Servizio ferroviario suburbano di Milano

S-Bahn-Netz der italienischen Stadt Mailand
(Weitergeleitet von S-Bahn Mailand)

Der Servizio ferroviario suburbano di Milano ist ein Schienenpersonennahverkehrssystem in der Agglomeration Mailand. Es wurde am 12. Dezember 2004 eröffnet, besteht aus zehn Linien und ist mit der U-Bahn Mailand verknüpft.

Linee S Mailand
Linee S Mailand
Servizio ferroviario suburbano di Milano
Staat Italien
Verkehrs- /
Tarifverbund
STIBM
Linien 11
Streckenlänge 403 km
Stationen 124
Tunnelbahnhöfe 6
kleinste Taktfolge 30 min
Fahrzeuge TAF, TSR, E.464+Niederflurwagen, E.464+Doppelstockwagen, ATR 125 (S7)
Betreiber Trenord
Stromsystem 3000 V =, Oberleitung

S-Bahn

Liniennetz seit Januar 2016
Doppelstock-Triebzug Typ TSR der Linie S6 am Bahnhof Milano Porta Venezia

Die Stammstrecke ist die Passante ferroviario, die von Milano Certosa und von Milano Bovisa unterirdisch nach Milano Rogoredo verläuft und von fünf Linien genutzt wird. Eine weitere innerstädtische Durchmesserlinien ist die Passantino, die den Bahnhof Milano Porta Garibaldi mit Milano Greco-Pirelli verbindet.

Auf dem Netz wird modernes Rollmaterial eingesetzt, das im 30-Minuten-Takt verkehrt. Durch Überlagerung von zwei Linien entsteht ein 15-Minuten-Takt. Die Linienbezeichnung S leitet sich nicht von schnell, sondern aus suburbano (deutsch: vorortlich) ab. Die Metro bedient nur Bereiche in einem Radius von 20 km, der Servizio ferroviario suburbano di Milano in einem Bereich von 60 km und die Regionalzüge bis zu 120 km.

Geschichte Bearbeiten

Vorgeschichte Bearbeiten

Die Idee einer unterirdischen Verbindungsbahn zwischen den Kopfbahnhöfen Porta Garibaldi und Porta Vittoria stammt aus den 1960er Jahren. Der Bau dieser als Passante Ferroviario bezeichneten Stammstrecke wurde aber erst 1983 beschlossen. Die Arbeiten begannen 1984 mit dem unterirdischen Bahnhof Repubblica, der gemeinsam mit der U-Bahn-Station der kreuzenden Linie M3 gebaut wurde.

Im November 1997 wurde der erste Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Bovisa und Porta Venezia mit einem Vorlaufbetrieb (Inselbetrieb im 15-Minuten-Takt) in Betrieb genommen.

1999 wurde die zweite Zufahrt zur Stammstrecke vom Bahnhof Certosa eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Vorortlinien aus Saronno, Mariano Comense und Varese in die Tunnelstrecke hinein geführt.

Im Jahr 2002 konnte die Verlängerung der Tunnelstrecke bis zum unterirdischen Bahnhof Dateo in Betrieb genommen werden.

Einführung des Systems Bearbeiten

 
Das Netz bei Inbetriebnahme 2004
 
Bahnhof Repubblica an der Stammstrecke

Am 12. Dezember 2004 konnte schließlich die gesamte Tunnelstrecke bis zum neuen 4-gleisigen unterirdischen Bahnhof Porta Vittoria in Betrieb genommen werden (der alte Kopfbahnhof war 1991 stillgelegt worden). Es fehlte jedoch noch der südöstliche Anschluss, so dass vier der fünf Linien des zu diesem Zeitpunkt eröffneten Netzes an diesem Bahnhof endeten. Das Netz des Servizio ferroviario suburbano di Milano umfasste bei seiner Betriebsaufnahme folgende Linien:

S1 Saronno – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria
S2 Mariano – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria
S5 Varese – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria – Pioltello
S6 Novara – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria
S10 Milano Bovisa – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria

Gleichzeitig wurden auch zwei Linien in das System integriert, die die Stammstrecke nicht befuhren, sondern den zentrumsnahen Bahnhof Cadorna bedienten:

S3 Saronno – Milano Cadorna
S4 Meda – Seveso – Milano Cadorna

Des Weiteren wurde der östliche und südliche Eisenbahnring mit einer Linie in das Netz integriert, die zunächst keine Umstiegsmöglichkeiten zu den anderen Linien besaß:

S9 Seregno – Milano LambrateMilano San Cristoforo

Weitere Entwicklungen Bearbeiten

 
Lage der Stammstrecke (Passante)

2006
Am 19. Februar wurde die Linie S4 von Seveso über eine bis dahin nicht mehr genutzte Strecke bis zum Bahnhof Camnago-Lentate verlängert, wo eine Umsteigemöglichkeit zu den Regionalzügen der Bahnstrecke Chiasso–Mailand besteht.[1]

Am 19. Juni wurde auf der Linie S9 der neue Haltepunkt Milano Romolo eröffnet, wo eine Verbindung zum gleichnamigen U-Bahnhof der Linie M2 besteht.[2]

2008
Am 15. Juni wurde die südöstliche oberirdische Anbindung an den Bahnhof Porta Vittoria fertiggestellt, so dass die Linien S1, S2, S6 und S10 bis zum Bahnhof Rogoredo verlängert werden konnten, der zu diesem Zweck einen eigenen Bahnhofsteil mit Kopfgleisen bekam.[3]

2009
Am 14. Juni wurde der neue Haltepunkt Pregnana Milanese auf der Linie S6 eröffnet.[4] Am gleichen Tag wurde der Haltepunkt Serenella (auf den Linien S1 und S3) in Garbagnate Parco delle Groane umbenannt.[5]

Am 13. Dezember konnten östlich Mailands die Strecken der Vorortbahn auf eigenem Gleiskörper nach Lodi und Treviglio in Betrieb genommen werden. So wurde die S1 nach Lodi verlängert und die S6 wurde statt nach Milano Rogoredo gemeinsam mit der S5 in Richtung Treviglio geführt. Damit gab es zum ersten Mal echte West-Ost-Durchmesserlinien über die Stammstrecke.

Außerdem wurden zwei weitere Linien eröffnet, die die Stammstrecke nicht befahren:

S8 Lecco – Carnate – Milano Porta Garibaldi
S11 Chiasso – Milano Porta Garibaldi

2010
Vom 1. Februar bis zum 11. Dezember wurden einzelne Fahrten der S10 über Milano Bovisa hinaus zum Flughafen Malpensa verlängert. Seit dem 12. Dezember kann der Flughafen Malpensa mit dem Malpensa Express direkt vom Bahnhof Centrale aus erreicht werden. Aus diesem Grund wurden die Fahrten der S10 zum Flughafen wieder eingestellt.

2011
Am 12. Juni wurde die S9 von Milano San Cristoforo nach Albairate verlängert, so dass auch diese Linie zu einer Durchmesserlinie wurde (allerdings ohne Bedienung der Stammstrecke).

Am 11. Dezember wurde mit der Strecke Milano Rogoredo – Pavia eine weitere Vorortstrecke in die Stammstrecke eingeführt, so dass jetzt alle ursprünglich für den Stammstreckentunnel vorgesehenen Anbindungen in Betrieb sind. Im Jahre 2004, bei der Inbetriebnahme des Systems, war dieser Endzustand für das Jahr 2008 vorgesehen. Bedient wird der neue Streckenast von der Linie S13, die die bisherige Linie S10 ersetzt.

S13 Milano Bovisa – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria – Pavia

2012
Am 9. Dezember wurde die S9 von Seregno zum Endpunkt der S1 und S3 nach Saronno verlängert.[6] Dabei wurde der Personenverkehr auf einer Strecke wieder aufgenommen, die seit dem 1. August 1958 nur noch im Güterverkehr bedient wurde. In diesem Zusammenhang wurde die Strecke wieder elektrifiziert und der Abschnitt Saronno – Cesano Maderno zweigleisig ausgebaut.

