Uttrichshausen

Ortsteil von Kalbach

Uttrichshausen ist ein Ortsteil in der Gemeinde Kalbach im Süden des osthessischen Landkreises Fulda.

Uttrichshausen
Gemeinde Kalbach
Koordinaten: 50° 25′ N, 9° 44′ OKoordinaten: 50° 24′ 46″ N, 9° 43′ 46″ O
Höhe: 386 (375–474) m ü. NHN
Fläche: 10,84 km²[1]
Einwohner: 840 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 77 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36148
Vorwahl: 09742
Uttrichshausen von oben
Uttrichshausen von oben

Geographische Lage Bearbeiten

Uttrichshausen liegt in einer Höhe von ca. 390 Metern über NN vor den nordwestlichen Hängen der Rhön in einem Seitental des Döllbachs, im Naturpark „Hessische Rhön“ und in dem seit 1972 bestehenden Landschaftsschutzgebiet "Frauenstein".

Nachbarorte sind Zillbach im Norden, Büchenberg und Altenhof im Nordosten, Motten im Osten, Heubach im Süden und Oberkalbach im Westen.

Geschichte Bearbeiten

Erstmals wurde der Ort am 19. Mai 811 urkundlich erwähnt. In der Schenkung eines gewissen Gundo wird zu "Orthereshusa" im Grabfeldgaue "dem hl. Bonifatius (d. h. dem Kloster Fulda) außer sechs Unfreien sein gesamter Besitz an Klein- und Großvieh übereignet. Der nächste Hinweis findet sich in einem fuldischen Urbar aus der Zeit um das Jahr 1000. Danach befanden sich auf dem Abteigute zu "Otricheshusen" elf Slawen, von denen ein jeder zwei Siklen Jahreszins zu entrichten hatte.[2] Mehrere Jahrhunderte lang lag der Ort im Spannungsfeld zwischen dem Hochstift Fulda, den Herren und späteren Grafen von Hanau und örtlichen Adligen, die hier zwei Burgsitze hatten, die Burg Uttrichshausen und das Schloss Anberg.

Der Ort gehörte zum Gericht Altengronau, das 1333 als Reichslehen aus einer Erbschaft vom Haus Rieneck an die Herrschaft Hanau kam. Aus dem Gericht entstand im 15. Jahrhundert das Amt Schwarzenfels der Grafschaft Hanau, ab 1459: Grafschaft Hanau-Münzenberg.

1643 wurde das Amt Schwarzenfels – und damit auch Uttrichshausen – als Pfand zusammen mit anderen Sicherheiten der Landgrafschaft Hessen-Kassel übergeben. Es sollte für Hanauer Schulden bürgen, die im Zusammenhang mit der Befreiung der Stadt Hanau von der Belagerung durch kaiserliche Truppen 1636 gegenüber Hessen-Kassel entstanden waren. Hanau gelang es nicht mehr, dieses Pfand von Hessen-Kassel zu lösen. Das Amt wurde in der Folgezeit wie landgräfliches Eigentum verwaltet. Auch nachdem Hessen-Kassel 1736, nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., die Grafschaft Hanau-Münzenberg erbte, wurde es mit dieser nicht wieder vereinigt.

Der Landgraf von Hessen-Kassel wurde 1803 zum Kurfürsten erhoben, sein Land kam jedoch bereits 1806 unter napoleonische Besatzung. Uttrichshausen war somit ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte von 1807 bis 1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das nunmehrige Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer das Staatsgebiet in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Uttrichshausen zum Landkreis Schlüchtern. 1867 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert.

Gebietsreform Bearbeiten

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen gab es Veränderungen. Am 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Heubach eingemeindet. Uttrichshausen wurde am 1. August 1972 kraft Landesgesetz in die Großgemeinde Kalbach (Landkreis Fulda) eingegliedert.[3][4]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

  • 1812: 85 Feuerstellen, 664 Seelen[5]
Uttrichshausen: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
  
664
1834
  
891
1840
  
1.006
1846
  
1.002
1852
  
952
1858
  
873
1864
  
829
1871
  
783
1875
  
745
1885
  
800
1895
  
735
1905
  
692
1910
  
670
1925
  
648
1939
  
629
1946
  
848
1950
  
832
1956
  
760
1961
  
740
1967
  
794
1970
  
783
1972
  
801
1987
  
808
1996
  
873
2006
  
886
2011
  
854
2016
  
853
2020
  
840
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [5]; ab 1987: Gemeinde Kalbach[1]; Zensus 2011[6]

Religionszugehörigkeit Bearbeiten

 Quelle: Historisches Ortslexikon[5]

• 1885: 396 evangelische (= 49,50 %), 360 katholische (= 45,00 %) und 44 jüdische (= 5,50 %) Einwohner
• 1961: 348 evangelische (= 47,03 %), 392 römisch-katholische (= 52,97 %) Einwohner

Religion Bearbeiten

Im Ort gibt es eine evangelische Kirche mit einem Gemeindehaus. Sie gehört zur Evangelischen Kirchengemeinde Oberkalbach-Heubach-Uttrichshausen.

