Vareler Nebenbahnen

Netz von Eisenbahnstrecken in Deutschland rund um die Stadt Varel am Jadebusen
Varel (Oldb)–Neuenburg (Oldb)
Streckennummer:1531 (Varel – Vareler Hafen),
1532 (Varel – Neuenburg),
1533 (Borgstede – Bramloge)
Kursbuchstrecke:221 m (1944), 199n (1935)
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
von Oldenburg
von Rodenkirchen
von Vareler Hafen
0,0 Varel (Oldb)
nach Wilhelmshaven
2,1 Langendamm
4,0 Borgstede
7,6 Bramloge
6,4 Rahling
8,2 Kranenkamp
von Ocholt
11,0 Bockhorn
nach Ellenserdamm
14,6 Zetel
17,0 Schweinebrück
19,0 Neuenburg (Oldb)

Als Vareler Nebenbahnen bezeichnet man ein Netz von Eisenbahnstrecken in Deutschland rund um die Stadt Varel am Jadebusen. Es handelt sich dabei ausschließlich um normalspurige Nebenbahnen, die zwischen 1893 und 1896 eröffnet wurden. Keine von ihnen wird heute mehr befahren, alle Strecken sind abgebaut.

Vorgeschichte Bearbeiten

Die Stadt Varel war bereits im Jahr 1867 durch die Hauptstrecke Wilhelmshaven (damals: Heppens) – Oldenburg an das Eisenbahnnetz der Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn (GOE) angebunden worden.

In den Folgejahren wurden die Stimmen lauter, die auch eine Anbindung der westlich Varels gelegenen Friesischen Wehde forderten. Grund hierfür waren unter anderem die Textil- und Klinkerindustrie sowie die Landwirte, deren Erzeugnisse über etliche Kilometer mühsam mit Fuhrwerken zum nächsten Bahnhof gebracht werden mussten. Zwar hatte Bockhorn damals in Ellenserdamm bereits einen Bahnhof an der Hauptstrecke nach Wilhelmshaven, jedoch lag dieser Bahnhof fünf Kilometer vom Ort entfernt und war somit recht unattraktiv.

Auch benötigten die schnell wachsenden Dörfer Zetel, Bockhorn und Neuenburg (Oldb) eine Verbindung in den von Preußen 1854 gegründeten Marinestützpunkt Wilhelmshaven. Anfang der 1890er Jahre begannen schließlich die Bauarbeiten, und 1896 war mit dem Anschluss Neuenburgs das Netz der Vareler Nebenbahnen vollständig.

Strecken Bearbeiten

Bahnstrecke Varel (Oldb)–Neuenburg (Oldb) Bearbeiten

mit den Stichstrecken zum Vareler Hafen und nach Bramloge

Streckenverlauf Länge (km) Eröffnung[1] Stilllegung PV Stilllegung GV Zustand
Varel–Vareler Hafen 1,60 15. Mai 1893 nur GV 1992 Abgebaut; Bahndamm auf fast ganzer Länge als unbefestigter Geh- und Radweg erhalten; am Hafen noch Gleisreste vorhanden
Varel–Langendamm-Borgstede 4,00 1. Januar 1893 23. Mai 1954 Varel–Varel West: 31. Dezember 2002; Varel West–Langendamm: 1. März 1998;
Langendamm–Borgstede: 1. Juni 1997;
Abgebaut; Bahnhof Borgstede als Wohnhaus gut erhalten, Bahnhofsgelände Langendamm (Varel-West) jetzt Gewerbegebiet
Borgstede–Bramloge 3,63 1. Januar 1893 23. Mai 1954 Borgstede–Bramloge: 25. September 1966, bis 1992 Bahnhofsgleis Bahndamm zwischen Borgstede und Bramloge als unbefestigter Geh- und Radweg erhalten
Borgstede–Bockhorn 7,00 1. Dezember 1893 23. Mai 1954 Borgstede–Rahling: 1. Juni 1997; Rahling–Bockhorn: 31. Dezember 1991 Abgebaut 2002; in Bockhorn Umgehungsstraße auf Bahnhofsgelände erstellt; Bahn-Relikte am Bahnhof Bockhorn als Denkmal vorhanden; noch Gleisreste in Bahnübergängen
Bockhorn–Zetel 3,63 10. Mai 1894 23. Mai 1954 31. Dezember 1991 Abgebaut 2002; Bahndamm 2009 zum Rad- und Wanderweg umgebaut; Neubaugebiet auf Bahnhofsgelände Zetel; alte Schranke am Bahnhof Zetel als Denkmal
Zetel–Neuenburg (Oldb) 4,37 1. April 1896 23. Mai 1954 31. Dezember 1991 Abgebaut 2002; in Zetel größtenteils überbaut; Bahndamm zum Teil zum Rad- und Wanderweg umgebaut; Bahnhofsgebäude in Neuenburg (Oldb) und Zetel gut erhalten; in Neuenburg (Oldb) eine alte Schranke, Gleise und ein alter Eisenbahnwaggon als Denkmal.

