Xenusion

Gattung ausgestorbener Häutungstiere (Ecdysozoa) aus dem frühen Kambrium, etwa 530 bis 521 mya. Die bisher gefundenen zwei fossilen Exemplare stammen aus den eiszeitlichen Geschieben von Norddeutschland

Xenusion ist eine Gattung ausgestorbener Häutungstiere (Ecdysozoa) aus dem frühen Kambrium, etwa 530 bis 521 mya. Die bisher gefundenen zwei fossilen Exemplare stammen aus den eiszeitlichen Geschieben von Norddeutschland. Sie gelten als die ältesten Nachweise eines Tieres mit Gliedmaßen. Die einzige Art (Typusart) ist X. auerswaldae.

Xenusion

Typusexemplar von Xenusion auerswaldae im Berliner Museum für Naturkunde

Zeitliches Auftreten
Unteres Kambrium
530 bis 521 Mio. Jahre
Systematik
ohne Rang: Vielzellige Tiere (Metazoa)
Bilateria
Urmünder (Protostomia)
Häutungstiere (Ecdysozoa)
Lobopoden (Lobopodia)
Xenusion
Wissenschaftlicher Name
Xenusion
Pompeckj, 1927
Art
  • Xenusion auerswaldae Pompeckj, 1927

Systematische Einordnung Bearbeiten

Anfangs konnten die Funde keiner bekannten Tiergruppe zugeordnet werden. Später stellte man sie zu den in der erdgeschichtlichen Epoche des Kambriums lebenden Lobopoden (Lobopodia, Protarthropoda), die wohl eng mit den heutigen Stummelfüßern (Onychophora) verwandt sind. Rezente Formen der Onychophora leben jedoch an Land. Die Fossilien von Xenusion stammen vermutlich von den frühkambrischen Meeresablagerungen (Kalmarsund-Sandstein), die in Kalmarsund in Schweden anstehen.

Verwandte Formen (z. B. Hallucigenia) wurden in der fossilen Fauna des kanadischen Burgess-Schiefers, einer weltbekannten Fossillagerstätte, nachgewiesen. Als Microdictyon bezeichnete stachelartige Skelettelemente der Small-Shelly-Fauna konnten ebenfalls einem Onychophoren-artigen Fossil aus dem Unterkambrium Chinas (Chengjiang-Fauna) zugeordnet werden.

Fundgeschichte Bearbeiten

Das erste wissenschaftlich beschriebene Exemplar (Holotypus) fand Fritz Knuth beim Rigolen seines Gartens in Sewekow (heute Ortsteil von Wittstock/Dosse) in der Prignitz. Er übergab es an Annemarie von Auerswald, Leiterin des „Heimatmuseums für die Prignitz“ im Kloster Stift zum Heiligengrabe.[1] Sie reichte es zur wissenschaftlichen Bearbeitung an Professor Josef Felix Pompeckj, Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts und Museums der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität zu Berlin), weiter.[2][3] Es handelt sich dabei um den bedeutendsten paläontologischen Fund in der Prignitz. Der Erstfund befindet sich heute im Berliner Naturkundemuseum.

Ein zweites, sehr fragmentarisches Exemplar wurde in der Nähe von Fürstenwalde gefunden und dem Institut für Geologie und Paläontologie der Humboldt-Universität zu Berlin um 1950 übermittelt. Es gilt als verschollen.[4]

Ein drittes Exemplar des Xenusion auerswaldae wurde 1978 von Helga und Horst Deichfuss auf der Insel Hiddensee an der nördlichen Steilküste unterhalb des Leuchtturms Dornbusch gefunden. Es befindet sich in den Geowissenschaftlichen Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.[5][6]

Quellen Bearbeiten

  1. Bruno Kernchen und Albert Guthke: Finder und Fundort des Xenusion auerswaldae, Prignitz-Forschungen, Bd. 1, 1966, S. 13–17
  2. Joseph Felix Pompeckj: Ein neues Zeugnis uralten Lebens., Paläontologische Zeitschrift, Bd. 9, 1927, S. 287–313
  3. H. Jaeger and A. Martinsson: Remarks on the problematic fossil Xenusion auerswaldae., Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar, Bd. 88, 1967, S. :435–452
  4. Roger Schallreuter: Das zweite Xeniusion. In: Gesellschaft für Geschiebekunde (Hrsg.): Geschiebekunde aktuell. Band 2, Nr. 2. Hamburg Mai 1985.
  5. Günter Krumbiegel, Helga Deichfuss, Horst Deichfuss: Ein neuer Fund von Xenusion. Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften, Bd. 5, 1980, S. 97–99.
  6. Jerzy Dzik and Günter Krumbiegel: The oldest ‘onychophoran’ Xenusion: a link connecting phyla?, Lethaia 22 (2), 1989, 169–181

Weblinks Bearbeiten