Ulya Vogt-Göknil

Schweizer Architekturhistorikerin und Autorin türkischer Herkunft, die vornehmlich über islamische Architektur (Baukunst) forschte und veröffentlichte

Ulya Vogt-Göknil (geboren 4. Januar 1921 in Istanbul; gestorben 9. Juli 2014 in Zürich) war eine Schweizer Architekturhistorikerin und Autorin türkischer Herkunft, die vornehmlich über islamische Architektur (Baukunst) forschte und veröffentlichte.

Leben und Wirken Bearbeiten

Ulya Göknil war die Tochter von Bedri Nedim Göknil (1896–1958).[1] Sie wuchs mit einer jüngeren Schwester in Istanbul auf und studierte dort an der Akademie der Künste von 1940 bis 1945 Architektur. Ihr besonderes Interesse galt der Theorie und Geschichte der Baukunst, das von ihrem Lehrer Sedat Hakki Eldem, der die osmanisch-islamische Tradition mit modernen Bauauffassungen verknüpfte, gefördert wurde. Nach Abschluss ihres Architekturstudiums ging sie in die Schweiz. Dort studierte sie von 1947 bis 1950 Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Mit ihrer Promotion «Architekturbeschreibung und Raumbegriff»  bei Gotthard Jedlicka entwickelte sie Grundlagen für ihre künftige Forschung über Wechselwirkungen baugeschichtlicher Einflüsse insbesondere zwischen der sakralen Baukunst von Orient[2] und Okzident. Sie gründete mit dem Kunsthistoriker Adolf Max Vogt eine Familie[3], aus der zwei Söhne hervorgingen, wurde in Zürich sesshaft und wohnte im H59-Haus von Alfred Roth.[4]

1958 erlangte Ulya Vogt-Göknil mit ihrem Buch über die «Carceri»-Darstellungen von Giovanni Battista Piranesi große Beachtung. Aufgrund ihrer Veröffentlichung «Frühislamische Bogenwände. Ihre Bedeutung zwischen der Antike und dem westlichen Mittelalter» (unter Mitarbeit von Bernhard Wauthier-Wurmser, 1982) nahm Vogt-Göknil 1982/1983 als Beraterin am Projekt «Internationaler Wettbewerb – Staatsmoschee Bagdad» von TEST – Alousi (Maath Alousi, Issam El Said, Manfred Sundermann) teil.[5]  

1999/2000 war Ulya Vogt-Göknil Gastprofessorin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Salzburg und lehrte über das Thema «Geometrie, Tektonik und Licht in der islamischen Architektur».[6]

Ulya Vogt-Göknil starb am 9. Juli 2014 im Alter von 93 Jahren in Zürich.[3]

Familie Bearbeiten

Einer ihrer Söhne ist der Zürcher Rechtswissenschaftler Nedim Peter Vogt.[7] Ihre Nichte, die Schriftstellerin Zehra İpşiroğlu, entstammt der Ehe ihrer Schwester Hatice Nazan Göknil (1923–2015)[3] mit dem Kunsthistoriker Mazhar Şevket İpşiroğlu.

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

 
«Carceri» (1958)
  • Architekturbeschreibung und Raumbegriff bei neueren Kunsthistorikern. Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich. J.J. Groen & Zoon, Leiden 1951.
  • Architektonische Grundbegriffe und Umraumerlebnis. Origo, Zürich 1951.
  • Giovanni Battista Piranesi «Carceri». Origo, Zürich 1958[8]
  • Osmanische Türkei. Fotos Eduard Widmer. Hirmer, München 1965.
  • Die Moschee. Grundformen sakraler Baukunst. Artemis, Zürich 1978.
  • Frühislamische Bogenwände. Ihre Bedeutung zwischen der Antike und dem westlichen Mittelalter. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1982.
  • Sinan. Wasmuth, Tübingen 1993.
  • Die Schrift an islamischer Architektur. Wasmuth, Tübingen 2007.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Widmung in Giovanni Battista Piranesi: «Carceri», 1958, S. 7.
  2. G. G.: Mekka im Maghreb. In: NZZ. 11. April 2001, abgerufen am 23. Februar 2020.
  3. a b c Ana Sayfa: Ulya Vogt Göknil’i kaybettik. Übersetzung: Wir haben Ulya Vogt Göknil verloren. In: turkiyeturizm.com. 11. Juli 2014, abgerufen am 27. August 2022 (türkisch).
  4. Ulya Vogt-Göknil, Max Adolf Vogt: Alfred Roth H59-Haus. In: Werk, Bauen+Wohnen. Band 70, Heft 5. Zürich 1983, S. 30–31.
  5. Manfred Sundermann: Innen – Außen: Eine ineinanderverschränkte Ergänzung / Interior – Exterior: A Reciprocal Complement. In: Wolfgang Meisenheimer, Norbert Miller, Werner Oechslin, Bruno Reichlin, Anna Teut (Hrsg.): Daidalos. Nr. 13. Bertelsmann Zeitschriften GmbH, Berlin West 1984, S. 98–102 (deutsch, englisch).
  6. Sonja Pucher: Vermittlung zwischen zwei Welten. In: NZZ. 3. Februar 2001 (online).
  7. Todesanzeige in der NZZ vom 12. Juli 2014.
  8. Hermann Bauer: Rezension zu Ulya Vogt-Göknil, Giovanni Battista Piranesi, "Carceri". In: Kunstchronik. Monatsschrift für Kunstwissenschaft, Museumswesen und Denkmalpflege, Bd. 12, Nr. 7 (1959) online