Trebor Scholz

US-amerikanischer Hochschullehrer

Trebor Scholz (* 1969[1] in Ost-Berlin[2]) ist ein US-amerikanischer[3] Soziologe,[4] Hochschullehrer und Forscher zur Gig-Economy und aktuellen Genossenschaftsmodellen im Sinne der Neuen Institutionenökonomik.

Trebor Scholz auf der re:publica 2016

Leben Bearbeiten

Jugend und Ausbildung Bearbeiten

Trebor Scholz entstammt einer Arztfamilie und besuchte in der DDR eine Schule mit erweitertem Russischunterricht, wodurch er mehrfach Moskau besuchte. Anschließend wurde er zu den Grenztruppen eingezogen, wo er nach einer Stationierung in Wittenberg beim zentralen Kommando Grenze in Pätz, südlich von Berlin, diente. Am 26. Oktober 1989 endete Scholz' Wehrdienst.[5]

Nach dem Mauerfall kam er mithilfe einer westlichen Nichtregierungsorganisation nach Frankreich und studierte zunächst in Aix-en-Provence.[5] 1994 schloss er sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden ab und erlangte anschließend den Master of Fine Arts (MFA) an der Slade School of Art in London. 1997 zog er nach San Francisco und nahm 1998 am Whitney Museum Independent Studio Program in New York teil.[1]

Berufliche Tätigkeit Bearbeiten

Neben diversen Ausstellungen in Museen und Universitäten weltweit, war Scholz zwischenzeitlich Research Fellow und Promovend an der Zürcher School of Art & Design (HGKZ). Lehraufträge führten ihn die University of Arizona und die Bauhaus-Universität Weimar, bevor er Assistenzprofessor an der SUNY Buffalo wurde. 2004 gründete er das Institute for Distributed Creativity.[6]

Scholz ist seit Anfang 2009 Associate Professor für Kultur- und Medienwissenschaften an der New Yorker New School[7], ehemaliger Fellow des India China Institutes[8] und Direktor des dortigen Institute for the Cooperative Digital Economy.[9] Er ist Mitgründer und Mitglied des Platform Cooperativism Consortium (PCC).[9]

2012 und 2013 war Scholz Visiting Fellow des Institute for Cultural Inquiry (ICI) in Berlin. 2020 und 2021 war er USC Berggruen Fellow.[10] 2022 war Trebor Scholz Professor-in-Residence der Mondragón-Universität.[11] Er ist Fellow der Open Society Foundations[9] und Affiliate Faculty des Berkman Klein Centers for Internet & Society der Harvard University.[8] Zudem ist er Mitglied des Beirats von Barcelona für technologische Souveränität.

Scholz wohnte in Ost-Berlin, Paris,[5] Weimar, London, San Francisco, Buffalo, Portland und Tucson.[2] Er lebt in Brooklyn.[1]

Werk Bearbeiten

Trebor Scholz' Forschung setzt sich intensiv mit den Geschäftsmodellen der Gig Economy, der Plattformökonomie und der Sharing Economy und den resultierenden ökonomischen Folgen für prekarisierte Beschäftigte und Nutzer auseinander. Als Forscher zu Plattformgenossenschaften aktualisiert er das Prinzip der Genossenschaften (u. a. ein Mitglied, eine Stimme) auf technologiegetriebene und distributive Geschäftsfelder als Demokratisierung der nach initialer Schöpfung oftmals wenig innovativen Unternehmen. Anknüpfende Forschungsfelder sind etwa Peer-Production, die Zukunft der Arbeit[12] und das kooperative Internet.[13][14] Hierzu betreibt er unter anderem Fallstudien von Unternehmen in Mitarbeiterbesitz.[15]

Auszeichnungen und Förderung Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelbeiträge Bearbeiten

Dossiers und Policy Paper Bearbeiten

  • mit Morshed Mannan, Jonas Pentzien und Hal Plotkin: Policies for Cooperative Ownership in the Digital Economy. Policy Recommendations To Support Cooperative Ownership in the Digital Economy. Platform Cooperativism Consortium/Berggruen Institute, 2021. Online verfügbar

Monographien und Sammelbände Bearbeiten

  • Own This. How Platform Cooperatives Change the World. Verso Books, London / New York 2023, ISBN 9781839764554.
  • Mit Nathan Schneider (Hrsg.): Ours to Hack and to Own: Platform Cooperativism. A New Vision for the Future of Work and a Fairer Internet. OR Books, New York / London 2016, ISBN 978-1-944869-33-5.
  • Uber-Worked and Underpaid. How Workers Are Disrupting the Digital Economy. Polity, Cambridge 2016, ISBN 978-0-7456-5357-0.
  • Als Hrsg.: Digital Labor: The Internet as Playground and Factory. Routledge, London 2013, ISBN 978-0-415-89695-5.
  • Mit Laura Y. Liu: From Mobile Playgrounds to Sweatshop City. Situated Technologies Series. Architectural League, New York 2011, ISBN 978-0-9800994-6-1.
  • Mit Geert Lovink (Hrsg.): The Art of Free Cooperation. Autonomedia, Williamsburg (Brooklyn) 2007, ISBN 978-1-57027-177-9.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Trebor Scholz/Carol Flax (Germany/USA) – AND – Artists Network Database. Abgerufen am 22. November 2022.
  2. a b c Trebor Scholz – Our World. United Nations University, abgerufen am 22. November 2022.
  3. Howard Rheingold: Trebor Scholz is an American but was born in Germany. In: Medium. 9. Oktober 2016, abgerufen am 22. November 2022 (englisch).
  4. Thomas Leuchtenmüller: Society – Technology – People. Video-Interview Trebor Scholz. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). 19. Juni 2018, abgerufen am 20. November 2022.
  5. a b c Trebor Scholz: The 25th Anniversary of the Fall of the Wall. In: Public Seminar. 9. November 2014, abgerufen am 23. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  6. Trebor Scholz bio. Abgerufen am 22. November 2022.
  7. Trebor Scholz | Schools of Public Engagement. In: The New School. Abgerufen am 20. November 2022.
  8. a b Trebor Scholz. In: Berkman Klein Center. Harvard University. 23. August 2022, abgerufen am 20. November 2022 (englisch).
  9. a b c Trebor Scholz. In: Institute for the Cooperative Digital Economy. Platform Cooperativism Consortium, 22. August 2019, abgerufen am 20. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  10. Trebor Scholz. People. Alumni Fellows. In: Berggruen Institute. 17. Juli 2020, abgerufen am 20. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  11. “The cooperative movement has grown in recent years as people look for more equitable and democratic ways to organize economic life”. In: TUlankide. 12. Mai 2022, abgerufen am 20. November 2022 (englisch).
  12. Trebor Scholz. Kollaborator. In: Fairwork. Abgerufen am 20. November 2022.
  13. The Web without Venture Capital: Trebor Scholz on Platform Coopertivism. In: Initiative for Digital Public Infrastructure at the University of Massachusetts Amherst. 20. Januar 2020, abgerufen am 20. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  14. James Sullivan: Platform Cooperativism: Taking back the internet. In: Co-operative News. 14. Dezember 2015, abgerufen am 23. November 2022 (britisches Englisch).
  15. Own this! Lecture. A book talk by Dr. Trebor Scholz on his forthcoming book on platform cooperatives. In: European University Institute. 29. April 2022, abgerufen am 20. November 2022 (britisches Englisch).