Schwartz (Rapper)

deutscher Rapper

Schwartz (* 11. Juli 1981 in Köln, bürgerlich Raphael Brinkmann) ist ein deutscher Rapper, Produzent, Lyriker, Schriftsteller und Podcaster. Er ist bei dem Berliner Untergrund-Hiphop-Label Hirntot Records unter Vertrag.

Biografie Bearbeiten

Raphael Brinkmann wuchs in seiner Geburtsstadt Köln auf und zog später nach Düsseldorf. 2005 kam er mit dem Berliner Rapper Blokkmonsta in Kontakt, der ihn 2006 bei seinem Label Hirntot Records unter Vertrag nahm. Seit Ende 2007 zeichnet Brinkmann alias Schwartz als ausführender Co-Produzent für nahezu alle Tonträger des Labels mitverantwortlich. Seit 2009 lebt er in Berlin.

Schwartz arbeitet regelmäßig mit anderen Untergrund-Rap-Künstlern zusammen, darunter Frauenarzt, Kaisaschnitt, Manny Marc, MC Basstard, B-Tight, Smoky, GPC, DNP oder King Orgasmus. Mit letztgenanntem veröffentlichte er im Dezember 2011 das Kollabo-Album Folterkeller der Zombienutten als Joint Venture über I Luv Money Records und Hirntot Records. Zusätzlich hatte Schwartz in seiner Laufbahn Features mit US-Rappern wie Tim Dog, Kingpin Skinny Pimp, Darkroom Familia oder C-9. Darüber hinaus gibt es Features mit der Grindcore-Band GUT.

Im Jahr 2010 hatte Schwartz zusammen mit anderen Mitgliedern von Hirntot Records einen Auftritt in dem Independent-Splatterfilm Violent Shit 4.0: Karl the Butcher vs Axe von Andreas Schnaas und Timo Rose.[1]

2014 veröffentlichte die Rap-Crew Ruffiction das Album Ruffnecks, auf dem Schwartz beim Stück Wir sind schuld zu hören ist.[2] Er ist auch auf dem Album Frieden zu hören, das ein Jahr später folgte.

Neben zahlreicher Solo- und Kollabo-CDs veröffentlichte er Anfang 2011 einen Gedichtband mit dem Titel In der U-Haft eines weiteren Abends, welcher im Stahl-Verlag in KRASH: Neue Edition erschien und aufgrund des formalen Kontrasts zu seinen Rap-Texten in der Hiphop-Szene für Aufsehen sorgte. Sein Gedichtzyklus im blankvers eines leergefegten gangs wurde außerdem in der Lyrikzeitschrift Floppy Myriapoda veröffentlicht. Im Dezember 2018 folgte sein zweiter Gedichtband Vantablack, der im Ach Je Verlag von Jascha Urbach[3] erschien. Marcus Staiger schrieb über Inhalt von Vantablack: „Eine Abrechnung mit der Verlorenheit des Individuums in Zeiten der sozialen Netzwerk-Oberflächlichkeit.“[4] Sein dritter Gedichtband Skorpionmond erschien im Juni 2020. In diesem Buch sind neben neuen Texten und dem titelgebenden Gedichtzyklus auch Texte von Gastautoren vertreten, darunter u. a. Charlotte Warsen. Im Oktober 2021 folgte der vierte Gedichtband mit dem Titel Du scheinst wie aus Dunkelheit, der ausschließlich Liebesgedichte enthält.[5] Zusammen mit der Schriftstellerin Jess Tartas veröffentlichte er im Dezember 2023 die Textsammlung Gewalt und Poesie. Ein literarischer Dialog im Frohmann Verlag, in dem sich das Autoren-Duo kritisch mit künstlerischer Gewaltdarstellung auseinandersetzt.