Zum gleichen Zeitpunkt wurde außerdem das Angebot auf vielen Strecken erweitert und Taktlücken im 30-Minuten-Takt geschlossen. Auf der S1 wird jetzt auch abends sowie an Samstagen und Sonntagen ein 30-Minuten-Takt angeboten. Auf der Linie S2 wurden zwei Zugpaare am frühen Nachmittag eingefügt, die große Taktlücke am Vormittag blieb aber bestehen. Die Linie S4 übernahm den Abendverkehr auf der Strecke Milano – Seveso von der S2 und verkehrt bis 0:30 Uhr im Halbstundentakt. Auf der Linie S6 wird jetzt ab 5 Uhr morgens ein durchgehender 30-Minuten-Takt angeboten. Auf der Linie S11 wurde ein Zugpaar am Nachmittag eingefügt, so dass der 30-Minuten-Takt eine Stunde früher beginnt. Die Linie S13 wird jetzt auch vormittags und nach 21 Uhr im Halbstundentakt bedient.[7]

2013
Im Juni wurden zwei neue Haltestellen eröffnet: Am 9. Juni erfolgte die Inbetriebnahme der Haltestelle Pieve Emanuele auf der Linie S13 zwischen Mailand und Pavia und am 22. Juni folgte die Haltestelle Cesano Maderno Groane auf der Linie S9 zwischen Seregno und Saronno, die jedoch nur von jedem zweiten Zug und damit im Stundentakt bedient wird.

Am 15. Dezember wurde aufgrund von Bauarbeiten die Linie S2 auf die Strecke Milano Rogoredo – Seveso eingekürzt. Der weitere Streckenverlauf bis Mariano Comense wird für ein Fahrplanjahr im Schienenersatzverkehr bedient. Auf der Linie S4 verkehren jetzt alle Fahren auf dem einheitlichen Linienweg nach Camnago Lentate, der Ast nach Meda wird nicht mehr bedient. Auf der Linie S9 halten jetzt alle Fahren an der Haltestelle Cesano Maderno Groane.[8]

2014
Am 14. Dezember wurde die bisherige Regionallinie Milano Porta Garibaldi – Molteno – Lecco als Linie S7 formal in den Servizio ferroviario suburbano di Milano integriert. Diese Strecke ist nicht elektrifiziert und wird weiterhin von Dieseltriebwagen befahren. Anlässlich der Umbenennung wurde das Angebot an Sonn- und Feiertagen auf einen 2-Stunden-Takt verdichtet.[9][10]

2015
Am 26. April wurde aufgrund der Expo 2015 das Angebot auf einigen Linien ausgeweitet und eine neue Linie eingerichtet. Die Linie S2, die seit Ende 2013 nicht mehr auf dem Abschnitt Seveso – Mariano Comense verkehrte, nahm den Betrieb zwischen Sevoso und Meda wieder auf. Auch die abendlichen Fahrten der S4 wurden wieder aufgenommen. Samstags und sonntags wurde der Takt der Linie S6 auf einen Halbstundentakt verdichtet. Die Linie S7 verkehrt jetzt auch sonntags stündlich. Die Linie S11 wurde von Porta Garibaldi nach Rho verlängert und auf dem gesamten Linienweg auf einen Halbstundentakt verdichtet. Außerdem wurde zwischen Rho und Rogoredo die neue Linie S14 mit Halbstundentakt von 9 bis 24 Uhr eingerichtet.

S14 Rho – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria – Milano Rogoredo

Am 9. Mai wurde der Umsteigebahnhof Milano Forlanini in Betrieb genommen, der eine Verknüpfung der Ringlinie S9 mit den auf der Stammstrecke verkehrenden Linien S5 und S6 ermöglicht.
Mit dem Ende der Expo am 1. November wurde der Betrieb der Linie S14 wieder eingestellt, die Linie S11 verkehrt seitdem nur noch werktags zwischen 7 und 21 Uhr mit jedem zweiten Zug von Porta Garibaldi weiter nach Rho.

