Jörg Steinleitner

deutscher Schriftsteller
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Jörg Steinleitner (* 28. April 1971 in Immenstadt im Allgäu) ist ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Rechtsanwalt. Er verfasst (auch unter dem Pseudonym Felix Tanner) Erzählungen, Romane und Kolumnen. Seit 2020 ist er Bürgermeister der Gemeinde Riegsee im südlichen Oberbayern.

Jörg Steinleitner bei einer Lesung beim Literaturfest Grainau 2016

Leben Bearbeiten

Steinleitner zog im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern von Stiefenhofen nach Paris, wo er den französischen Kindergarten und die Deutsche Schule Paris besuchte. 1980 kehrte die Familie nach Weiler im Allgäu zurück. Steinleitner besuchte das Gymnasium Lindenberg und schloss 1990 mit dem Abitur ab. Seinen Wehrdienst leistete er bei der Marine, wobei er zur Zeit des Golfkriegs auf einer Fregatte eingesetzt war. Steinleitner begann im Alter von 14 Jahren zu schreiben, als sein Vater starb. „Sein früher Tod hat mich geprägt, mein Leben wäre sonst sicher anders verlaufen“, zitierte ihn die Süddeutsche Zeitung in einem Porträt anlässlich seines Schriftsteller-Jubiläums 20 Bücher in 20 Jahren.[1]

Steinleitner studierte in München Deutsch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien sowie Jura in Augsburg und München. Zudem absolvierte er die Journalistenschule der Donau-Universität Krems bei Wien und arbeitete in verschiedenen Berufen, als Bauarbeiter, Senn, Tennistrainer und Radiomoderator. 1998 veröffentlichte Steinleitner gemeinsam mit Matthias Edlinger seinen ersten Roman 205.293 Zeichen, der zunächst im Lagrev-Verlag, ein Jahr später dann bei Kiepenheuer & Witsch erschien. Von der Kritik wurde dieser Roman teils unter anderem wegen seiner Darstellung der Dominanz von Marken in den 1990er Jahren und seines Stils wegen der Popliteratur zugeordnet. Wegen der von Edlinger und Steinleitner gewählten Kombination aus „leicht konsumierbarem literarischem Road-Movie im Haupttext“ und der Einbringung der „historisch-kulturellen Dimension in Form von Schlagzeilen aus den 90ern in eine fortlaufende Fußzeile“ wird das Werk auch den neuen Archivisten[2] zugerechnet.

Mit seinen weiteren Werken entfernte sich Steinleitner von diesen literarischen Wurzeln. 2001 erschien die Reiseerzählung Sewastopol Sekond Hend, 2004 der Roman Hirschfänger (Co-Autor: Edlinger), eine Art moderner Heimatroman, verbunden mit Elementen des Kriminalromans.[3] 2007 veröffentlichte Steinleitner den Doku-Krimi Der Fall Augustin Stiller. Während der Recherchen für dieses Buch löste Steinleitner auch den wahren Kriminalfall, dokumentiert im SZ-Magazin[4], auf dem es basiert. Steinleitner legt viel Wert auf die Konzeption seiner Lesungen. Seinen Krimi Tegernseer Seilschaften (2. Platz bei der Wahl zum Krimi-Publikumspreis des deutschen Buchhandels „Mimi“[5]) präsentiert er gemeinsam mit der Schauspielerin Victoria Mayer und dem Filmkomponisten und Musiker Helmut Sinz.[6] Dessen Klangarrangements unter Einsatz „abenteuerlicher Werkzeuge“[7] wie Rasierapparat oder Luftballon und von Instrumenten wie Akkordeon oder Kalimba machen die Lesungen zu überraschenden Hörerlebnissen. Die Anne-Loop-Krimis spielen am Tegernsee. Die Familie des Autors stammt vom Tegernsee, einer seiner Vorfahren war Kapitän eines Tegernsee-Schiffs.[8] Steinleitner ist Mitglied des Syndikats[9].

Von 2004 bis 2009 fungierte Steinleitner als Redaktionsleiter der Zeitschrift Buchszene. 2009 bis 2015 schrieb er die Kolumne „Juristen-Knigge“ in der monatlich erscheinenden Zeitschrift Life & Law. Im selben Magazin betreute er die Interviewserie „vorDenker“. Gemeinsam mit Matthias Edlinger gibt Steinleitner die Edition Die Garnitur im Lagrev-Verlag heraus, in der u. a. die Bücher des Münchner Schriftstellers und Kolumnisten Michael Sailer erscheinen. 2012 war Steinleitner Moderator von lieblingsautor.tv, einem Interview-Format im Onlinefernsehen, in dem er bekannte Schriftsteller wie Jörg Maurer und Rita Falk[10] zu ihrem Leben und Werk befragte. Seit 2013 ist Steinleitner Chefredakteur des Online-Magazins buchszene.de, das neben Lovelybooks und perlentaucher.de zu den Top-3-Buchempfehlungsplattformen im deutschsprachigen Internet zählt.[11] Außerdem ist er Autor der Kolumne „Steinleitners Woche“.[12]