Die römisch-katholische Kirche ist dem Heiligen Bonifatius geweiht. Sie gehört zur Katholischen Kirchengemeinde St. Kilian-Kalbach/Rhön, organisatorisch zum Pastoralverbund Heilig Geist Kalbach-Neuhof.

Ebenso gibt es die landeskirchliche Gemeinschaft Christustreff Rhön e.V., welche zum Hessischen Gemeinschaftsverband (HeGeV) e.V. in Marburg gehört.[7]

Politik Bearbeiten

Bei den Kommunalwahlen 2021 erlangten die Bürger für Kalbach (BfK) die Mehrheit der Stimmen und verfügen so über die Mehrheit im Ortsbeirat.[8] Ortsvorsteher ist Volker Röbig (BfK).

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Uttrichshausen war bis einschließlich 2015 Förderschwerpunkt im Hessischen Dorferneuerungsprogramm.

Unternehmen Bearbeiten

  • In dem Dorf ist der Fertighaushersteller Rensch-Haus, ein Familienunternehmen in fünfter Generation, beheimatet.[9]

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

  • Uttrichshausen hat seit 1988 eine Mehrzweckhalle.
  • Die Rhönschule im Ort ist eine Grundschule.

Verkehr Bearbeiten

Durch den Ort, der von der Talbrücke der Bundesautobahn 7 in zwei Teile geteilt wird, führen die Landesstraßen 2304 und 3207. In der Gemarkung liegen die beiden Autobahnraststätten Uttrichshausen West und Ost.

Literatur Bearbeiten

  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 2. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 1995, ISBN 3-86134-228-6, S. 376f.
  • Michael Mott: Uttrichshausen und seine Bürger / I. Stationen aus der Geschichte, in: "Buchenblätter", Fuldaer Zeitung, 53. Jahrg., Nr. 14, 26. Juni 1980, S. 53, 54; Nr. 23, 1. Nov. 1980, S. 89, 90, 91.
  • Michael Mott: 50 Jahre Pfarrkirche Uttrichshausen 1954–2004. Hrsg.: Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius Uttrichshausen. Flieden, 2004.
  • Michael Mott: Jüdische Gemeinde Uttrichshausen. In: "Buchenblätter", Fuldaer Zeitung, 60. Jahrg., Nr. 13, 20. Mai 1987, S. 51, 52.
  • Michael Mott: Das Hochkreuz auf dem alten Friedhof in Uttrichshausen / Aus der reichen Kirchengeschichte des Rhönortes, in: "Buchenblätter", Fuldaer Zeitung, 62. Jahrg., Nr. 5, 26. Februar 1990, S. 17, 18.
  • Michael Mott: In Vergessenheit geratene Zeitzeugen – Beispiel: Synagoge in Uttrichshausen. In: Fuldaer Zeitung, Nr. 37 v. 13. Februar 1992, S. 14.
  • Michael Mott: "Ehemalige Synagoge wurde abgerissen / Einstiger jüdischer Kultusbau in Uttrichshausen war schon seit dem Ersten Weltkrieg kein Gotteshaus mehr", in: Fuldaer Zeitung, Nr. 52 v. 2. März 2000, S. 12.
  • Michael Mott: 1175 Jahre Uttrichshausen, Gemeinde Kalbach/Rhön. Hrsg.: Gemeinde Kalbach. Bad Brückenau 1986.
  • Michael Mott: 1200 Jahre Uttrichshausen, Gemeinde Kalbach/Rhön. Hrsg.: Gemeinde Kalbach. Neuhof 2011. ISBN 978-3-00-034540-1
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926, S. 479.
  • Literatur über Uttrichshausen nach Register In: Hessische Bibliographie

Weblinks Bearbeiten

Commons: Uttrichshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Lage, Fläche, Einwohner. In: Webauftritt. Gemeinde Kalbach, abgerufen im Januar 2021.
  2. Uttrichshausen im Historischen Ortslexikon Hessen von LAGIS.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fulda und Hünfeld und der Stadt Fulda (GVBl. II 330-14) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 220, §§ 11 und 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 376 und 395.
  5. a b c Uttrichshausen, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  7. Website von Christus Treff Rhön e.V.
  8. Ergebnis der Ortsbeiratswahl auf Votemanager, abgerufen am 22. März 2021.
  9. Norman Zellmer: Rensch-Haus feiert 140-jähriges Bestehen mit Live-Montage. Fuldaer Zeitung, 10. Juli 2016, abgerufen am 2. Februar 2017.