischen Monaten des Prozesses.[2]

Rezeption Bearbeiten

Der Vorfall wurde von dem Autor Daniel Lang im Jahr 1969 in einem Artikel des Magazins The New Yorker beschrieben. Lang veröffentlichte auch ein Buch über den Vorfall.

Im Jahr 1970 kam der deutsche Spielfilm o.k., der das Ereignis behandelt, in die Kinos. 1989 erschien der Film Die Verdammten des Krieges, der weitgehend auf dem Vorfall basiert.

Literatur Bearbeiten

  • Incident on Hill 192 von Daniel Lang

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Daniel Lang: "Casualties of War". In: The New Yorker. 10. Oktober 1969, abgerufen am 9. Mai 2021 (englisch).
  2. a b Fred L. Borch III: Justice Was a “Casualty of War” - A Kidnapping, Rape, and Murder in Vietnam, in The Army Lawyer, Issue 4 2021, The Judge Advocate General's Legal Center and School (englisch), abgerufen am 26. April 2024