Im April 2013 veröffentlichte er den ersten Band seines Fortsetzungsromans point noir, einem Pulp-Roman in der Tradition der amerikanischen Underground-Literatur.[6] 2020 erschienen die Erzählungen Als der blaue Vogel blind wurde und Als der blaue Vogel Suaheli sprach jeweils als E-Book. Die Geschichten spielen auf Twitter und sind dem Genre Social Horror zuzuordnen.[7] Im Sommer 2023 erschienen die beiden Erzählungsbände Die Chroniken des Amboss Oktagon und Die unendliche Bibliothek des Amboss Oktagon über Amazon Direct Publishing, zu denen er inspiriert wurde, als seine Familie nach dem Namen für seinen Neffen gesucht hat. Die Geschichten sind satirisch bis grotesk, und parodieren u. a. die griechische Mythologie oder die Platen-Affäre.

Seit Anfang 2021 ist er außerdem ständiges Mitglied des Podcasts Ohne Sinn & Aber, zusammen mit dem YouTuber Tommy „Trollwut“ und dem Produzenten Robbster (vorher: Daddy Who). Der Podcast erscheint seit Mai 2021 zweiwöchentlich und gehört zum Genre Impro Comedy; die Teilnehmer erzählen hauptsächlich Anekdoten aus dem Alltag und kommentieren das Tagesgeschehen.[8]

Schwartz ist römisch-katholisch.[9] Er ist privat mit dem Politikwissenschaftler Marcel Lewandowsky befreundet, den er seit der Schulzeit kennt.[10] Mit ihm verfasste er eine Kurzgeschichte, die im Januar 2021 in der Anthologie Urban Fantasy: going intersectional veröffentlicht wurde.[11]

Kontroverse Bearbeiten

Wie die anderen Acts bei Hirntot Records schreibt Schwartz vornehmlich Splattertexte mit deutlichen Bezügen zu Horrorfilmen. In der Textanalyse des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zum Thema „Sexismus im Rap“ belegte er außerdem im Ranking der Rapper „mit den durchschnittlich meisten sexistischen Begriffen pro Song“ Platz 5.[12] 2022 bezeichnete er in einem Interview sein Debütsoloalbum Lady Bitch Gay, das als Diss gegen Lady Bitch Ray konzipiert war, als „komplett dämliche Idee“, und sagte, er fände Şahin eigentlich „sympathisch“.[13]

Aufgrund seiner expliziten Texte musste er sich 2008 zusammen mit Blokkmonsta (Björn D.) und Uzi (Thomasz M.) vor Gericht verantworten. Ihnen wurde u. a. vorgeworfen, in dem Freetrack Fick die BPJM die Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn beleidigt und mit dem Tode bedroht zu haben.[14] Während die anderen beiden Angeklagten zusätzlich wegen Volksverhetzung und Gewaltdarstellung auf den Alben Schlachthof und der EP 1. Mai Steinschlag zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt wurden, kam Schwartz mit einer Geldstrafe von 1350 Euro davon.[15]

2011 musste Schwartz sich gemeinsam mit Blokkmonsta, der Künstlerin Dr. Jekyll sowie dem Inhaber des Osnabrücker Online-Vertriebs Distributionz erneut vor Gericht verantworten, diesmal wegen des Albums Friss oder stirb. Das Verfahren endete mit einem Freispruch.[16]

Im Oktober 2012 wurde bei Schwartz erneut eine Hausdurchsuchung durchgeführt.[17] Grund dafür war mutmaßlich die CD-R aus dem Jahr 2011 Hurensohn Holocaust Chroniken #1, die in Liste B der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aufgenommen und infolgedessen beschlagnahmt wurde.[18]

Diskografie Bearbeiten

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[19]
Flüsse aus Blut 2 (mit Blokkmonsta)
  DE 44 22.09.2017 (1 Wo.)
Lockdown
  DE 23 28.01.2022 (1 Wo.)

