Die afroamerikanischen Schwestern Jamie und Gladys Scott, englisch the Scott Sisters, wurden 1994 im US-Bundesstaat Mississippi zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Laut Urteil waren sie beteiligt an einem Raub, bei dem 11 Dollar erbeutet und keine Personen verletzt worden waren.

Tatvorwurf

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Die Schwestern Scott sollen 1993 zwei Männer an einen Ort im Wald gelockt haben, wo drei andere, ebenfalls schwarze Jugendliche, bewaffnet mit einer Schrotflinte, die Brieftaschen der Männer raubten. Damals war Jamie Scott 21 Jahre, Gladys Scott 19 Jahre alt. Beide waren nicht vorbestraft.[1]

Die Schwestern bestritten die Beteiligung an dem Verbrechen – angeblich wurden sie im Rahmen eines Entschuldigungsgeschäfts zwischen den Räubern und der Justiz in den Fall hineingezogen. Der jüngste der Räuber war zur Zeit des Verbrechens 14 Jahre alt. Er bezeugte vor Gericht, dass er bedroht wurde – sollte er einem Entschuldigungsabkommen nicht zustimmen, würde er in ein bestimmtes Gefängnis geschickt, das für seine gewalttätigen Zustände bekannt ist, und in dem er mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vergewaltigt würde.

Dem Rechtsanwalt, der die Schwestern vor Gericht vertrat, wurde später aus anderem Anlass die Lizenz entzogen. Das Oberste Gericht von Mississippi bescheinigte ihm „fehlenden Fleiß“ und „Versagen bei der Kommunikation mit seinen Mandanten“.

Reaktionen auf das Urteil

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Der Kommentator Bob Herbert beschrieb in der New York Times die Beweise für die Beteiligung der Schwestern an dem Raub als „bestenfalls widersprüchlich“.

Der Pulitzer-Preisträger Leonard Pitts kam zu dem Schluss: „Was immer man als Begründung dieses absurden Urteils annimmt – der tiefere Grund liegt darin: die Schwestern Scott sind schwarze Frauen im ärmsten Bundesstaat der USA.“

Vorzeitige Entlassung

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Die Bürgerrechtsorganisation NAACP forderte den Gouverneur von Mississippi im Jahr 2010 zur Begnadigung auf.[2]

Der Staatsanwalt des Prozesses, Ken Turner, sah im September 2010 die Schwestern weiterhin verwickelt in den Raub, hielt aber eine Aussetzung der Strafe für angemessen („sentences to be commuted“).

Gouverneur Haley Barbour begnadigte die Schwestern im Dezember 2010 unter der Bedingung, dass Gladys ihrer Schwester Jamie die benötigte Niere spendet. Eine bedingte Haftentlassung komme frühestens 2014 in Frage.[3]

Im Januar 2011 wurden beide Schwestern im Hinblick auf die geplante Organtransplantation aus der Haft entlassen.[4][5][6][7]

Literatur

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  • Jamie and Gladys Scott: The Scott Sisters. Resurrecting Life from Double Life Sentences. Candy Publishing, 2015. ISBN 978-0692465110 (englisch)

Einzelnachweise

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  1. Pete Kotz: Jamie & Gladys Scott Got Life for an $11 Robbery; Should They Be Released? 15. September 2010 (englisch)
  2. Chris Joyner: NAACP backs pardon for Miss. sisters serving life USA Today, 14. September 2010 (englisch)
  3. Susan Donaldson James: Supporters Applaud Plan to Release Scott Sisters in Kidney Deal ABCNews, 30. Dezember 2010
  4. Constantino Diaz-Duran: Haley Barbour Pardons the Scott Sisters' Life Sentence 30. Dezember 2010 (englisch)
  5. Timothy Williams: Jailed Sisters Are Released for Kidney Transplant New York Times, 7. Januar 2001 (englisch)
  6. Gallery of Scott Sisters release Jackson Advocate, abgerufen am 22. Juli 2018
  7. Jailed sisters released early on condition they had kidney transplant are ‚too fat for surgery‘ Daily Mail, 24. Februar 2011 (englisch)