Verfasserlexikon

deutsches Nachschlagewerk des Mittelalters

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon (VL) ist in seiner zweiten, völlig neu bearbeiteten, ab 1977 veröffentlichten Auflage (²VL, VL²) ein bedeutendes Nachschlagewerk der Altgermanistik. Das mittlerweile abgeschlossene Projekt war bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt und wurde im Rahmen des Akademienprogramms finanziert.

In ausführlichen Artikeln werden Autoren, anonyme Werke und Werkgruppen unter Berücksichtigung der Textüberlieferung dargestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der deutschsprachigen Literatur des Hoch- und Spätmittelalters bis etwa zum Jahr 1500, berücksichtigt wird zudem eine Auswahl lateinischer Schriften bis zum Jahr 1480.

Eine umfangreichere Einbeziehung des mittelniederländischen Schrifttums als „deutsch“, wie sie Kurt Ruh bereits um 1955[1] und als Hauptherausgeber vorgeschlagen hatte, scheiterte.[2]

Geschichte Bearbeiten

Die erste Auflage, begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch, erschien in fünf Bänden 1933–1955 in Berlin.

Die zweite Auflage umfasst vierzehn Bände und erschien von 1977 bis 2008. Die ersten zehn Bände enthalten die Einträge zu Verfassern und anonymen Werken von A bis Z; Band 11 bietet Nachträge und Korrekturen, Band 12 ein Register aller Handschriften. Die Bände 13 und 14 bieten weitere Register.

Die Zentralredaktion (Hauptredaktion: Christine Stöllinger-Löser) des von Kurt Ruh (Bände 1–8) und Burghart Wachinger (ab Band 9 Hauptherausgeber) herausgegebenen Werks war bis 2003 an der Universität Würzburg untergebracht, danach in Augsburg und München.[3] Die verlegerische Betreuung oblag dem Verlag Walter de Gruyter in Berlin.

Im Jahr 2001 erschien eine Studienauswahl in einer einbändigen Ausgabe. 2010 erschien eine ungekürzte Studienausgabe, die allerdings nur die ersten elf Bände (ohne die Register) umfasst.

Seit 2012 befinden sich die Artikel des Lexikons auch in der Verfasser-Datenbank des Verlags Walter de Gruyter. Neben dem Verfasserlexikon sind darin das Killy Literaturlexikon sowie die Lexika Deutscher Humanismus 1480-1520, Frühe Neuzeit in Deutschland 1520-1620 (VL16) und Frühe Neuzeit in Deutschland 1620-1720 (VL17) enthalten.[4]

2013 wurde in der Herausgeberschaft durch Rolf Bergmann in Zusammenarbeit mit den Autoren der 2. Auflage unter Anregung durch den Verlag De Gruyter für die Lemmata des althochdeutschen und altsächsischen Textkorpus eine Überarbeitung und Aktualisierung auf den Forschungsstand des Jahres 2012 vorgenommen. Das Ergebnis dieser Revision wurde in die „De Gruyter Lexikon“ Reihe aufgenommen und unter dem Titel Althochdeutsche und altsächsische Literatur publiziert.

Inhaltsangabe der zweiten, völlig neu bearbeiteten Auflage Bearbeiten

  • Bd. 01: ‚A solis ortus cardine‘ – Colmarer Dominikanerchronist (1978)
  • Bd. 02: Comitis, Gerhard – Gerstenberg, Wigand (1980)
  • Bd. 03: Gert van der Schüren – Hildegard von Bingen (1981)
  • Bd. 04: Hildegard von Hürnheim – Koburger, Heinrich (1983)
  • Bd. 05: Kochberger, Johannes – ‚Marien-ABC‘ (1985)
  • Bd. 06: Marienberger Osterspiel – Oberdeutsche Bibeldrucke (1987)
  • Bd. 07: ‚Oberdeutscher Servatius‘ – Reuchart von Salzburg (1989)
  • Bd. 08: ‚Revaler Rechtsbuch‘ – Sittich, Erhard (1992)
  • Bd. 09: Slecht, Reinbold – Ulrich von Liechtenstein (1995)
  • Bd. 10: Ulrich von Lilienfeld – ‚Das zwölfjährige Mönchlein‘ (1999)
  • Bd. 11: Nachträge und Korrekturen (2004)
  • Bd. 12: Handschriftenregister (2006)
  • Bd. 13: Register der Drucke, Sonstigen Textzeugen, Initien (2007)
  • Bd. 14: Register der Personennamen. Werktitel. Bibelstellen (2008)

