Rugezi-Sümpfe

Feuchtgebiet im Norden Ruandas

Die Rugezi-Sümpfe liegen in der Nordprovinz von Ruanda. Sie wurden am 12. Januar 2005 als erstes Ramsar-Gebiet des Landes unter der Bezeichnung Rugezi-Burera-Ruhondo ausgewiesen. Für die Verwaltung ist die Rwanda Environment Management Authority (REMA) zuständig, die dem Umweltministerium untersteht.[1][2]

Karte
OpenStreetMap-Karte der Rugezi-Sümpfe (grün)
Ein mit Sumpfvegetation und Wasserflächen bedecktes Tal. Auf den Hügeln auf der anderen Seite stehen einzelne Häuser und an den Hängen kleine Landwirtschaftsflächen.
Blick über einen Teil des Feuchtgebiets

Geographie Bearbeiten

Die Sümpfe liegen in einem Tal nahe der Grenze zu Uganda auf etwa 2050 m Höhe und umfassen eine Fläche von 6736 Hektar. Sie befinden sich zum Großteil innerhalb des Distrikts Burera und liegen nur im äußersten Südosten im Distrikt Gicumbi. Der jährliche Gesamtniederschlag in den Rugezi-Sümpfen liegt bei rund 1200 mm.[3] Das Tal wird vom Rugezi durchflossen, der nach Nordwesten in den Burera- und weiter nach Süden in tiefergelegenen Ruhondo-See abläuft. An beiden Seen befinden sich Wasserkraftwerke. Das Wasser aus den Rugezi-Sümpfen macht etwa 50 % des Zuflusses in den Burera-See aus. Vom Ruhondo-See fließt der Mukungwa nach Süden ab und mündet in den Nyabarongo, der zum Flusssystem des Nils gehört.[4]

Flora und Fauna Bearbeiten

 
Der Bestand an Südafrika-Kronenkranichen hat im Feuchtgebiet zuletzt wieder zugenommen

Flora Bearbeiten

Die Vegetation im Sumpfgebiet wird von der Süßgräserart Miscanthus violaceus dominiert, begleitet von der Süßgrasartigen Xyris valida aus der Familie Xyridaceae, der Heidelbeerenart Vaccinium stanleyi und Heidekräutern.[4] An den Rändern wachsen Bestände der Zypergräserarten Cyperus latifolius und Echter Papyrus am Nordwestende.[3] Im Feuchtgebiet vorkommede Orchideenarten umfassen die stark gefährdete Disa stairsii sowie Satyrium crassicaule und Cynorkis anacamptoides. An Farnen finden sich Thelypteris confluens, Pityrogramma aurantiaca und Königsfarn. Weitere nennenswerte Pflanzenarten sind das Bärlappgewächs Lycopodiella cernua, das Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum) und Sphagnum perichaetiale.[5][6]

Fauna Bearbeiten

Säugetiere Bearbeiten

Zu den in den Rugezi-Sümpfen vorkommenden Säugetieren zählt die Sitatunga, eine afrikanische Antilopenart. Sie wird von der IUCN als nicht gefährdet eingestuft, ist im Feuchtgebiet jedoch selten, da sie stark für ihr Fleisch gejagt wird.[4] Weitere vorkommende Arten sind der als potentiell gefährdet eingestufte Kapotter und verschiedene Nagetiere wie zum Beispiel Langschwanzmäuse.[6]

Vögel Bearbeiten

Der Großteil des Sumpfgebiets wird von BirdLife International seit 2001 als Important Bird Area gelistet. Es treten mindestens 43 Arten auf.[3] Vorkommende stark gefährdete Vogelarten sind der Südafrika-Kronenkranich und der Kivubuschsänger (Bradypterus graueri), der zur Gattung der Gestrüppsänger innerhalb der Familie der Schwirlverwandten zählt. Südafrika-Kronenkraniche werden oft für den Handel gefangen.[4] Inzwischen hat die Anzahl der Tiere wieder zugenommen. Bei einer Bestandsaufnahme im Jahr 2017 wurden insgesamt 71 Südafrika-Kronenkraniche im Feuchtgebiet gezählt.[7] Als gefährdet eingestuft wird zudem der Bindenbuschsänger (Bradypterus carpalis), der hier laut BirdLife International ungewöhnlicherweise zusammen mit der Schwesterart auftritt. Ebenfalls von der IUCN als gefährdet eingestuft wird der Papyrusspötter und als potentiell gefährdet der Papyruswürger, wohingegen der Papyrusgirlitz (Crithagra koliensis), der Papyruszistensänger (Cisticola carruthersi) und der Halsbandastrild als nicht gefährdet gelten. In den mehr Wasser aufweisenden zentralen und südlichen Bereichen kommen zudem Wasservögel wie die Gelbschnabelente, die Glanzente, der Senegal- und Langzehenkiebitz, das Blaustirn-Blatthühnchen, der Rotgesichtlöffler und der Rotbauchreiher vor.[4][8][3]

