Vehbi Dibra

albanischer Politiker, Theologe und Übersetzer

Haxhi Abdyl Aziz Vehbi Agolli (* 12. März 1867 in Dibra, gest. 24. März 1937 in Tirana) war ein albanischer Politiker, Übersetzer, Theologe und Vertreter von Dibër bei der albanischen Unabhängigkeitserklärung.[1] Er war auch der erste Vorsitzende des albanischen Senats und als erster Vorsitzender der sunnitischen Moslemischen Gemeinschaft Albaniens von 1920 bis 1929 der Großmufti Albaniens. Vehbi Dibra wird auch als Hauptorganisierer des Kongresses von Dibër geehrt.[2]

Vehbi Dibra

Leben Bearbeiten

Geboren am 12. März 1867 als Vehbi Agolli in der Region Dibër studierte er islamische Theologie, Rechtswissenschaften und Philosophie, und wurde später zum Mufti von Dibër ernannt. Sein Vater Ahmet (Effendi) Agolli diente ebenfalls als Mufti von Dibër. 1909 wurde Vehbi Agolli zum Vorsitzenden des Kongresses von Dibër ernannt, einer Vorgängerversammlung zur Anstachelung der antiosmanischen Revolte von 1910. Im November 1912 nahm er als Vertreter von Dibër in der Versammlung von Vlora teil, bei der die Unabhängigkeit Albaniens erklärt und ein Nationalkongress gebildet wurde.[3] Die Abgeordneten des Nationalkongresses wählten achtzehn Delegierte zum albanischen Senat, von dem Vehbi Dibra der erste Vorsitzende war.[3][4]

Um den Teil der sunnitischen Gemeinschaft Albaniens, die ihre Sicht zur Unabhängigkeitserklärung Albaniens auf dem Klerus basierte, zu beeinflussen, erließ Vehbi Dibra eine Fetva und begrüßte die Unabhängigkeitserklärung als Gottes Geschenk.[5] Als ein Mitglied der Reformistenfaktion der sunnitischen Gemeinschaft Albaniens wurde er 1920 zu ihrem Vorsitzenden als Großmufti bestimmt.[6] Während seiner Amtszeit, die bis 1929 andauerte, wurden die Eigentümer der Vakëf dokumentiert und registriert, die Verwaltung zentralisiert und die Gottesdienste vereinheitlicht.[7] Vehbi Dibra begann auch mit der Veröffentlichung der Wochenzeitung Zani i Naltë und führte die Verwendung der albanischen Sprache in religiösen Zeremonien ein.[8]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. ″History of Albanian People,″ Albanische Akademie der Wissenschaften. ISBN 99927-1-623-1.
  2. Edwin Jacques: The Albanians: An Ethnic History from Prehistoric Times to the Present. 1994, ISBN 0-89950-932-0, S. 266 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Michael Schmidt-Neke: Entstehung und Ausbau der Königsdiktatur in Albanien, 1912-1939. Oldenbourg Verlag, 1987, ISBN 3-486-54321-0, S. 320–1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Reshat Nexhipi: Shtypja dhe rezistenca shqiptare në Maqedoni nëpër shekuj: tema të nxjerra nga bibliografia dhe biografia personale. 1996, S. 415 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. James Pettifer, Mentor Nazarko: Strengthening Religious Tolerance for a Secure Civil Society in Albania and the Southern Balkans. IOS Press, 2007, ISBN 978-1-58603-779-6, S. 57 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Frank Kressing, Karl Kaser: Albania--a country in transition: aspects of changing identities in a South-East European country. Nomos, 2002, ISBN 3-7890-7670-8, S. 47 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Ramiz Zekaj: The development of Islamic culture among Albanians during the 20th century. Hrsg.: Albanisches Institut für Islamisches Denken und Zivilisation. 2002 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Ahmet Çaushi: Haxhi Vehbi Dibra dhe vizioni i tij për Shqipërinë. (PDF) In: Rruga e Arbërit. Abgerufen am 14. Oktober 2012 (albanisch).