Auflagen Bearbeiten

  • Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Herausgegeben und begründet von Wolfgang Stammler (Band I bis III), ab Band III (Schlussredaktion 1943) herausgegeben von Karl Langosch, Band I bis V, Berlin (bis Band II, 1936, auch Leipzig), (Erste Lieferung 1930) 1933–1955 (VL1).
  • Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, herausgegeben von Gundolf Keil, Kurt Ruh (federführend bis Band VIII, 1992), Werner Schröder, Burghart Wachinger (federführend ab Band IX, 1995) und Franz Josef Worstbrock, redigiert von Kurt Illing (bis Band I) und Christine Stöllinger-Löser, Band I–XIV. Walter de Gruyter, Berlin/ New York (Erste Lieferung 1977) 1978–2008, ISBN 3-11-022248-5; Neudruck (Bände I–XI) ebenda 2010, ISBN 978-3-11-022248-7 (VL2).
  • Deutschsprachige Literatur des Mittelalters. Studienauswahl aus dem „Verfasserlexikon“ (Band 1–10) in einem Band. Berlin/ New York 2001, ISBN 3-11-016911-8.

Ergänzende Projekte Bearbeiten

  • Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon. Von 2005 bis 2015 erschien unter der Herausgeberschaft Franz Josef Worstbrocks ein ergänzendes Nachschlagewerk zum Humanismus 1480–1520.[5]
    • Bd. 1: A – K (2008)
    • Bd. 2: L – Z (2013)
    • Bd. 3: Nachträge, Addenda und Corrigenda, Register (2015)
  • Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon (VL 16). In der Herausgeberschaft von Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller, Michael Schilling, Johann Anselm Steiger und Friedrich Vollhardt ist zwischen 2011 und 2019 ein neues Verfasserlexikon zur Literatur des Reformationsjahrhunderts erschienen, das sich als Fortsetzung des mediävistischen Verfasserlexikons versteht.[6][7]
    • Bd. 1: Aal, Johannes – Chytraeus, Nathan (2011)
    • Bd. 2: Clajus, Johannes – Gigas, Johannes (2012)
    • Bd. 3: Glarean, Heinrich – Krüger, Bartholomäus (2014)
    • Bd. 4: Krüginger, Johannes – Osse, Melchior von (2015)
    • Bd. 5: Paganus, Petrus – Seusse, Johannes (2016)
    • Bd. 6: Siber, Adam – Zyrl, Christian (2017)
    • Bd. 7: Nachträge, Corrigenda und Register (2019)
  • Frühe Neuzeit in Deutschland 1620-1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon (VL17). Anschließend an das VL16 entsteht seit 2018 unter der Herausgeberschaft von Stefanie Arend, Bernhard Jahn, Jörg Robert, Robert Seidel, Johann Anselm Steiger, Stefan Tilg und Friedrich Vollhardt ein Verfasserlexikon, dessen Fokus auf der Literatur- und Wissensgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts liegt.[8][9]
    • Bd. 1: Abelin, Johann Philipp - Brunner, Andreas (2018)
    • Bd. 2: Bucelin, Gabriel – Feustking, Friedrich Christian (2021)
    • Bd. 3: Feustking, Johann Heinrich – Held, Heinrich (2022)
    • Bd. 4: Hellwig, Christoph von – Lebaldt von Lebenwaldt, Adam (2023)

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kurt Ruh: Bonaventura deutsch. (Phil. Habilitationsschrift Basel 1953) Bern 1956 (= Bibliotheca germanica. Band 7), S. 92.
  2. Gundolf Keil: „blutken – bloedekijn“. Anmerkungen zur Ätiologie der Hyposphagma-Genese im ‚Pommersfelder schlesischen Augenbüchlein‘ (1. Drittel des 15. Jahrhunderts). Mit einer Übersicht über die augenheilkundlichen Texte des deutschen Mittelalters. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, S. 7–175, hier: S. 144, Anm. 1169.
  3. http://www.dlma.badw.de/index.html
  4. Verfasser-Datenbank. Abgerufen am 27. November 2023.
  5. Deutscher Humanismus 1480–1520. In: degruyter.com. 2014, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  6. Datenbank altgermanistischer Forschungsprojekte. Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon (VL 16) (Memento vom 6. Mai 2014 im Internet Archive)
  7. Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon (VL 16). In: germanistik.uni-muenchen.de. 2019, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  8. VL17: Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon 17. Jahrhundert (DFG) | Universität Tübingen. Abgerufen am 27. November 2023.
  9. Frühe Neuzeit in Deutschland. Abgerufen am 27. November 2023.