Bahnstrecke Ellenserdamm–Ocholt Bearbeiten

Streckenverlauf Länge (km) Eröffnung[2] Stilllegung PV Stilllegung GV Zustand
Ellenserdamm–Ellenserdammersiel 1,40 15. April 1894 nur GV 10. August 1926 Abgebaut; Brückenköpfe einer alten Flussquerung in den Wiesen noch vorhanden, ansonsten keine Spuren mehr sichtbar
Ellenserdamm–Bockhorn 5,42 1. Januar 1893 23. Mai 1954 23. Mai 1954 Abgebaut; teils hoher Bahndamm zwischen Bockhorn und Steinhausen noch gut erkennbar
Bockhorn–Grabstede 2,88 1. November 1893 23. Mai 1954 31. Dezember 1991 Abgebaut; Bahndamm ab südlich B 437 bis Grabstede vorhanden

Die Strecken Varel–Rodenkirchen (1913 eröffnet) und Grabstede–Westerstede (1904/05 eröffnet), werden aufgrund des späteren Baus nicht zu den Vareler Nebenbahnen gezählt. Der letzte Streckenteil Varel – Diekmannshausen wurde 1994 nach Ende des Ölverkehrs abgebaut. Auf dem letzten Teilstück Westerstede-Ocholt – Westerstede-Stadt besteht Draisinenverkehr. Von dort aus sind noch Gleise und Bahnübergänge bis Linswege vorhanden.

Siehe: Bahnstrecke Ellenserdamm–Ocholt

Entwicklung Bearbeiten

 
Fahrplan der ehem. KBS 199n Varel–Neuenburg aus dem Jahre 1935

Der Güter- und Personenverkehr entwickelten sich nach der Eröffnung der Strecken positiv. Klinker, Textilien und landwirtschaftliche Produkte wurden auf den zahlreichen Stationen in großem Umfang verladen. Arbeiter nutzten die Personenzüge von Neuenburg (Oldb) über Bockhorn nach Wilhelmshaven. Wenige Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wiesen die Strecken teilweise eine für Nebenbahnen erstaunlich hohe Zugdichte auf.

Nach dem Krieg erlebten die Vareler Nebenbahnen noch eine kurze Blüte, bis Anfang der 50er Jahre die Konkurrenz durch Busse und Autos stärker wurde. Verstärkt wurde der Niedergang durch die langen Fahrzeiten, da Schienen und Gleisbett vielerorts zuletzt in den 20er Jahren überarbeitet worden und somit ausbesserungsbedürftig waren. Bis 1960 war der Personenverkehr auf dem gesamten Netz eingestellt. Der Güterverkehr spielte durch die Bedienung zahlreicher Klinkerwerke und Genossenschaften sowie einer Kartonfabrik und eines Militäranschlusses in Varel noch längere Zeit eine bedeutende Rolle und wurde erst zwischen 1992 und 2002 in mehreren Schritten stillgelegt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lioba Meyer: Ganz ohne Eile. Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn (G.O.E.) 1867 - 1920. Stadtmuseum Oldenburg, 1992. ISBN 3-89442-127-4.
  2. Lioba Meyer: Ganz ohne Eile. Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn (G.O.E.) 1867 - 1920. Stadtmuseum Oldenburg, 1992. ISBN 3-89442-127-4.