Samuel Wilhelm Oetter

Heraldiker und Hofpfalzgraf

Samuel Wilhelm Oetter (* 25. oder 26. Dezember 1720 in Goldkronach; † 7. Januar 1792 in Markt Erlbach[1]) war ein evangelischer Theologe, Heraldiker, Numismatiker und Historiker.

Leben Bearbeiten

Oetters Vater war Johann Heinrich Oetter, Landeshauptmann sowie Ratsherr und Metzger in Goldkronach. Von der Grundschule in Goldkronach aus kam S. W. Oetter auf das Seminar in Bayreuth und zu Beginn des Jahres 1736 auf das Gymnasium. Als die Universität Erlangen am 3. April 1743 eingeweiht wurde, gehörte Oetter zu ihren ersten Studenten. Schon seit seiner Schulzeit war Geschichte sein Lieblingsfach gewesen. Die in seinen späteren Schriften entfaltete wissenschaftliche Akribie und Liebe zum Detail wird dem relativ kurzen Aufenthalt an der Universität zugeschrieben.

Schon im Jahr 1744, als er noch in Erlangen studierte, wurde er beauftragt, das Konrektorat am dortigen Gymnasium kommissarisch zu versehen, und am 25. Mai des folgenden Jahres erhielt er das Amt des Konrektors selbst. 1745 wurde er Konrektor am Gymnasium seines Geburtsorts, Goldkronach. Als evangelischer Geistlicher war er in verschiedenen Orten tätig. 1749 wurde er Pfarrer in Linden, und man adelte ihn 1756 zum kaiserlichen Hofpfalzgraf. 1762 übersiedelte er nach Markt Erlbach, trat dort die Pfarrstelle an und wurde Historiograph des fürstlichen Hauses Ansbach. 1767 wurde er Mitglied des brandenburg-bayreuthischen Konsistorialrats und 1770 auch Mitglied des markgräflich brandenburg-ansbachischen Konsistorialrats. Oetter wurde von mehreren Gesellschaften der Wissenschaften und Künste durch Aufnahme als Mitglied geehrt, 1763 wurde er auch Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er führte eine umfangreiche Korrespondenz mit Wissenschaftlern und Staatsmännern aller Konfessionen. Unter diesen befand sich auch der königlich-preußische Staats-, Kriegs- und Kabinettsminister Graf von Hertzberg, mit dem er 37 Jahre lang ununterbrochen im Briefwechsel stand. Nachdem Oetter sich eine beschwerliche Magenkrankheit zugezogen hatte, legte er 1789 sein Pfarramt nieder. Sein Leiden soll durch zu langes Sitzen beim Studieren und Schreiben verursacht worden sein. Er starb drei Jahre später.

Von ihm sind 69 wissenschaftliche Veröffentlichungen bekannt; außerdem hinterließ er zahlreiche Manuskripte,[2] die in den Besitz seines ältesten Sohnes, Friedrich Wilhelm Oetter (1754–1824), gelangten. Dieser veröffentlichte eine Biographie über ihn (siehe unten: Literatur), kam jedoch der öffentlich geäußerten Bitte,[3] die Briefe aus der Korrespondenz seines Vaters zu veröffentlichen, nicht nach. Die Korrespondenz liegt im Historischen Archiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg und ist großenteils erschlossen.

Ehrungen Bearbeiten

Oetter wurde von folgenden Gesellschaften durch Ernennung zum Mitglied geehrt:

