St.-Johannes-Kirche (Niederwürschnitz)

Ortshistorische und im Falle des Reliefs künstlerische Bedeutung. (siehe auch Sachgesamtheitsliste - Obj. 09238125, gleiche Anschrift) In einer kleinen etwas erhöht liegenden, ehrenhainähnlichen Anlage gruppierte Denkmale, Kriegerdenkmal für die

Die evangelisch-lutherische St.-Johannes-Kirche in Niederwürschnitz ist eine Hallenkirche mit Westturm. Der in neugotischen Formen errichtete rote Klinkerbau ist von architekturgeschichtlicher, ortshistorischer, städtebaulicher, landschaftsgestaltender und künstlerischer Bedeutung. Die Kirchgemeinde Lugau-Niederwürschnitz befindet sich im Erzgebirgskreis in Sachsen. Sie ist Teil der Verwaltungsgemeinschaft Lugau.

St.-Johannes-Kirche

Geschichte Bearbeiten

Der im Jahr 1447 erstmals urkundlich als Nydernwirßnitz erwähnte Ort[1] war bis ins 19. Jahrhundert ein Bauerndorf. Durch den einsetzenden Kohlebergbau und die Textilindustrie wandelte sich die Region in ein dichtbesiedeltes Industriegebiet. So entstand die Forderung nach einer eigenen Kirchgemeinde, welche durch den neu gegründeten Kirchenvorstand zum Reformationsfest 1901 in der Zentralschule Niederwürschnitz beschlossen wurde. Bis zum 1. Juli 1902 war die Kirchgemeinde zu Stollberg eingepfarrt und wurde nun eine selbstständige Gemeinde. Damit konnten Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen weiterhin in der Aula der Zentralschule Niederwürschnitz abgehalten werden. Auf einer Anhöhe entstand ein Friedhof mit einem Glockenturm und einem Glockenstuhl mit drei Bronzeglocken.[2]

Kirche Bearbeiten

Nach Beschluss des Kirchenvorstandes beauftragte man den Leipziger Architekten Paul Lange Pläne für einen Kirchenneubau vorzulegen. Der Entwurf fand die Zustimmung des Vorstandes und somit erfolgte im Jahr 1903 der Baubeginn. Am 26. September 1904 wurde die Kirche vom ersten Pfarrer der Gemeinde, Joachim Ungnad, geweiht. Der Name der Kirche lautet seitdem St.-Johannes-Kirche. Entstanden war eine Hallenkirche in neugotischen Stil mit an der Westseite befindlichen Zwillingstürmen von circa 50 Meter Höhe. Der gesamte Bau wurde in Klinkerziegelbauweise errichtet. Im Innenbereich findet man auch neoromanische und Jugendstilelemente in den Ausmalungen, den Emporen und Geländern aber auch an der Kanzel und den verzierten Gewölberippen. Die hohen spitzbogenförmigen Kirchenfenster waren bunte nach christlichen Themen gestaltete Bleiglasfenster. In der Zeit vom 15. April bis 7. Mai 1945 wurde die Kirche durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt. Von den Bleiglasfenstern blieb nur eines erhalten, das Sakristeifenster vom Guten Hirten erhalten. Bis zum Jahr 1951 wurden die Kriegsschäden behoben. In den Zwischenzeiten erfolgten immer wieder Reparaturmaßnahmen im Rahmen der Möglichkeiten.[2] Im Jahr 1986 erfolgten eine Innensanierung und eine Sanierung am Dachtragwerk. Die beiden Türme erhielten eine Kupferblechabdeckung und die Kirche erhielt eine Heizung. Die St.-Johannes-Kirche und Kirchhof sind als Einzeldenkmale der Sachgesamtheit unter Sachgesamtheit ID 09238125 in die Kulturdenkmalliste Niederwürschnitz aufgenommen wurden.

