Schleicher ASK 21
Die Schleicher ASK 21 ist ein zweisitziges Segelflugzeug in GFK-Bauweise als Mitteldeckerausführung mit gedämpftem T-Leitwerk für Schulung, Kunstflug, Leistungsflug und unter bestimmten Auflagen auch Wolkenflug. Der Segelflug-Index beträgt 92. Sie ist neben der Schleicher ASK 13 – als deren Nachfolger sie konzipiert wurde – oder auch dem Twin Astir eines der am weitesten verbreiteten Flugzeuge zur Ausbildung von Flugschülern.
Schleicher ASK 21 | |
---|---|
![]() | |
Typ: | Segelflugzeug |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | Alexander Schleicher GmbH & Co |
Erstflug: | Dezember 1978 |
Produktionszeit: | 1979 bis heute |
Stückzahl: | über 950 (Stand Juli 2018) |
Inhaltsverzeichnis
GeschichteBearbeiten
Die ASK 21 wurde von Ing. Rudolf Kaiser als Nachfolger der populären ASK 13 konstruiert, um den Bedarf an einem modernen Zweisitzer zu decken, der die Lücke zwischen Schulungs- und einsitzigen Hochleistungssegelflugzeugen schließt. Die ASK 21 ist der erste Voll-GFK-Doppelsitzer des Herstellers Alexander Schleicher und das letzte Voll-GFK-Segelflugzeug in Produktion (Stand 2016[veraltet]).[1] Der Prototyp hob erstmals im Dezember 1978 ab und die Produktion lief 1979 an. Das Flugzeug wird noch produziert, und es sind über 900 Exemplare gebaut worden.[2] Im Dezember 2004 startete die ASK 21 Mi als eigenstartfähiges Schulungsflugzeug zum Erstflug.
Im Juli 2018 erfolgte der Erstflug der ASK 21 B, einer in Details überarbeiteten Version des Segelflugzeuges.[3]
KonstruktionBearbeiten
Die beiden hintereinander angeordneten Pilotensitze sind mit Doppelsteuer sowie verstellbaren Sitzschalen und Seitenruderpedalen ausgerüstet. Falls der Pilot nicht das notwendige Mindestgewicht aufweist, können die notwendigen Trimmgewichte in Form von Bleiplatten vor dem vorderen Sitz festgeschraubt werden. Durch die Lage weit vor dem Schwerpunkt kann jedes Kilogramm Blei 1,25 kg an fehlendem Pilotengewicht im vorderen Sitz ausgleichen. Die Rumpfschale besteht aus einem Tubus-Sandwich und bietet somit passive Unfallsicherheit bei geringem Bauteilgewicht. Der zweiteilige freitragende Mitteldecker-Flügel ist eine einholmige Glasfaser-Konstruktion ohne Wölbklappen, aber mit Luftbremsen, die über jedem Flügel arbeiten. Die Flügelspitzen sind nach unten gerichtet, wodurch ein Start mit am Boden liegendem Flügel ermöglicht wird.
Das T-Leitwerk besitzt eine feste Höhenflosse und ein Höhenruder mit Federtrimmung und automatischen oder bei älteren Versionen manuellen Anschlüssen. Das Fahrwerk besteht aus zwei nicht einziehbaren Rädern. Das Hauptrad liegt hinter dem Flugmassenschwerpunkt und weist eine Scheibenbremse auf. Es ist aerodynamisch verkleidet, was das Aufpumpen des Rads etwas erschwert. Das Leitwerk ist mit einem Gummisporn oder einem Spornrad versehen.
Die ASK 21 Mi verfügt über einen Einscheiben-Wankelmotor als Antrieb, der bei einer Drehzahl von 7700/min 41 kW (56 PS) leistet. Ein Eigenstart ist so ohne Probleme möglich. Das Bugrad ist bei der „Mi“ mit dem Seitenruder gekoppelt. Außerdem sind in den Flügelspitzen Rollen angebracht – so kann ohne Helfer mit am Boden liegendem Flügel gerollt und gestartet werden. Die ASK 21 Mi ist wegen der größeren Massen nur für einfachen Kunstflug zugelassen.
