Willi Nitschke

deutscher Sportwissenpädagoge

Willi Nitschke (* 4. Januar 1912 in Prinzdorf, Landkreis Bunzlau; † 13. Juni 1981) war ein deutscher Sportpädagoge.

Leben Bearbeiten

Der in Prinzdorf im niederschlesischen Landkreis Bunzlau geborene Nitschke legte 1931 die Abiturprüfungen ab, von 1931 bis 1933 studierte er an den Pädagogischen Hochschulen Cottbus und Halle und war anschließend ab 1933 in Alt-Schönau in seiner niederschlesischen Heimat als Lehrer tätig. Im Jahr 1937 trat er der NSDAP bei, ab demselben Jahr hatte Nitschke eine Stellung als Oberfachschullehrer an der Heeresfachschule Sagan (ebenfalls Niederschlesien).[1]

Er nahm als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil, ab 1942 hatte er den Dienstgrad Oberleutnant. Nitschke desertierte und war Kriegsgefangener der Sowjetunion. Er besuchte in Krasnogorsk eine Antifa-Schule und nahm die Mitgliedschaft der NKFD an. Im Anschluss an seine Rückkehr nach Deutschland 1946 wurde Nitschke Mitglied der SED. Er arbeitete auf der Insel Rügen als Dozent am Institut für Lehrerbildung Putbus (1947 bis 1950), ab dem Jahr 1951 lehrte er an der Pädagogischen Fakultät der Universität Greifswald sowie zusätzlich zwischen 1951 und 1953 an der Universität Rostock.[1] An der Universität Greifswald wurde er Direktor des Instituts für Marxismus-Leninismus[2] und an der Universität Rostock Abteilungsleiter des Bereichs „Grundlagen des Marxismus-Leninismus“.[1]

1953 wechselte Nitschke als Dozent an die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) nach Leipzig und trat dort das Amt des Prorektors für Gesellschaftswissenschaften an. 1955 wurde an der Universität Leipzig seine Doktorarbeit zum Thema „Der Kampf der Neuen Rheinischen Zeitung für die nationale Befreiung der Völker in der Revolutionsperiode von 1848/49 (unter besonderer Berücksichtigung der polnischen, ungarischen und tschechischen nationalen Befreiungsbewegungen)“ angenommen.[3] In den Jahren 1955 und 1956 war Nitschke amtierender Rektor der DHfK.[4] Ab 1959 leitete er als Direktor das DHfK-Institut für Marxismus-Leninismus.[1]

1961 legte er das Werk „Kann der Sport neutral sein? über den Charakter von Körperkultur und Sport in beiden deutschen Staaten“ vor.[5] Seine Habilitation (Titel: „Die Rolle des Nationalbewußtseins in der geistigen Entwicklung der deutschen Turn- und Sportbewegung (eine philosophisch-historische Untersuchung)“) schloss er 1966 ab.[6] Zwischen 1955 und 1972 war Nitschke in Leipzig Vorsitzender des Stadtausschusses „Nationale Front“.[1] 1971 veröffentlichte er gemeinsam mit Lothar Kleine den Aufsatz „Wissenschaftstheoretische Überlegungen zu einem System der Sportwissenschaft“.[7]

Ihm wurde 1971 der Vaterländische Verdienstorden in Bronze verliehen, des Weiteren erhielt er die Dr.-Theodor-Neubauer-Medaille sowie die Verdienstmedaille der DDR.[1]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Nitschke, Willi - Catalogus Professorum Rostochiensium. Abgerufen am 9. Februar 2020.
  2. Baumgartner, Gabriele & Hebig, Dieter (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. Band 2. K. G. Saur, 1996, ISBN 978-3-11-169913-4, S. 602.
  3. Der Kampf der Neuen Rheinischen Zeitung für die nationale Befreiung der Völker in der Revolutionsperiode von 1848/49. In: katalog.ub.uni-leipzig.de. Abgerufen am 9. Februar 2020.
  4. Rektoren der DHfK. In: Gerhard Lehmann, Lothar Kalb, Norbert Rogalski, Detlev Schröter und Günther Wonneberger (Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950-1990. Meyer & Meyer, Aachen 2007, ISBN 978-3-8403-0034-9, S. 12.
  5. Kann der Sport neutral sein? In: katalog.ub.uni-leipzig.de. Abgerufen am 9. Februar 2020.
  6. Die Rolle des Nationalbewußtseins in der geistigen Entwicklung der deutschen Turn- und Sportbewegung. In: katalog.ub.uni-leipzig.de. Abgerufen am 9. Februar 2020.
  7. Willi Nitschke: WISSENSCHAFTSTHEORETISCHE UEBERLEGUNGEN ZU EINEM SYSTEM DER SPORTWISSENSCHAFT. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Deutschen Hochschule für Körperkultur. Band 13, Nr. 3/4, 1971, ISSN 0457-3919, S. 65–68 (bisp-surf.de [abgerufen am 9. Februar 2020]).