Wulf D. von Lucius

deutscher Verleger, Publizist und Bibliophiler

Wulf-Dietrich von Lucius (* 29. November 1938 in Jena) ist ein deutscher Verleger, Publizist und Bibliophiler.

Wulf D. von Lucius (2014)

Von Lucius wurde 1938 in Jena geboren, sein Vater war der Gutsbesitzer auf Großballhausen Grüner Hof Tankred Lucius von Ballhausen. Aufgrund der vorübergehenden Verhaftung seiner Mutter Annelise von Lucius, Tochter des Verlegers Gustav Fischer und der Marie Schultze-Jena, Leiterin des Gustav Fischer Verlages, durch die DDR-Behörden 1953 floh die Familie über Berlin in die Bundesrepublik.[1] Er absolvierte nach dem Abitur[2] 1958 am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgart ein Volontariat bei der Druckerei von Ensslin & Laiblin. Im Anschluss leistete er Wehrdienst bei der Bundeswehr und erreichte den Dienstgrad Oberleutnant der Reserve.[2]

Er studierte von 1960 bis 1965 Volkswirtschaftslehre (Diplom[2]) an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Freien Universität Berlin und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und wurde 1967 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg mit der Dissertation Der Stand der Zinstheorie, insbesondere im Hinblick auf ökonometrische Ansatzmöglichkeiten für die empirische Überprüfung zum Dr. rer. pol. promoviert.

Nach dem Studium absolvierte er zunächst Volontariate. Ab 1969 arbeitete er im Gustav Fischer Verlag in Stuttgart, wo er von 1972[3] bis 1996 in der vierten Generation geschäftsführender Gesellschafter wurde. 1971 begründete er die wissenschaftliche Taschenbuchreihe Uni-Taschenbücher (UTB) mit. 1996 war er Neugründer des Stuttgarter Fachverlages Lucius & Lucius, der durch Übernahme von Programmteilen (insbesondere auch Zeitschriften) aus anderen Verlagen ausgebaut wurde. Der Verlag konzentriert sich auf die Themenfelder Wirtschaftswissenschaften und Soziologie.

Er war unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender des Carl Hanser Verlages[2] (1989–2013) und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Schillergesellschaft (1989–2009). Er ist Verwaltungsratsmitglied der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), Vorstandsmitglied der Stiftung Buchkunst (Vorsitzender 1982–1989) und Mitglied der Wüstenrot Stiftung[2] (Vorsitzender 2009–2014). Von 2009 bis 2021 war er Vorsitzender der Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst,[2] seit 1981 Mitglied der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Von 1991 bis 1996 war er deren Vorsitzender. Innerhalb des Börsenvereins engagierte er sich unter anderem als Vorsitzender des Verlegerausschusses, 9 Jahre als Vorstandsmitglied (stellvertretender Vorsteher) sowie im Urheber- und Verlagsrechtsausschuss (14 Jahre als Vorsitzender).[2] Heute ist er Ehrenmitglied. Für Urheberrecht war er auch in internationalen Verlegervereinigungen als Chairman verschiedener Komitees tätig. Lucius ist seit 2007 Honorarprofessor für Verlagswirtschaft an der Universität Hohenheim.[4]

Er ist seit 1967 verheiratet und Vater von drei Kindern. Otto Freiherr Lucius von Ballhausen ist sein Großvater.

Ehrungen

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Schriften

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  • Bücherlust. Vom Sammeln. DuMont, Köln 2000, ISBN 3-7701-4724-3.
  • Das Glück der Bücher. Beiträge zu Buchästhetik und Buchgeschichte. Berlin University Press, Berlin 2012, ISBN 978-3-86280-031-5.
  • Verlagswirtschaft. Ökonomische, rechtliche und organisatorische Grundlagen. 3. Auflage. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2014, ISBN 978-3-8252-3814-8.

Herausgeberschaften

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  • Stuttgart 1945. Anfang nach dem Ende. Lithos-Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-88480-020-5.
  • Mit Gunnar A. Kaldewey: The Artist Book in a Global World: A Workshop in Poestenkill, New York, August 2002. Lucius & Lucius, Stuttgart 2003, ISBN 3-8282-0252-7.
  • 100 Jahre Maximilian-Gesellschaft (1911–2011). Maximilian-Gesellschaft, Hamburg 2011, ISBN 978-3-921743-59-1.