Die normale Betriebszeit von 12.000 Stunden kann mit bestimmtem Maßnahmen auf maximal 18.000 Stunden erhöht werden.[4]
Die ASK 21 B hat einen vergrößerten Cockpit-Innenraum, ein größeres Hauptrad und ein Heckrad. Zudem wurden automatische Ruderanschlüsse im Rumpf für die Luftbremsen und Querruder eingebaut und ein Trudelballastbehälter fand innerhalb der Seitenflosse Platz.[5]
FlugeigenschaftenBearbeiten
Das Tragflächenprofil ergibt gute Langsamflugeigenschaften (nominelle Strömungsabriss-Geschwindigkeit bei Einzelpilot ca. 65 km/h), die es ermöglichen, auch schwache Thermik auszunutzen. Die Flugeigenschaften sind sehr gutmütig: So ist es fast unmöglich, die ASK 21 ins Trudeln zu bringen, selbst in einem starken Sackflug bleibt sie gut steuerbar. Es gibt aber die Möglichkeit, durch das Anbringen von Bleigewichten am Leitwerk den Schwerpunkt so weit nach hinten zu verlagern, dass Trudeln für Sicherheitseinweisung und Kunstflug möglich wird. Einsitzig steigt die ASK 21 in der Thermik fast wie eine K 8. Die Leistungen im Schnellflug stehen deutlich hinter denen modernerer Segelflugzeuge zurück. Für Strecken bis 500 km ist sie bei gutem Wetter aber jederzeit geeignet. Zudem ist sie auch ein gutmütiges Kunstflugzeug und wird deshalb auch sehr viel in der Kunstflugschulung eingesetzt.
Technische DatenBearbeiten
Kenngröße | Daten |
---|---|
Spannweite | 17 m |
Flügelfläche | 17,95 m² |
Flügelstreckung | 16,1 |
Rumpflänge | 8,35 m |
Cockpit-Sitzhöhe | 0,90 m |
Cockpitbreite (lichte Weite) | 0,68 m |
Höhe am Leitwerk | 1,55 m |
Flügelprofil | Wortmann FX SO 2-196 und FX 60-126 |
Größtes Lastvielfaches (180 km/h) | +6,5g bis −4,0g |
Größtes Lastvielfaches (280 km/h) | +5,3g bis −3,0g |
Leermasse mit Mindestausrüstung | ca. 360 kg |
max. Abflugmasse | 600 kg |
Flächenbelastung (85 kg Zul.) | 24,5 kg/m² |
Flächenbelastung (200 kg Zul.) | 31,0 kg/m² |
Zuladung Cockpit vorn | max. 110 kg |
Zuladung Cockpit hinten | max. 110 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 280 km/h |
Mindestgeschwindigkeit (einsitzig) | 65 km/h |
Mindestgeschwindigkeit (doppelsitzig) | 74[6] km/h |
Manövergeschwindigkeit | 180 km/h |
Höchstgeschwindigkeit bei starker Turbulenz | 200 km/h |
Sturzflugbremsen ausfahren | bis 280 km/h |
Geringstes Sinken (einsitzig) | 0,65 m/s |
Gleitzahl | 33,5 |
Technische Daten der ASK 21 Mi
Kenngröße | Daten |
---|---|
Triebwerk | Diamond-Drehkolbenmotor |
Leistung | 41 kW (56 PS) bei 7700/min |
Verbrauch | 19 l/h (Steigflug); 14 l/h (Reiseflug) |
Rumpftankvolumen | 23,2 l |
Reisegeschwindigkeit | 140 km/h |
Steigleistung | ca. 2,7 m/s |
Reichweite | ca. 500 km |
Startrollstrecke | 250 m |
Rüstmasse | ca. 475 kg |
max. Abflugmasse | 700 kg |
Flächenbelastung (max.) | 39 kg/m² |
Zuladung Cockpit vorn | max. 110 kg |
Zuladung Cockpit hinten | max. 110 kg |
Zuladung Cockpit gesamt | max. 205 kg |
Mindestgeschwindigkeit | 78 km/h |
Gleitzahl | 34 bei 90 km/h |
Es sind nur die Daten angegeben, die sich im Vergleich zum reinen Segelflugzeug geändert haben.
Siehe auchBearbeiten
LiteraturBearbeiten
- Lars Reinhold: Frischzellenkur für ASK 21. In: aerokurier Nr. 12/2018, S. 64–71
WeblinksBearbeiten
- Alexander Schleicher GmbH & Co. Segelflugzeugbau. In: alexander-schleicher.de. Alexander Schleicher, abgerufen am 23. März 2009.
- Musterzulassung der ASK 21 – EASA-TCDS-A.221 (PDF; 44 kB)
- Baubeschreibung. Abgerufen am 22. Juni 2009 (PDF; 157 kB).
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Segelflugzeugkonstruktion, Michael Greiner
- ↑ Die 900. ASK 21 ausgeliefert. Von der Rhön nach Cheu in Frankreich. In: alexander-schleicher.de. Alexander Schleicher, Oktober 2012, abgerufen am 6. November 2012.
- ↑ Neu: B-Version der ASK 21. Alexander Schleicher Segelflugzeugbau, Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.
- ↑ TM29, Erhöhung der Betriebszeit über 12000 Stunden hinaus
- ↑ Neu: B-Version der ASK 21. Alexander Schleicher Segelflugzeugbau, Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.
- ↑ AFM ASK-21. April 1980, S. 26.