Tula Roy

Schweizer Filmemacherin und Pionierin des Schweizer Films

Tula Roy (* 1934 in Bueriis, Italien) ist eine Schweizer Filmemacherin und Pionierin des Schweizer Films.[1][2] Von ihr stammt einer der wichtigsten Filme über die Schweizer Frauengeschichte mit dem Titel Eine andere Geschichte.[3][4]

Leben und Werk Bearbeiten

Tula Roy war nach einer Ausbildung als Fotografin in Basel freiberuflich für Presse, Architektur und Industrie tätig. Nach Filmkursen an der F+F in Zürich und an der Hochschule für Gestaltung Zürich arbeitet sie als freischaffende Filmemacherin.[2] Weiter hat sie eine Lehrtätigkeit am Pestalozzianum in Zürich. Seit Mitte der 1970er Jahre entstehen zahlreiche Filme, oft in Zusammenarbeit mit Kameramann Christoph Wirsing. Ihre Filme thematisieren Politik, Feminismus, Prostitution, körperliche und geistige Beeinträchtigung, Erziehung, Jugend und Sexualität. Sie war Mitglied des Vereins CH-Filmfrauen.

Zu dem Film eine andere Geschichte sagt sie Feministinnen in Zürich hätten sie gefragt, ob sie einen Film zur Frauengeschichte in der Schweiz machen könne. Diese Anfrage resultierte in einer fast 3-stündigen Trilogie, die von feministischen Kämpfen und Strömungen in der Schweiz zwischen 1910 und 1991 handelt. Aktionen und Streiks für legale Abtreibung, das Frauenstimmrecht, gleichen Lohn, Mitspracherecht und gegen Gewalt gegen Frauen, verschiedene Strategien und Perspektiven von der Arbeiterinnenbewegung bis zu bürgerlichen Ansätzen wie das Buch Frauen im Laufgitter von Iris von Roten, das 1958 eine grosse Debatte anstiess.[5] Die Trilogie erscheint 2021 in digitaler Fassung und erstmals auf Französisch in der Online-Edition filmo.

2020 und 2021 widmen die Solothurner Filmtage unter der Leitung von Anita Hugi ihre filmhistorische Sektion «Histoires du cinéma suisse» dem Filmschaffen von Schweizer Regisseurinnen. Unter dem Titel «Film.Pionierinnen» wurden im Januar 2021 zehn Filme der sieben Filmemacherinnen Tula Roy, Gertrud Pinkus, Lucienne Lanaz, Carole Roussopoulos, Marlies Graf Dätwyler, June Kovach und Isa Hesse-Rabinovitch gezeigt. Das Programm entsteht in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque Suisse, der Schweizer Online-Edition filmo und dem Schweizerischen Nationalmuseum.[6] Für das Filmprogramm werden zahlreiche dieser Filme digitalisiert und wieder verfügbar.,[7] Im Rahmen des Filmprogramms entsteht im Juni 2021 das Projekt «HerStory-Box»[8] in welchem Tula Roy und die anderen geehrten Filmpionierinnen persönlich Einblick geben in ihr Schaffen. Das Projekt ist online frei verfügbar.

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

  • 1975: Lady Shiva[9][10]
  • 1975: Jugend und Sexualität[11]
  • 1978: Lieber ledig als unverheiratet[12]
  • 1981: Ich möchte Bundesrat werden[13]
  • 1992: Liebe – einfach kompliziert[14][15]
  • 1994: Eine andere Geschichte – Ein Film in drei Teilen über politisch aktive Frauen in der Schweiz[14]
  • 2002: Mittendrin[16]
  • 2003: Spiel mit dem Sand[17]
  • 2004: Selbstbestimmt leben
  • 2006: Seiltänzer[18]
  • 2008: Cesare Ferronato

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Solothurner Filmtage: Filmographie. In: Cinéma Suisse. Solothurner Filmtage, 6. Januar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021 (deutsch, französisch).
  2. a b SWISS FILMS: Tula Roy. Abgerufen am 22. Juni 2020.
  3. CINEBULLETIN: Der Ausbruch der Frauen – CINEBULLETIN. Abgerufen am 31. Januar 2021.
  4. Eine andere Geschichte. In: Online-Edition FILMO. Verein Film.CH / Solothurner Filmtage, 5. Februar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
  5. Doku über Schweizer Frauen – Regisseurin: «Wir haben für diesen Film keine Männer gebraucht». 27. Januar 2021, abgerufen am 31. Januar 2021.
  6. Histoires du Cinéma Suisse. Abgerufen am 13. Februar 2021.
  7. Der Triumph der Frauen. Abgerufen am 13. Februar 2021.
  8. Anita Hugi: Her Story Box: Tula Roy. In: Film.Pionierinnen: Her Story Box. Anita Hugi, Seraina Winzeler, 13. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021 (deutsch).
  9. Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.): Neue Zürcher Zeitung. Zürich 29. März 1979, S. 34.
  10. Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.): Frühwerke des «neuen» Schweizer Films. Nr. 277. Zürich 27. November 1992, S. 66.
  11. Solothurner Filmtage 2021. In: Memoriav. 11. Januar 2021, abgerufen am 31. Januar 2021.
  12. wg.: Professionalität zwischen Konzilianz und Engagement – Eindrücke zu den 14. Solothurner Filmtagen. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2. Februar 1979, S. 65.
  13. Der Bund (Hrsg.): Ansporn zum Weitermachen – Zur Verleihung des Ida-Somazzi-Preises an drei Schweizer Filmemacherinnen Ansporn zum Weitermachen. 13. März 1995.
  14. a b Louise Monthoux-Porret: Histoire du Cinéma Suisse 1966–2000. Hrsg.: Cinémathèque Suisse. Band 2. Editions Gilles Attinger, Hauterive 2007, ISBN 2-88256-177-6.
  15. Tula Roy: Liebe – einfach kompliziert. Tula Roy Film Produktion, 9. März 1992, abgerufen am 31. Januar 2021.
  16. Filmpräsentation Mittendrin. Abgerufen am 13. Februar 2021 (deutsch).
  17. DAS FILMPROJEKT. Abgerufen am 13. Februar 2021.
  18. Wie Seiltänzer? | NZZ. Abgerufen am 13. Februar 2021.