2016 veröffentlicht Steinleitner sein erstes Kinderbuch Juni im Blauen Land, das er gemeinsam mit seiner 12-jährigen Tochter Jona Steinleitner verfasst hat. Die szenischen Lesungen aus dem im Arena Verlag erschienenen, von Ulla Mersmeyer illustrierten Buch, umrahmt das Vater-Tochter-Duo mit Akkordeonmusik, Gesang und einem Mitmach-Quiz.[13] 2020 begann der Autor mit Die Barfuß-Bande und die geklaute Oma eine neue Kinderbuchserie. Das Werk erschien auch in einer russischsprachigen Ausgabe[14] und ist damit das erste Buch Steinleitners, das in eine andere Sprache übersetzt wurde. 2021 erschien die Fortsetzung Die Barfuß-Bande und die Reise über alle Berge. Beide Bücher wurden von der Illustratorin Daniela Kohl illustriert, die mit der Reihe Lotta-Leben bekannt wurde.

Steinleitner ist Gründer des Stiftungsvereins für Leben und Kultur e. V., der kulturelle und existenzielle Projekte fördert[15].

Der Autor lebt mit seiner Familie in München und Riegsee im Blauen Land. Er ist der Bruder des DJs Yves Murasca.[16]

Politik Bearbeiten

Am 15. März 2020 wurde Jörg Steinleitner zum Bürgermeister der Gemeinde Riegsee gewählt.[17]

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 2021 Kinderhörbuch-Publikumspreis HÖRkulino - Shortlist-Nominierung für Die Barfuß-Bande und die geklaute Oma[18]
  • 2021 Gewinner im Wettbewerb "Demokratisch handeln" mit Schüler-Kunstprojekt Das wird man ja wohl noch sagen dürfen[19][20]
  • 2019 Murnauer Demokratiepreis mit Schüler-Kunstprojekt Die Menschenrechtsbänke und ihre Geschichten[21]
  • 2018 „Bayern 2 Favorit“ für Juni und der Honigdieb [1]
  • 2016 Hörbuch des Monats junior für Juni im Blauen Land [2]
  • 2012 Silbermedaille im Literarischen Wettbewerb der Gastronomischen Akademie Deutschlands (PDF; 1,9 MB)
  • 2011 2. Platz bei der Wahl zum Krimi-Publikumspreis des deutschen Buchhandels MIMI[22]

Bücher Bearbeiten

Hörbücher Bearbeiten

Radio-Features Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Süddeutsche Zeitung vom 30. November/1. Dezember 2019, Seite 80
  2. Moritz Bassler: Der deutsche Pop-Roman, C.H. Beck, München 2005, S. 202
  3. Spiegel Online
  4. SZ-Magazin
  5. Leipziger Buchmesse@1@2Vorlage:Toter Link/leipziger-buchmesse.lvz-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Der Westallgäuer (Memento des Originals vom 12. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.all-in.de
  7. Miesbacher Merkur
  8. Tegernseer Stimme (Memento des Originals vom 17. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tegernseerstimme.de
  9. Syndikat Autorenseite (Memento des Originals vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.das-syndikat.com
  10. Siehe www.lieblingsautor.tv
  11. https://buchszene.de/impressum/
  12. Steinleitners Woche auf buchszene.de (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/buchszene.de
  13. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leipziger-buchmesse.de
  14. https://culturavrn.ru/literature/36276
  15. Murnauer Tagblatt, 14. September 2016 und www.stiftung-luk.de
  16. Drei Jahre Déepalma Records: 35-facher Musikrausch. In: tz.de, 26. März 2016.
  17. Sabine Reithmaier: Riegsee - Bereit fürs neue Amt. In: sueddeutsche.de. 27. März 2020, abgerufen am 28. Januar 2024.
  18. Hörbuch-Magazin 2020/2, Seite 39
  19. Murnauer Tagblatt vom 1. April 2021, Seite 7
  20. https://www.demokratisch-handeln.de/projektdatenbank/projekt/6912
  21. Murnauer Tagblatt vom 4. Dezember 2019, Seite 8
  22. Krimi. Magazin für Wort & Totschlag, Ausgabe 2011, Seite 19
  23. BR Abendschau Süd, 17. September 2018