Saga (Niamey)

Stadtteil von Niamey

Saga ist ein Stadtteil von Niamey in Niger. Die Siedlung am Fluss Niger bestand bereits Jahrhunderte vor der Gründung der Stadt Niamey.

An der Hauptstraße von Saga (2011)

Geographie Bearbeiten

Saga befindet sich am südlichen Stadtrand im Arrondissement Niamey IV. Zu den umliegenden Stadtteilen gehören im Norden Gamkalley und im Osten die Siedlungen beim Flughafen Niamey wie Aéroport I und Aéroport II. Im Süden folgt die Landgemeinde Liboré.[1]

Das historische Zentrum von Saga erstreckt sich über eine Fläche von etwa 146 Hektar.[2] Es besteht aus vier Stadtvierteln (französisch: quartiers): Saga Fondobon, Saga Gassia Kouara, Saga Goungou und Saga Sambou Koira.[3] Jüngere Erweiterungen sind Saga Dababanda jenseits der Hauptstraße und Cité Olani als östlicher Ausläufer des Stadtteils.[4]

Saga liegt am linken Ufer des Flusses Niger in einem Tafelland mit einer weniger als 2,5 Meter tiefen Sandschicht, wodurch nur eine begrenzte Einsickerung möglich ist.[1] Der Stadtteil ist in der Regenzeit in den Monaten Juli und August regelmäßig Überschwemmungen ausgesetzt. Zu besonders schweren Hochwassern kam es in den Jahren 1998, 2010, 2012, 2013 und 2017. Im Jahr 2017 wurden dabei 27 Wohnhäuser zerstört, zwei Menschen starben.[5]

Geschichte Bearbeiten

Der Ortsname Saga kommt von dem Zarma-Wort sagai,[6] das die Pflanze Oscher (Calotropis procera) bezeichnet.[7]

Saga, ursprünglich überwiegend eine von der Volksgruppe der Zarma bewohnte Siedlung, wurde manchen Überlieferungen zufolge im Jahr 1572 von Moussa Zarmakoye gegründet, einem Krieger aus N’Dounga. Demnach stellten ihm ein Mann namens Abdou Wahab Sy aus Gao und eine Gruppe Gourmantché das Gebiet zur Verfügung. Drei Söhne von Moussa Zarmakoye sollen die Gründer der vier historischen Viertel von Saga gewesen sein.

Zu Beginn der französischen Kolonialzeit an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde Saga der Hauptort eines gleichnamigen Kantons, der seitdem von einem der staatlichen Verwaltung untergeordneten traditionellen Herrscher (französisch: chef traditionnel) geleitet wird. Nur von 1904 bis 1908 war Saga ein Teil des während dieser Zeit bestehenden Kantons Niamey. Die Kolonialverwaltung belegte den Markt von Saga eine Zeit lang mit Steuern, um die Entwicklung des Marktes in der nahegelegenen neuen Hauptstadt Niamey zu begünstigen.[3] Nach einer Dürre- und Hungerperiode in den 1930er Jahren ging der Markt von Saga ein. Gemäß einer Legende hätte eine Wiedergründung des Markts den Sturz oder Tod des traditionellen Herrschers zur Folge.[6]

Mit der Einteilung von Niamey in fünf Distrikte im Jahr 1979 wurde die Siedlung Teil des 4. Distrikts, der 1989 mit dem 3. Distrikt in der Teilgemeinde Niamey II aufging, die wiederum 1996 in der bisherigen Form aufgelöst wurde.[8] Bei einer Untersuchung im Jahr 1985 wurde beim Befall mit der Saugwürmer-Art Schistosoma haematobium unter den 10- bis 14-Jährigen in Saga eine Prävalenz von 79 Prozent festgestellt.[9]

Kultur Bearbeiten

Der Stadtteil ist für seine Zarma-Töpferkunst bekannt.[10] In Saga gibt es eine Ausbildungsstätte für Djesseré, eine besondere Art von Erzählern, die historische Überlieferungen in langen Vorträgen weitergeben.[11] Seit dem Jahr 2000 besteht eine öffentliche Bibliothek, die Bibliothèque Nangou Sambou.[4]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Verkaufsstände an der Hauptstraße von Saga (2011)

Der Reisanbau ist für die Bevölkerung von Saga von herausragender Bedeutung als Einkommensquelle und Hauptnahrungsmittel.[12] Er geht auf das 1967 zurück, als die Republik China in einem Gebiet von 750 Hektar um die Siedlung die Anlage von Flächen für den Reisanbau unterstützte.[13] Die Reisbauern sind in einer Kooperative zusammengeschlossen.[12] Einwohner von Saga gehören traditionellerweise zu den Landbesitzern im Grüngürtel von Niamey, wo sie Ackerbau betreiben.[14] Im Stadtteil befindet sich ein Stützpunkt des staatlichen agronomischen Forschungsinstituts Institut National de Recherches Agronomiques du Niger (INRAN).[15]

Entlang der Hauptstraße werden Lebensmittel, Kleidung und Haushaltswaren verkauft.[12] In Saga gibt es mehrere öffentliche und private Schulen.[16] Die älteste Grundschule wurde 1962[17] und die erste Mittelschule 1987 gegründet.[4] Das weit über die Grenzen der Siedlung hinaus bekannte Gesundheitszentrum Centre de Santé Intégré (CSI) de Saga wurde 1996 geschaffen.[17] Es wird von den Missionarinnen der Nächstenliebe betrieben.[16]

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Nouhou Malio (1915–1986), Erzähler vom Berufsstand der Djesseré

Literatur Bearbeiten

  • Safiétou Fanta Mady Cissé: Evaluation des pratiques de gestion des ennemis de cultures maraîchères dans la communauté urbaine de Niamey. Cas du site de Saga. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2011.
  • Tahirou Hassan Yaou, Bachirou Hamadou Younoussa, Amadou Abdourhamane Touré, Ibrahim Issa Toukal, Zibo Garba: Caractérisations physiques des sols et de leurs rôles dans les inondations á Niamey, Niger. In: Africa Science. Vol. 14, Nr. 3, Mai 2018, ISSN 1813-548X, S. 192–205 (researchgate.net).
  • Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8 (uu.diva-portal.org [PDF]).
  • Habi Ouzeirou: Typologie des maraîchers du site de Gamkalé-Saga et analyse de leurs stratégies de production. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2006.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Saga (Niamey) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Hamadou Issaka, Dominique Badariotti: Les inondations à Niamey, enjeux autour d’un phénomène complexe. In: Cahiers d’Outre-Mer. Nr. 263, September 2013, S. 383–384 (journals.openedition.org [abgerufen am 21. April 2019]).
  2. The Study on Sanitation Improvement for the Niamey City in Republic of Niger. Appendix F: Existing Urban Conditions. (PDF) Japan International Cooperation Agency (JICA), August 2000, S. F-4, abgerufen am 19. April 2019 (englisch).
  3. a b Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8, S. 85–86 (uu.diva-portal.org [PDF; abgerufen am 8. Mai 2019]).
  4. a b c Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8, S. 202–203 (uu.diva-portal.org [PDF; abgerufen am 8. Mai 2019]).
  5. Tahirou Hassan Yaou, Bachirou Hamadou Younoussa, Amadou Abdourhamane Touré, Ibrahim Issa Toukal, Zibo Garba: Caractérisations physiques des sols et de leurs rôles dans les inondations á Niamey, Niger. In: Africa Science. Vol. 14, Nr. 3, Mai 2018, ISSN 1813-548X, S. 197–198 (researchgate.net [abgerufen am 19. April 2019]).
  6. a b Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8, S. 129 und 137 (uu.diva-portal.org [PDF; abgerufen am 8. Mai 2019]).
  7. Calotropis procera. In: Fakara Plants. Japan International Research Center for Agricultural Sciences, abgerufen am 7. Mai 2019 (englisch).
  8. Kokou Henri Motcho: Niamey, Garin Captan Salma ou l’histoire du peuplement de la ville de Niamey. In: Jérôme Aloko-N’Guessan, Amadou Diallo, Kokou Henri Motcho (Hrsg.): Villes et organisation de l’espace en Afrique. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0339-2, S. 23.
  9. Charles Vera: Polymorphisme de la compatibilité entre diverses populations de Schistosoma haematobium, S. bovis et S. curassoni et les bulins hôtes potentiels en Afrique de l’Ouest. Thèse présentée à l’Université Montpellier II – Sciences et Techniques du Languedoc pour obtenir le diplôme de doctorat. Soutenue le 15 novembre 1991 devant le Jury (= Traveau et Documents Microédités. Nr. 92). ORSTOM, Paris 1992, ISBN 2-7099-1122-1, S. 289 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 17. September 2023]).
  10. Dominique Auzias, Jean-Paul Labourdette: Niger. Nouvelle édition de l’Université, Paris 2009, ISBN 2-7469-1640-1, S. 97.
  11. Hamadou Seini: Zarma-Songhoï Verbal Artistry and Expression: From the Epic to the Francophone Novel, with a Focus on Intertextual Dialogue Across the Genres. Dissertation. University of Colorado, Boulder 2013, S. 32 (scholar.colorado.edu [PDF; abgerufen am 2. April 2020]).
  12. a b c Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8, S. 84 (uu.diva-portal.org [PDF; abgerufen am 8. Mai 2019]).
  13. François Martin: Le Niger du Président Diori. Chronologie 1960–1974. L’Harmattan, Paris 1991, ISBN 2-7384-0952-0, S. 191.
  14. Ursula Meyer: Pratiques de gouvernance du foncier au lendemain de la démocratisation: Le cas du foncier périphérique à Niamey, Niger. (PDF) Université de Lausanne, 5. September 2014, S. 4, abgerufen am 25. April 2019 (französisch).
  15. Siradji Sanda: Institut National de la Recherche Agronomique du Niger (INRAN). In: Niger Diaspora. 2. Oktober 2008, abgerufen am 31. Dezember 2023 (französisch).
  16. a b Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8, S. 87–88 (uu.diva-portal.org [PDF; abgerufen am 8. Mai 2019]).
  17. a b Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8, S. 141 und 201 (uu.diva-portal.org [PDF; abgerufen am 8. Mai 2019]).

Koordinaten: 13° 28′ N, 2° 8′ O