Soloalben

  • Lady Bitch Gay (2008)
  • Der Teenieslasher (2009)
  • Hurensohn Holocaust Zero (2010)[20]
  • Krieche aus der Tiefe (2011)
  • Hurensohn Holocaust Chroniken #1 (2011) (indiziert)[21]
  • Hurensohn Holocaust Chroniken #2 (2012)
  • Der Spermanist (2013)
  • Krieche aus der Hölle (2013)
  • Schwartz auf Weiss (2014)
  • Bis du Schwartz siehst (2015)
  • Schwartz (2017)
  • Lockdown (2022)
  • Höllensturz (2022)

EPs

  • Geliebte Mutti (2009)
  • Altersgeilheit (2012)
  • Schatten (2019)

Kollaborationen

  • Blokkmonsta & Schwartz – Flüsse aus Blut (2006)
  • Blokkmonsta & Schwartz – 2050 (2008)
  • Blokkmonsta & Schwartz – Desperados (2008)
  • Blokkmonsta, Uzi & Schwartz – Im Fadenkreuz: Die wahre Geschichte der Hassrapper (2008)
  • Blokkmonsta & Schwartz – Friss oder Stirb (2009) (indiziert)
  • Dr. Jekyll & Schwartz – Mörder sprechen nicht (2009) (indiziert)
  • Blokkmonsta & Schwartz – Todesschwadron (2011)
  • Schwartz & Rako – Nekromantik (2011)
  • Orgasmus & Schwartz – Folterkeller der Zombienutten (2011)
  • Blokkmonsta & Schwartz – 2060: Zeugen der Apokalypse (2013)
  • Blokkmonsta & Schwartz – Flüsse aus Blut 2 (2017)
  • Schwartz & Nils Davis – Voll auf Modus (2017) (Ausschließlich auf Tape erschienen)

Labelsampler

  • Hirntot Records: Greatest Hits (2006) (indiziert und bundesweit beschlagnahmt)
  • Hirntot Records: Süsses Sonst Stich 3 (2007) (indiziert und bundesweit beschlagnahmt)
  • Hirntot Records: Legenden Sterben Nie (2007) (indiziert und bundesweit beschlagnahmt)
  • Hirntot Records: Greatest Hits 2 (2008)
  • Hirntot Records: Im Zeichen der Sturmmaske (2012)
  • Hirntot Records: HT100 (2016)

Bibliografie Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. IMDB, abgerufen am 17. November 2012.
  2. Kurzkritik zu Ruffnecks bei Popshot, 4. Juli 2014. Abgerufen am 26. Juli 2014.
  3. Webseite des Ach Je Verlags.
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. Dezember 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ach.je abgerufen am 5. Dezember 2018
  5. Verlagswebsite. Abgerufen am 22. Oktober 2021.
  6. rap.de abgerufen am 8. April 2013
  7. Schwartz. Abgerufen am 6. Mai 2020 (deutsch).
  8. Ohne Sinn & Aber – Der Nicht-Podcast. In: Schwartz. 28. Februar 2021, abgerufen am 19. April 2022 (deutsch).
  9. Ohne Sinn & Aber Weihnachtsfolge 2021. Abgerufen am 25. Dezember 2021 (deutsch).
  10. Instagram. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  11. Aşkın-Hayat Doğan, Patricia Eckermann (Hrsg.): Urban Fantasy: going intersectional. 1. Auflage. Ach Je, Berlin 2021, ISBN 978-3-947720-63-7.
  12. Sexismus im Deutschrap abgerufen am 26. Juli 2020
  13. Schwartz: Provokation hat sich als Stilmittel überlebt. – laut.de – Interview. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  14. sueddeutsche.de abgerufen am 2. Dezember 2011
  15. Tagesspiegel.de: Prozess: Drei Rapper wegen Hass-Texten verurteilt
  16. sz-magazin.sueddeutsche.de abgerufen am 30. November 2011
  17. Hirntot bekommen wieder Polizei-Besuch. rap.de vom 10. Oktober 2012, abgerufen am 23. Oktober 2012
  18. Indizierungen/ Beschlagnahmen Dezember 2012., Schnittberichte.com vom 31. Dezember 2012
  19. Charts DE
  20. BAnz AT 30.03.2020 B10, Die Indizierung wurde jedoch aus formalen Gründen am 6. April 2020 aufgehoben
  21. BAnz AT 31.12.2012 B9