Werke Bearbeiten

  • Erläuterung einer überaus raren Münze von dem Erzbischoffen zu Cöln, Piligrim, um die Jahre 1024-1034. Wobei zugleich denen Münzverständigen zwei sehr seltene und merkwürdige Arabische Münzen, zur Untersuchung mitgetheilet werden. Nürnberg 1748 (Digitalisat).
  • Sammlung verschiedener Nachrichten aus allen Theilen der Historischen Wissenschaften.
    • Erster Band, nebst einem vollständigen Register und einer Vorrede von dem wahren Ursprung der Landes-Hoheit Hrn. Andr. Elias Roßmanns, ICti, Sr. Hochfürstl. Durchl. des Herrn Marggrafens zu Brandenburg Bayreuth Hofrath, öffentlichen Lehrers derer Rechte und Geschichte auf der Hochfürstlichen Friederichs Universität zu Erlangen. Erlangen und Leipzig 1749 (Digitalisat).
  • Historische Bibliothek darinn allerhand Aufsätze aus allen Theilen der historischen Wissenschaft mitgetheilet werden.
  • Versuch einer Geschichte der Burggraven zu Nürnberg und nachmaligen Markgraven zu Brandenburg in Franken, durch Münzen Urkunden und Siegel bestättiget.
    • Erster Versuch, von Konrad ersten Burggraven zollerischen Staams bis auf B. Friedrich III.. Frankfurt und Leipzig 1751 (Digitalisat).
    • Zweiter Versuch, vom Jahr 1242 bis 1273. Frankfurt und Leipzig 1753 (Digitalisat).
    • Dritter Versuch, vom Jahr 1273 bis 1276. Onolzbach 1758 (Digitalisat).
  • Untersuchung der Frage: Warum Kaiser Herodes dem Heiland ein weisses Kleid anlegen lassen?. Nürnberg 1761 (Digitalisat).
  • Wöchentliche Wappenbelustigung, 1.–6. Stück. Augsburg 1761–1764.
  • Abdruck eines Schreibens an S. T. Herrn Reichshofrath, Freiherrn von Senckenberg, darinnen unter andern die Frage untersuchet wird: Warum d. K. Friedrich II. denen Ministerialibus Ducatus Brunsvicensis Iura Ministerialum Imperii verliehen habe? Frankfurt 1765 (Digitalisat).
  • Versuch einer gegründeten Nachricht von den Ministerialibus Imperii. Frankfurt und Leipzig 1766. (Digitalisat)
  • Neue Muthmassungen auf was für einem Weg das grävlich Zollerische Hauß zu dem Burgravthum Nürnberg und dadurch zugleich zu anderen Herrschaften in Franken vornämlich zu der Voigthei über das Kloster Mönchaurach gelanget seyn. Hof 1773 (Digitalisat).
  • Historische Nachrichten von dem Hause und Wappenbild der Herrn Riedesel, Freyherrn von und zu Eisenbach, etc. Tübingen 1778 (Digitalisat).
  • Historische Betrachtung über das Hohenlohische Wappen. Mit sechs Kupfertafeln. Nürnberg 1780 (Digitalisat).
  • Erklärung des Namens der Hochfürstlichen Residenzstadt Onoldsbach und anderer Orte, welche von den Bächen ihre Benennung erhalten haben. Nebst einem Anhang, worinn einige Orte erkläret werden, welche ihre Namen von Bruck und Fürt führen. Frankfurt und Leipzig 1782 (Digitalisat).

Literatur Bearbeiten

  • BSB: Oetter, Samuel Wilhelm; 1720–1792.
  • Siegfried Hänle: Oetter, Samuel Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 562–564.
  • Clemens Alois Baader: Lexikon verstorbener Baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts. Band 1, Teil II: M – Z, Augsburg und Leipzig 1824, S. 103–109.
  • Friedrich Willhelm Oetter: Einige Nachrichten von dem Leben, Charakter und den Schriften des weiland Hochwürdigen und Hochgelehrten Herrn Samuel Willhelm Oetter Kaiserlichen Hof- und Pfalzgrafens, Hochfürstlich Brandenburgischen Onoldsbachischen und Bayreuthischen Consistoral-Raths und Pfarrers in Markt Erlebach, Historiographus und verschiedener Akademien und gelehrten Gesellschaften Raths und Mitglieds etc. Markt Erlbach 1792 (Digitalisat).
  • Johann Georg Dürrschmidt und Friedrich Wilhelm Anton Layritz: Beschreibung des Königlich Preussischen, im Fürstenthum Bayreuth liegenden Kirchspiels Goldkronach in statistischer, topographisxcher, historischer, oryktologischer und literarischer Hinsicht. Bayreuth 1880, S. 187–191.
  • Rotermund: Oetter, Samuel Wilhelm. In: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, herausgegeben von S. J. Ersch und J. G. Gruber. Dritte Section: O – Z, Erster Theil: O – Odyssee. Leipzig 1830, S. 267.
  • Gert Oswald: Lexikon Heraldik. VEB Bibliographische Institut Leipzig, 1984.
  • Otter, Samuel Wilhelm. In: Pierer's Universal Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4. Auflage, Zwölfter Band, Altenburg 1861, 5. 514.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sterbematrikel ev-luth Pfarramt Markt Erlbach, 1792, S. 339
  2. Clemens Alois Baader: Lexikon verstorbener Baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts. Band 1, Teil II: M – Z, Augsburg und Leipzig 1824, S. 103–109.
  3. Chronik der Teutschen, 38stes Stück, 30. September 1807, S. 308 unten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Samuel Wilhelm Oetter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien