Wilhelm Gail (Fabrikant)

Fabrikant und Landtagsabgeordneter Großherzogtum Hessen

Karl Wilhelm Ferdinand Gail (* 17. März 1854 in Gießen; † 25. Februar 1925 ebenda) war ein deutscher Fabrikant und Landtagsabgeordneter.

Leben Bearbeiten

Wilhelm Gail war der Enkel des Gründers der Gail’schen Zigarrenfabrik Georg Philipp Gail sowie Sohn des Gießener Tabakfabrikanten und Landtagsabgeordneten Georg Karl Gail. Wilhelm Gail besuchte bis 1866 das Gymnasium in Gießen und danach die Realschule in Rheydt. Anschließend machte er eine kaufmännische Lehre im väterlichen Unternehmen. 1874 leistete er Militärdienst. Wilhelm Gail absolvierte 1876/77 und 1883 Reisen in die USA. Während seiner zweiten USA-Reise heiratete er 1883 in Chicago Minna Gail, geborene Mahla (1860–1898).[1]

1882 trat Wilhelm Gail als Teilhaber in die väterliche Firma ein und wurde 1885 Alleininhaber. Unter ihm erreichte die Entwicklung der ererbten Zigarrenfabrik ihren Höhepunkt. Die Geschichte der Zigarrenfabrik in dieser Zeit ist im Artikel zur Gail’schen Zigarrenfabrik beschrieben. 1891 gründete Wilhelm Gail die Firma „Gail’sche Dampfziegelei und Thonwaarenfabrik“, die sich schnell zu einem führenden Keramikunternehmen entwickelte.

Wilhelm Gail war von 1887 bis 1898 Mitglied der Handelskammer Gießen. 1892 wurde er mit dem Titel Kommerzienrat geehrt. 1906 wurde ihm das Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen, 1912 das Komturkreuz II. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen verliehen. 1907 wurde er vom Hessischen Großherzog Ernst Ludwig zum lebenslangen Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen ernannt. Im Jahr 1909 erhielt Wilhelm Gail die Auszeichnung Großherzoglich Hessischer Geheimer Kommerzienrat. 1912 wurde er Ehrendoktor der Universität Gießen. Mit der Novemberrevolution 1918 endete sein Landtagsmandat.

1904 heiratete Wilhelm Gail in zweiter Ehe Antonie Schirmer-Knorr (1864–1927), Witwe des Georg Schirmer, und Tochter des Richters Ludwig Knorr. Wilhelm Gail starb im Februar 1925. Beigesetzt wurde er im Grabmal der Familie Gail-Mahla, das sich auf dem Gießener Alten Friedhof[2] befindet.[3] Nach dem Tod von Wilhelm Gail übernahm sein Sohn Dr. Georg Gail das Familienunternehmen.[4]

Literatur Bearbeiten

  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 139.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, S. 329–330.

Weblinks Bearbeiten

Bilder Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kehm, Jochen: Der Traum vom Paradies - Der Gail’sche Park - Eine Geschichte von Tabak, Liebe und Gartenkunst. 3. Aufl., Freundeskreis Gail’scher Park e. V., Biebertal 2022.
  2. Landesamt für Denkmalpflege Hessen - Gießen, Licher Straße, Sachgesamtheit Alter Friedhof
  3. Eva Broscheck: Spuren der Berliner Bildhauerschule in Gießen - Das Grabmal der Familie Gail-Mahla. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen 80 (1995), S. 48–50 f.
  4. „Gail, Karl Wilhelm Ferdinand“, in: Hessische Biografie