Tepuizaunkönig

Singvogelart
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Der Tepuizaunkönig (Troglodytes rufulus) ist eine Vogelart aus der Familie der Zaunkönige (Troglodytidae), die in Venezuela, Guyana und Brasilien verbreitet ist. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Tepuizaunkönig

Tepuizaunkönig (Troglodytes rufulus)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
Gattung: Troglodytes
Art: Tepuizaunkönig
Wissenschaftlicher Name
Troglodytes rufulus
Cabanis, 1849

Merkmale Bearbeiten

Der Tepuizaunkönig erreicht eine Körperlänge von etwa 11,5 bis 12,0 cm bei einem Gewicht von ca. 13,0 bis 18,0 g. Er hat graue Zügel. Der ockerfarbene bis braungelbe Augenstreif wird im hinteren Augenbereich dunkelbraun. Der Oberkopf und die Oberseite weisen keine Markierungen auf und sind kastanienfarbenbraun, etwas mehr rötlich gefärbt am Hinterrücken und dem Bürzel. Die Handschwingen und Armschwingen haben undeutliche rötlich-braune Streifen und schwärzlich-braune an den Außenfahnen. Die Kehle und die Brust sind ockerfarben-gelbbraun bis rötlich-braun an den Seiten, den Flanken und am Hinterbauch. Der Steiß ist gelbbraun-braun mit dunklen braunen Streifen. Die Augen sind dunkelbraun, der Schnabel schwarz mit silberner Basis am Unterschnabel und mittelgrauen Beinen. Beide Geschlechter ähneln sich. Jungtiere sind dunkler mit geschuppter Unterseite.[1]

Verhalten und Ernährung Bearbeiten

Es liegen keine Daten zur Nahrung des Tepuizaunkönigs vor. Die meiste Zeit verbringt er bei der Futtersuche in der Vegetation der sehr niedrigen Straten, sowie am Boden.[1]

Lautäußerungen Bearbeiten

Der Gesang des Tepuizaunkönigs besteht aus einer hohen, dünnen Serie von Trillern, die manchmal einige Sekunden andauern, dann aber wieder in unterschiedliche Phrasen getrennt sind.[1]

Fortpflanzung Bearbeiten

Daten zur Brutbiologie des Tepuizaunkönigs liegen nicht vor.[1]

Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten

 
Verbreitungsgebiet des Tepuizaunkönigs (grün)

Der Tepuizaunkönig bevorzugt die feuchten Wälder der Tepui-Berge. Außerdem kommt er an Waldrändern und Buschlandschaften vor. Er bewegt sich in Höhenlagen von 1000 bis 2800 Metern, meist aber zwischen 1600 und 2400 Metern.[1]

Migration Bearbeiten

Der Tepuizaunkönig gilt als Standvogel.[1]

Unterarten Bearbeiten

Es sind sechs Unterarten bekannt.[2]

  • Troglodytes rufulus rufulus Cabanis, 1849[3] kommt in der Gegend um den Roraima-Tepui im Osten Venezuelas, dem Westen Guyanas und dem extremen Norden Brasiliens vor.
  • Troglodytes rufulus fulvigularis Zimmer, JT & Phelps, 1945[4] ist im Südosten Bolivars verbreitet. Die Unterart ist dunkler mit weniger rötlichen Tönen als bei der Nominatform.[1]
  • Troglodytes rufulus yavii Phelps & Phelps Jr, 1949[5] kommt im nördlichen Amazonas vor. Die Subspezies ist auf der Unterseite weißer.[1]
  • Troglodytes rufulus duidae Chapman, 1929[6] ist im zentralen Amazonas und dem südlichen Bolivar verbreitet. Die Subspezies hat eine weißliche Unterseit und ausgeprägtere Binden am Schwanz.[1]
  • Troglodytes rufulus wetmorei Phelps & Phelps Jr, 1955[7] ist im südlichen Amazonas und eventuell im nördlichen Brasilien verbreitet. Die Unterart ähnelt der Nominatform, doch ist die Mitte der Unterseite grau.[1]
  • Troglodytes rufulus marahuacae Phelps Jr & Aveledo, 1984[8] kommt in Zentralamazonas vor. Die Unterart ähnelt T. r. wetmorei, ist aber kleiner und hat einen sehr grauen Bauch.[1]

