Sarabande

Tanzform der Barockmusik

Die Sarabande ist seit etwa 1650 eine häufig vor allem in der Instrumentalmusik anzutreffende höfische Tanzform der Barockmusik. Dieser langsame elegante Tanz im dreiteiligen Taktmaß hat mehrere Komponisten zu ausdrucksreichen Kompositionen inspiriert und wurde später fester Standardsatz der barocken Suite, in der sie meist an dritter Stelle zwischen Courante und Gigue positioniert wurde. Der Rhythmus der Folia ist der Sarabande entlehnt.

Sarabande in holländischer Form (1891).

Geschichte Bearbeiten

Die Etymologie des Namens Sarabande ist nicht gesichert und umstritten. 1636 schrieb Marin Mersenne in seiner Harmonie Universelle, der Name solle sich aus den Wörtern sarao „Tanz“ und banda „Gruppe“ ableiten. Der deutsche Liedforscher Franz Magnus Böhme vermutete 1886 hingegen einen maurischen Ursprung. Ottorino Pianigiani nahm eine Herleitung aus dem Persischen (sar „Kopf“, band „Stoffband“) mit arabischer Vermittlung an.[1]

Die Bezeichnung tritt erstmals eindeutig nachweisbar im Jahre 1569 in der mexikanischen Stadt Michoacán auf, wo eine Sarabande zu einem Text von Pedro de Trejo zu Fronleichnam gesungen wurde. Dieser musste sich für den anstößigen Text vor der Inquisition verantworten. 1579 berichtete ein spanischer Missionar von einem indianischen Tanz, der der Sarabande sehr ähnlich sei. Ein Gedicht aus Panama von Fernando Guzmán Mexía von 1539 erwähnt einen Tanz namens Zarabanda (spanisch für Sarabande; Originalschreibweise: çarauanda).[2]

In Spanien 1583 wurde die Sarabande durch König Philipp II. zeitweise bei Androhung einer Strafe von 200 Peitschenhieben, Galeerendienst oder Ausweisung,[3] verboten, weil es sich bei der damaligen Form um einen exotischen, wilden und lasziven Paartanz handelte, zu dem unschickliche Texte gesungen wurden. In französischer Sprache wurde die musikalische Bezeichnung Sarabande erstmals 1607 in César Oudins Tresoro de las dos lenguas francesca y espagnola erwähnt. Über Frankreich breitete sie sich (in Spanien um 1674 – etwa bei Gaspar Sanz[4]Zarabanda, insbesondere Zarabanda Francesa genannt[5][6]) schnell über ganz Europa aus. So komponierte etwa der Amsterdamer Lautenist Giovanni Marino Belloni um 1650 Sarabanden (eine „Sarrabande de Bellony“ für Barockgitarre wurde 1652 veröffentlicht[7][8]).

Die Tempobezeichnungen reichten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Grave bis Prestissimo. Nach 1700 wurde mittels eines Pendels eine Bandbreite von 64 bis 86 Schlägen pro Minute für eine Sarabande im 3/4-Takt ermittelt. Tomaso Albinoni fügt 1701 in seinen Balletti a tre, Op. 3, den Sarabanden den Zusatz Allegro hinzu.

Unter J. S. Bach erlebte die Sarabande einen Höhepunkt. Bach komponierte etwa 40 Sarabanden unter anderem im Rahmen seiner Suiten für Tasteninstrumente wie z. B. der Französischen und Englischen Suiten und der Partiten.[9]

Danach geriet die Sarabande zunächst in Vergessenheit, bis sie im 19. und 20. Jahrhundert, wie andere barocke Tanzformen, wieder an Popularität gewann; so zum Beispiel durch Erik Satie (3 Sarabanden, 1887) und Claude Debussy (in Pour le piano, 1901 und Images, 1905).

Merkmale der Sarabande Bearbeiten

  • Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts ein schneller bis sehr schneller auftaktloser 3/2-Takt, danach wird vom französischen Hof Ludwig XIV. ausgehend ein deutlich langsamerer 3/4-Takt gebräuchlich, wodurch der Charakter der Sarabande vornehm und ernst wurde und einem langsamen Menuett ähnelte.[10]
  • Wiederkehrende Akzentuierung der zweiten Zählzeit durch Punktierung, Verzierungen und Harmoniewechsel.[11][12]
  • Die Einteilung ist häufig zweiteilig zu je acht Takten, oft unterteilt in Untergruppen zu zwei Takten. Gelegentlich wird eine „petite reprise“ angehängt.[10]

Hörbeispiele Bearbeiten

Neuzeitliche Verwendung Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sarabande – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sarabande – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ottorino Pianigiani: Vocabolario Etimologico. 2. Ausgabe. I Dioscuri, Genua 1988, ISBN 88-403-6058-1
  2. Richard Hudson, Meredith Ellis Little : Sarabande. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  3. Kersten Knipp: Flamenco. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8, S. 179.
  4. Frank Koonce: The Baroque Guitar in Spain and the New World. Mel Bay Publications, Pacific MO 2006, ISBN 978-0-7866-7525-8, S. 28.
  5. James Tyler: A guide to playing the baroque guitar. Indiana University Press, Bloomington / Indianapolis 2011, ISBN 978-0-253-22289-3, S. 45.
  6. Jerry Willard (Hrsg.): The complete works of Gaspar Sanz. 2 Bände. Amsco Publications, New York 2006 (Übersetzung der Originalhandschrift durch Marko Miletich), ISBN 978-0-8256-1695-2, Band 1, S. 48 f., 67, 75, 98 und 117.
  7. Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre, Wien 1926–1928, S. 34.
  8. Vgl. auch Adalbert Quadt (Hrsg.): Gitarrenmusik des 16.–18. Jahrhunderts. 4 Bände. Nach Tabulaturen herausgegeben. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1970–1984, Band 1, S. 16 (Giovanni Marino Bellony: 2 Sarabanden aus Manuskript Dörremberg von 1652).
  9. Hans Heinrich Eggebrecht: Riemann Musik-Lexikon. Hrsg.: Hans Heinrich Eggebrecht. Sachteil. Mainz 1967.
  10. a b Karl Kaiser: Basiswissen Barockmusik (Didaktische Schriftreihe des Institutes für Historische Aufführungspraxis der HfM Frankfurt). ISBN 978-3-940768-12-4, S. 78 f.
  11. Claudia Zenck: Vom Takt. Böhlau-Verlag, Wien 2001, ISBN 3-205-99287-3, S. 152.
  12. Karl Heinrich Wörner: Geschichte der Musik. 18. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-27812-3, S. 255.
  13. Ingmar Bergman Saraband – Sources of inspiration.
  14. Beschreibung des Films Barry Lyndon. IMDB-Datenbank; abgerufen am 18. Januar 2010.