Siderische Periode
Siderische Periode (lateinisch sidus ‚Stern‘, Genitiv sideris) heißt in der Astronomie die Zeitspanne für eine vollständige Umdrehung (Rotation) oder für einen vollständigen Umlauf (Revolution) eines Himmelskörpers in Bezug auf den Fixsternhintergrund. Die siderische Periode der Umdrehung eines Himmelskörpers wird auch Rotationsperiode oder siderischer Tag genannt, die siderische Periode seines Umlaufes auch Umlaufzeit, Revolutionsperiode oder siderisches Jahr.
- Ein siderischer Tag auf der Erde ist kürzer als ein bürgerlicher Tag (mittlerer Sonnentag), da die Erde während eines vollständigen Umlaufs um die Sonne bezüglich des Sternenhimmels (siderisch) genau eine vollständige Umdrehung mehr vollführt als jene, die bezüglich der Sonne (synodisch) durch den Wechsel von Tag und Nacht sichtbar werden.
- Auch die tropische Periode, ein Sterntag genannt, ist etwas kürzer, da hier der Frühlingspunkt als Bezugspunkt nicht wie ein Fixstern ortsfest ist, sondern sich gegenläufig verschiebt – im Zyklus der Präzession um 360 Grad in 25.800 Jahren, also 0,014 Grad= 50 Winkelsekunden pro Jahr.
- Ein siderisches Jahr entspricht der Dauer eines vollständigen Umlaufs eines Planeten durch den Tierkreis von einer Fixsternposition aus, bis er dieselbe Position wieder erreicht hat. Der Name leitet sich von sidus „Stern“ ab, da eine vollständige Umdrehung der wiederkehrenden Kulmination eines Fixsterns an einem bestimmten (aber beliebigen) Ort auf dem Planeten entspricht.
- Bezogen auf die Erde ist ein siderisches Jahr um etwa 20 Minuten länger als ein bürgerliches Jahr, da die Erde der scheinbaren Bewegung der Sonne aufgrund der Präzession hinterherläuft. Zum tropischen Jahr beträgt die Differenz 20 min 24 s.
Als siderischer Monat wird die mittlere Zeitspanne bezeichnet, bis der Mond von der Erde aus gesehen wieder vor dem selben Fixstern erscheint. Diese Periode dauert etwa 27,322 Tage (siehe auch Mondbahn); andere Definitionen von „Monat“ sind:
- Ein synodischer Monat (Lunation) ist die Dauer, bis der Mond wieder in gleicher Elongation zur Erde steht, beispielsweise von Neumond zu Neumond.
- Ein tropischer Monat bezieht sich auf den Frühlingspunkt als Bezugspunkt.
- Ein drakonitischer Monat bezieht sich auf die Durchgänge durch denselben Mondknoten (Drakonitische Periode).
- Ein anomalistischer Monat bezeichnet die Periode zweier Perigäums-Durchgänge (Anomalistische Periode).
Siderische Perioden im SonnensystemBearbeiten
Die nachfolgende Tabelle gibt die Dauer siderischer Perioden der Planeten des Sonnensystems, eines Körpers im Asteroidengürtel (Ceres) und von Transneptunen (Pluto, Quaoar und Sedna) in (SI-)Tagen und Kalenderjahren an:
Objekt | siderische Periode | |
---|---|---|
Merkur | 87,969 Tage | 0,241 Jahre |
Venus | 224,701 Tage | 0,615 Jahre |
ErdeE1 | 365,256 Tage | 1 (siderisches) Jahr |
Mars | 686,980 Tage | 1,881 Jahre |
Ceres | 1.682,00 Tage | 4,605 Jahre |
Jupiter | 4.332,66 Tage | 11,862 Jahre |
Saturn | 10.759,7 Tage | 29,458 Jahre |
Uranus | 30.686,6 Tage | 84,014 Jahre |
Neptun | 60.191,6 Tage | NP | 164,793 Jahre
Pluto | NP | ≈248,2 Jahre|
Quaoar | ≈285,09 Jahre | |
Sedna | ≈11.700 | Jahre
- NP Die Bahnperioden von Neptun und Pluto sind so lang, dass die moderne Astronomie sie noch nicht vollständig erfasst hat. Die angegebenen Werte beruhen auf Planetentheorien (wie der VSOP 87), die in Modellrechnungen dann sinnvolle Ergebnisse liefern. Die Bestätigung durch Messung steht aber noch aus. Am 11. April 2009 hat Neptun seine erste vollständig beobachtete Periode vollendet, und kann relativ genau angegeben werden.
(Zum tabellarischen Vergleich mit ihren synodischen Perioden siehe auch Tabelle: Umlaufzeiten im Sonnensystem)
WeblinksBearbeiten
- Siderisch (Lexikoneintrag). In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig/ Wien 1905-1909. 1909, abgerufen am 9. Juli 2018.
- Jahr (Lexikoneintrag). In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig/ Wien 1905-1909. 1909, abgerufen am 9. Juli 2018.