Werner Siebler

deutscher Gewerkschafter und ehemaliger Postbote

Werner Siebler (* 14. November 1955[1]) ist ein deutscher Gewerkschafter und ehemaliger Postbote, der als Opfer des Radikalenerlasses bekannt wurde.

Leben Bearbeiten

Werner Siebler wuchs in der Nähe von Freiburg im Breisgau auf. Sein Vater arbeitete in einer Chemiefabrik, die Eltern gingen darüber hinaus der Landwirtschaft nach. Das Elternhaus war religiös geprägt. Siebler wollte ursprünglich Pfarrer werden[2] und fühlte sich dem Christentum auch nach seiner Hinwendung zum Kommunismus lange verbunden.[3] In seiner Jugend gehörte er der SDAJ an. Während einer Reise in die DDR lernte er in Dresden eine junge Frau kennen[4] und plante deswegen auch zeitweise überzusiedeln.[3] Außerdem bereiste er die Sowjetunion.[2]

Im Alter von 14 Jahren begann Siebler für die Deutsche Bundespost zu arbeiten.[5] Den Wehrdienst leistete er beim Gebirgsjägerbataillon 233 ab und war dort Mitherausgeber einer Zeitschrift, in der Schikanen gegenüber Soldaten angeprangert wurden. Danach arbeitete er wieder für die Post. 1984 wurde auf Grundlage des Radikalenerlasses ein Berufsverbot gegen Siebler und zwei seiner Kollegen verhängt,[6] außerdem erhielt er Hausverbot im Hauptpostamt Freiburg.[5] Als Begründung diente die Mitgliedschaft in der DKP. Bei den vorausgehenden Anhörungen argumentierte er unter Bezug auf das Grundgesetz für die Aufrechterhaltung seines Dienstverhältnisses.[6] Außerdem schlug er die Möglichkeit aus, auf seinen Beamtenstatus zu verzichten und als Angestellter weiterbeschäftigt zu werden.[4] Der Fall erregte öffentliches Aufsehen,[6] z. B. warb die DKP mit einer Plakataktion für seinen Verbleib bei der Post.[7]

Anschließend arbeitet Siebler als Kraftfahrer, war aber auch zeitweise arbeitslos. Gemäß einer im November 1990 getroffenen Entscheidung des Freiburger Arbeitsgerichtes wurde er ab 1991 wieder von seinem früheren Dienstherrn beschäftigt. Siebler war danach zunächst im Briefabgang und anschließend wieder in der Zustellung tätig,[8][6] wurde jedoch nach der Wahl in den Betriebsrat 1996 von seiner Arbeit freigestellt.[2] Am 1. Juli 2019 trat er in den Ruhestand ein. Seine Altersrente liegt 500 Euro unter dem Betrag, den er bei durchgehender Beschäftigung in seinem Beruf bezogen hätte. Nach eigener Schätzung ist ihm durch die Auswirkungen des Radikalenerlasses ein finanzieller Schaden von mehreren hunderttausend Euro entstanden.[6]

Siebler ist Mitglied der Gewerkschaft ver.di[5] und hatte außerdem den Vorsitz des DGB-Stadtverbandes Freiburg inne.[9] Er ist darüber hinaus als Laienrichter am Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg[2] und in mehreren sozialen Vereinigungen ehrenamtlich tätig. Bei der Stadtratswahl im Jahr 2019 trat Siebler als Mitglied des Bündnisses Linke Liste – Solidarische Stadt Freiburg an. Er ist Mitglied des Bundesarbeitsausschusses der Initiative gegen Berufsverbote und für die Verteidigung der demokratischen Grundrechte.[10] 2018 wurde ihm die Hans-Böckler-Medaille verliehen.

Siebler ist verwitwet, hat zwei Kinder und wohnt mit seiner Lebensgefährtin in Vauban.[1][6]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Profil von Werner Siebler als Kandidat zur Stadtratswahl auf badische-zeitung.de, abgerufen am 12. August 2021
  2. a b c d Johann Aschenbrenner: Der Hausbesuch: Radikaler Postbote. Auf taz.de vom 13. Mai 2020, abgerufen am 12. August 2021
  3. a b Aufrecht in die Rente - Werner Siebler, Berufsverbots-Opfer. Radiointerview mit Werner Siebler im SWR2 vom 8. September 2020, abgerufen am 12. August 2021
  4. a b Monika Goetsch: Aus Liebe zu einer Kommunistin aus Dresden. Auf saechsische.de vom 10. Juni 2019, abgerufen am 12. August 2021
  5. a b c Jeannette Goddar: „Ab in die Produktion“. Auf boeckler.de, abgerufen am 12. August 2021
  6. a b c d e f Monika Goetsch: Der sich nicht hängen lässt. In ver.di Publik Nr. 2/2019, Beilage S. 3
  7. Plakat Werner Siebler muß Briefträger bleiben! Auf der Internetseite der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 12. August 2021
  8. Recht für Rote. In Der Spiegel Nr. 37/1996, S. 68 ff. (online auf magazin.spiegel.de, abgerufen am 12. August 2021)
  9. Solidaritätsadresse: DGB-Stadtverband Freiburg solidarisiert sich mit den Mieterinnen und Mietern der Freiburger Stadtbau. Auf suedbaden.dgb.de, abgerufen am 12. August 2021 (PDF-Datei; 148KB)
  10. Heike Langenberg: Warten auf Entschuldigung. In ver.di Publik Nr. 1/2022, S. 10