Literatur

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  • Norbert Beleke (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 45. Ausgabe, Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-2042-5, S. 845.
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser, B (Briefadel), Band I, Band 7 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1954, S. 237–238. ISSN 0435-2408.
  • Monika Estermann, Ernst Fischer, Reinhard Wittmann (Hrsg.): Parallelwelten des Buches. Beiträge zu Buchpolitik, Verlagsgeschichte, Bibliophilie und Buchkunst. Festschrift für Wulf D. von Lucius. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05831-5 (dort ausführliches Publikationsverzeichnis enthalten).
  • Gustav Fischer Verlag (Hrsg.): Hundert Jahre Gustav-Fischer-Verlag. 1878, 1948, 1978. Verlagsgeschichte, Verzeichnis der seit 1948 in Stuttgart erschienenen Bücher und Zeitschriften. Fischer, Stuttgart 1978, ISBN 3-437-50227-1, S. 62.
  • Klaus-Dieter Lehmann: Zuverlässig und kompetent. Wulf D. v. Lucius zum 65. Geburtstag des Stuttgarter Verlegers. In: Börsenblatt, Band 170, 2003, Nr. 48, S. 36.
  • Elisabeth Niggemann: „Mit kompromissloser Liebenswürdigkeit“. Der Stuttgarter Verleger Wulf D. v. Lucius ... In: Börsenblatt, Band 180, 2013, Nr. 48, S. 11.
  • Klaus G. Saur: Eine Ausnahmeerscheinung. In: Börsenblatt, Band 175, 2008, Nr. 48, S. 35.
  • Taylor & Francis (Hrsg.): International Who’s who of Authors and Writers 2008. 23. Ausgabe. Europa Publications, London 2007, ISBN 978-1-85743-428-6, S. 737.
  • Eva-Maria Voerster: Verleihung der Staufermedaille in Goldan den langjährigen Vorsitzenden der WürttembergischenBibliotheksgesellschaft, Herrn Professor Dr. Wulf D. von Lucius. In: WLB-forum, Jg. 21 (2019), Heft 2, S. 34 f. (Digitalisat).
  • Bibliophiler Unternehmergeist. Außerordentlich engagiert und gelehrt: Der Verleger, Publizist, Buchliebhaber und Professor Wulf-Dietrich von Lucius wird am 29. November 85 Jahre alt. In: Börsenblatt, 2023, Band 190, Heft 47/48, 23. November 2023, S. 21.
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Commons: Wulf D. von Lucius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Monika Estermann, Ernst Fischer, Reinhard Wittmann (Hrsg.): Parallelwelten des Buches. Beiträge zu Buchpolitik, Verlagsgeschichte, Bibliophilie und Buchkunst. Festschrift für Wulf D. von Lucius. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05831-5, S. 191.
  2. a b c d e f g Norbert Beleke (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 45. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-2042-5, S. 845.
  3. Monika Estermann, Ernst Fischer, Reinhard Wittmann (Hrsg.): Parallelwelten des Buches. Beiträge zu Buchpolitik, Verlagsgeschichte, Bibliophilie und Buchkunst. Festschrift für Wulf D. von Lucius. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05831-5, S. 192.
  4. Dr. Wulf D. von Lucius jetzt Honorarprofessor in Hohenheim. buchmarkt.de, 12. Januar 2007.
  5. Taylor & Francis (Hrsg.): International Who’s who of Authors and Writers 2008. 23. Ausgabe. Europa Publications, London 2007, ISBN 978-1-85743-428-6, S. 737.
  6. Preisträger*innen – Antiquaria Preis. In: antiquaria-preis.de. Antiquaria Ludwigsburg, abgerufen am 18. Juni 2024.
  7. Wulf D. von Lucius erhält Ludwig-Erhard-Preis. boersenblatt.net, 15. September 2004.
  8. Staufermedaille für Professor Wulf D. von Lucius. mwk.baden-wuerttemberg.de
  9. Bundesverdienstkreuz für zwölf Personen des Kulturlebens – Kulturstaatsministerin Roth: "Wichtige Vorbilder für die Menschen in unserem Land". In: bundesregierung.de. Die Bundesregierung, 9. April 2024, abgerufen am 9. April 2024.