Etymologie und Forschungsgeschichte Bearbeiten

Die Erstbeschreibung des Tepuizaunkönigs erfolgte 1849 durch Jean Louis Cabanis unter dem wissenschaftlichen Namen Troglodytes rufulus. Das Typusexemplar wurde von Moritz Richard Schomburgk im Roraima Gebirge gesammelt.[3] Bereits 1809 führte Louis Pierre Vieillot die für die Wissenschaft neue Gattung Troglodytes ein.[9][A 1][A 2] Dieser Name leitet sich von »trōglē, trōgō κτρωγλη, τρωγω« für »Höhle, nagen« und »-dutēs, duō -δυτης, δυω« für »tauchend, eintauchen« ab.[10] Der Artname »rufulus« ist das lateinische Wort für »rötlich«.[11] »Fulvigularis« ist ein lateinisches Wortgebilde aus »fulvus« für »gelbbraun« und »gularis, gula« für »kehlig, Kehle«.[12] »Yavii« bezieht sich auf den Berg Yaví[5], »duidae« auf den Berg Duida[6] und »marahuacae« auf den Berg Marahuaca[8]. »Wetmorei« ist eine Widmung zu Ehren von Alexander Wetmore[7].

Literatur Bearbeiten

  • Jean Louis Cabanis: Reisen in Britisch-Guiana in den Jahren 1840–1844 : nebst einer Fauna und Flora Guiana's nach Vorlagen von Johannes Müller, Ehrenberg, Erichson, Klotzsch, Troschel, Cabanis und Andern. Band 3. J. J. Weber, Leipzig 1849 (biodiversitylibrary.org).
  • Frank Michler Chapman: Descriptions of new birds from Mt. Duida, Venezuela. In: American Museum novitates. Nr. 380, 1929, S. 1–27 (digitallibrary.amnh.org [PDF; 2,7 MB]).
  • Edward Clive Dickinson, Leslie K. Overstreet, Robert Jack Dowsett, Murray Duncan Bruce: Priority! The Dating of Scientific Names in Ornithology. Aves Press Limited, Northampton 2012, ISBN 978-0-9568611-1-5.
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Donald Eugene Kroodsma, David Brewer, Guy Maxwell Kirwan: Tepui Wren (Troglodytes rufulus). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 4. März 2020 (englisch, hbw.com).
  • William Henry Phelps, William Henry Phelps, Jr.: Eleven new subspecies of birds from Venezuela. In: Proceedings of the Biological Society of Washington. Band 62, 20. Juni 1949, S. 109–124 (biodiversitylibrary.org).
  • William Henry Phelps, William Henry Phelps, Jr.: Seven new birds from Cerro de la Neblina, Territorio Amazonas, Venezuela. In: Proceedings of the Biological Society of Washington. Band 68, 31. Oktober 1955, S. 113–123 (biodiversitylibrary.org).
  • William Henry Phelps, Jr., Ramón Aveledo Hostos: Dos nuevas subespecies de aves (Troglodytidae, Fringillidae) del Cerro Marahuaca, Territorio Amazonas, Venezuela. In: Boletín de la Sociedad Venezolana de Ciencias Naturales. Band 39, Nr. 142, 1984, S. 5–10.
  • Louis Pierre Vieillot: Histoire naturelle des oiseaux de l'Amérique Septentrionale, contenant un grand nombre d'espèces décrites ou figurées pour la première fois. 2 (Lieferung 18). Chez Desray, Paris 1809 (biodiversitylibrary.org – 1807–1809).
  • John Todd Zimmer, William Henry Phelps: New species and subspecies of birds from Venezuela. 2. In: American Museum novitates. Nr. 1274, 25. Januar 1945, S. 1–9 (digitallibrary.amnh.org [PDF; 2,2 MB]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tepuizaunkönig (Troglodytes rufulus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k Donald Eugene Kroodsma u. a.
  2. IOC World Bird List Dapple-throats, sugarbirds, fairy-bluebirds, kinglets, hyliotas, wrens, gnatcatchers
  3. a b Jean Louis Cabanis (1849), S. 672.
  4. John Todd Zimmer u. a. (1945), S. 6.
  5. a b William Henry Phelps u. a. (1949), S. 118–119.
  6. a b Frank Michler Chapman (1929), S. 22.
  7. a b William Henry Phelps u. a. (1955), S. 118–119.
  8. a b William Henry Phelps Jr. u. a. (1984), S. 6.
  9. Louis Pierre Vieillot (1809), S. 52–56.
  10. James A. Jobling, S. 391.
  11. James A. Jobling, S. 343.
  12. James A. Jobling, S. 166.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Vieillot kategorisierte den Hauszaunkönig (Troglodytes aedon) und den Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) in die neue Gattung.
  2. Zur Publikationsgeschichte siehe Edward Clive Dickinson u. a. S. 157.