2016
Am 12. September wurden zwei morgendliche Verstärkerzugpaare auf dem Abschnitt Melegnano – Milano Bovisa der S1 eingeführt. Sie erhielten die neue Linienbezeichnung S12.

S12 Milano Bovisa – Milano Porta Garibaldi – Milano Porta Vittoria – Melegnano

2022
Am 11. Dezember wurde der neue Haltepunkt Milano Tibaldi auf der Linie S9 in Betrieb genommen. Der Bahnhof Villasanta auf der Linie S7 wird in Villasanta Parco umbenannt.

Linien Bearbeiten

Linie Strecke Länge Bahnhöfe Betreiber
 
S1
Saronno ↔ Milano PassanteLodi 55,4 km 25 Trenord
 
S2
Meda ↔ Milano Passante ↔ Milano Rogoredo 24,9 km 20 Trenord
 
S3
Saronno ↔ Milano Cadorna 23,6 km 13 Trenord
 
S4
Camnago-Lentate ↔ Milano Cadorna 21,2 km 13 Trenord
 
S5
Varese ↔ Milano Passante ↔ Treviglio 92,6 km 31 ATI Trenord-ATM
 
S6
Novara ↔ Milano Passante ↔ Pioltello-Limito ( – Treviglio) 83,5 km 25 Trenord
 
S7
LeccoMoltenoMilano Porta Garibaldi 57 km 22 Trenord
 
S8
Lecco ↔ Carnate-Usmate ↔ Milano Porta Garibaldi 49,9 km 13 Trenord
 
S9
Saronno ↔ Milano LambrateAlbairate 64 km 24 Trenord
 
S11
Chiasso ↔ Milano Porta Garibaldi (↔ Rho) 63,9 km 18 Trenord
 
S13
Milano Bovisa ↔ Milano Passante ↔ Pavia 32 km 13 Trenord

Die Wegangabe Milano Passante umfasst die unterirdischen Bahnhöfe Lancetti, Porta Garibaldi, Rebubblica, Porta Venezia, Dateo und Porta Vittoria.

Planungen Bearbeiten

Geplante Haltepunkte Bearbeiten

An den bestehenden Linien sollen folgende Haltepunkte ergänzt werden:

Linie Haltepunkte
  Zivido
        Milano Zama
    Cesano Maderno Sud
  Busto Interscambio, Nerviano
    Monza Libertà
        Monza San Rocco
  Milano Canottieri Olona
    Monza Ovest, Monza San Biagio

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Andrea Canale: … finalmente Passante! In: I Treni Nr. 268 (März 2005), S. 12–19
  • Gabriele Pellandini: Mailänder S-Bahn „Linee S“ gestartet. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2005, ISSN 1421-2811, S. 180–182

Weblinks Bearbeiten

Commons: Servizio ferroviario suburbano di Milano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. S4 in Brianza. In: I Treni Nr. 281 (Mai 2006), S. 8
  2. Nuova fermata a Milano. In: I Treni Nr. 283 (Juli 2006), S. 5
  3. Passante quasi finito. In: I Treni Nr. 306 (Juli 2008), S. 5
  4. Impianti FS. In: I Treni Nr. 317 (Juli 2009), S. 6
  5. Nuovo nome. In: I Treni Nr. 317 (Juli 2009), S. 7
  6. Manuel Sgarella: Hundert Kinder weihen die Strecke Seregno-Saronno ein. VareseNews, 6. Dezember 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. Dezember 2012 (italienisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www3.varesenews.it (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. 9. Dezember 2012: Neue Fahrpläne der Eisenbahn in der Lombardei. Regione Lombardia, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. Dezember 2012 (italienisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.regione.lombardia.it (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Neuigkeiten zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013. Trenord S.r.l, abgerufen am 16. Dezember 2013 (italienisch).
  9. Neuerungen des Fahrplans 2014-2015. (PDF) Regione Lombardia, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. Dezember 2014 (italienisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.trasporti.regione.lombardia.it (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. Fahrplan S7. (PDF) Trenord, abgerufen am 22. Dezember 2014 (italienisch).