Orgel Bearbeiten

Die Orgel wurde im Jahr 1904 vom Orgelbaumeister Alfred Schmeisser erbaut. Sie verfügt über 26 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Windladen sind als pneumatischen Kegelladen ausgeführt. Eine Generalüberholung erfolgte im Jahr 2016 durch die Orgelbauwerkstatt Vogtländischer Orgelbau Thomas Wolf (Limbach).[3] Die Disposition lautet wie folgt:[4]

I Manual C–a3
Bordun 16′
Prinzipal 8′
Hohlflöte 8′
Dolce 8′
Gemshorn 8′
Gamba 8′
Oktave 4′
Oktave 2′
Cornett III–IV 4′
Mixtur IV 2′
Trompete 8′
II Manual C–a3
Gedacktbaß 16′
Geigenprinzipal 8′
Gedackt 8′
Salicional 8′
Voix celeste (ab c) 8′
Fugara 4′
Concertflöte 4′
Piccolo 2′
Mixtur III 113
Oboe 8′
Pedal C–f1
Violonbaß 16′
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
Violoncello 8′
Posaunenbaß 16′
  • Koppeln: I/I Super, II/I, II/I Sub, I/P, II/P
  • Spielhilfen: Koppelausschalter, 1 freie Kombination, Register ab, Zungen ab, Gruppenzüge (p, mf, f, ff), Walze, Walze ab

Geläut Bearbeiten

Im Jahr 1902 wurden drei Bronze-Kirchenglocken im Glockenturm auf dem Friedhof installiert. Mit der Weihe 1904 wurden diese Glocken auch im Turm geweiht. Im Ersten Weltkrieg und auch im Zweiten Weltkrieg mussten Glocken als Metallspende abgegeben werden. Im Jahr 1960 erhielt die Kirche vier Eisenhartgussglocken mit einem elektrischen Antrieb. Am 15. Januar 1961 fand die Weihe statt.

Inzwischen sind das Geläut und der Glockenstuhl in die Jahre gekommen. Für eine Erneuerung des Geläutes ist bereits eine Spendenaktion ins Leben gerufen worden. Mit einer Lesung mit Eberhard Görner und Gojko Mitić wurden weitere Spenden ermöglicht. Von der 300.000 Euro teuren Gesamtreparatur muss die Gemeinde einen Eigenanteil von 100.000 Euro aufbringen. Geplant ist ein neues Geläut bestehend aus drei Bronzeglocken und ein hölzerner Glockenstuhl. Damit verringern sich die bisherigen Belastungen der Kirchtürme deutlich. Im Jahr 2020 ist eine erneute Überprüfung fällig und bis dahin sollten die neuen Glocken läuten, sonst droht eine Sperrung des Turmes.[2]

Das Geläut besteht aus vier Eisenhartgussglocken, der Glockenstuhl und die Glockenjoche sind aus Stahl gefertigt.[5] Im Folgenden eine Datenübersicht des Geläutes:[5]

Nr. Gussdatum Gießer Material Durchmesser Masse Schlagton
1 1960 Glockengießerei Schilling & Lattermann Eisenhartguss 1550 mm 1540 kg e′
2 1960 Glockengießerei Schilling & Lattermann Eisenhartguss 1370 mm 1150 kg fis′
3 1960 Glockengießerei Schilling & Lattermann Eisenhartguss 1220 mm 750 kg gis′
4 1960 Glockengießerei Schilling & Lattermann Eisenhartguss 1010 mm 428 kg h′

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Johannes (Niederwürschnitz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Historisches Ortsverzeichnis
  2. a b c Internetseite der Gemeinde – Geschichte.
  3. Niederwürschnitz. Orgelbeschreibung. In: Internetpräsenz. Ev. - luth. Kirchengemeinde Lugau-Niederschwürnitz, abgerufen am 23. Juli 2019.
  4. Vogtländischer Orgelbau Thomas Wolf: Orgel in Niederwürschnitz, abgerufen am 24. Juli 2019.
  5. a b Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen. Klang zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens. 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 349 (Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus-Peter Meißner).

Koordinaten: 50° 43′ 26,5″ N, 12° 45′ 21,3″ O