Amphibien und Reptilien Bearbeiten

 
Hyperolius kivuensis (Bild aus Sambia)

Es wurden 14 Amphibienarten im Feuchtgebiet verzeichnet (Stand 2012):[6]

Unter den Reptilien wurde das Raue Bergchamäleon (Chamaeleo rudis), die Eidechsenart Adolfus jacksoni und die Natternart Philothamnus ruandae gesichtet.[6]

Umweltprobleme und Umweltschutz Bearbeiten

 
Ein Kind holt im Feuchtgebiet Wasser

Ruanda ist eines der am dichtesten bevölkerten Länder Afrikas und der Welt und ein Großteil der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Durch den Ausweitungsbedarf sind Gebiete wie der bereits weitestgehend abgeholzte Gishwati-Wald oder Feuchtgebiete wie die Rugezi-Sümpfe gefährdet.[9] Während der Trockenzeit wird die Vegetation im Feuchtgebiet geschnitten und verbrannt oder anderweitig genutzt. Das Wasser wird oft für den Privatgebrauch gesammelt oder vor Ort zum Wäsche waschen genutzt. Auch illegale Fischerei findet statt. Besonders Beweidung, Entwässerung und Straßenbau tragen jedoch zur Degradierung des Feuchtgebiets bei.[3][4][10][7]

Die Sümpfe wurden als Schutzgebiet ausgewiesen und ein Projekt zur Renaturierung wurde von der Rwanda Wildlife Conservation Association (RWCA) gestartet. In Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, die für die Arbeit im Naturschutz finanziell unterstützt wird, wurden mehr als 30.000 einheimische Bäume auf zwei Inseln im Feuchtgebiet gepflanzt. Durch die weitere Pflege der Bäume wurde für diese eine Überlebensrate von 85 Prozent erreicht. Zudem wurden an anderen Stellen außerhalb des Feuchtgebiets Weideflächen geschaffen.[11][12]

Literatur Bearbeiten

  • Ntabakirabose Gaspard, Harold Ogwal, Jean Baptiste Habinshuti, Musoni Protais, Jeanne Pauline Munganyinka, David Mwehia Mburu und Maniriho Fest: Assessment of the Impact of Environment Protection in Rwanda: A Case Study of Rugezi Marshland. In: NASS Journal of Agricultural Sciences. Band 4, Nr. 1, Januar 2022 (englisch, nasspublishing.com).
  • Piet-Louis Grundling, A. P. Grootjans und Anton Linström: Rugezi Marsh, a High Altitude Tropical Peatland in Rwanda. In: The Wetland Book. Springer, 2016, S. 1–12, doi:10.1007/978-94-007-6173-5_152-1 (englisch).
  • Sylvere Hategekimana und Emmanuel Twarabamenye: The impact of wetlands degradation on water resources management in Rwanda: the case of Rugezi Marsh. 2007 (englisch, archive.org [PDF; 718 kB]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rugezi-Sümpfe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ramsar National Report to COP14. (PDF; 200 KB) S. 4, abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  2. About REMA. Rwanda Environment Management Authority, abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  3. a b c d e Important Bird Area factsheet: Rugezi Marsh. BirdLife International, abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  4. a b c d e f Rugezi-Burera-Ruhondo. (PDF; 955 KB) In: Ramsar Sites Information Service. 12. Juli 2016, abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  5. Piet-Louis Grundling, A. P. Grootjans und Anton Linström: Rugezi Marsh, a High Altitude Tropical Peatland in Rwanda. In: The Wetland Book. Springer, 2016, S. 1–12, doi:10.1007/978-94-007-6173-5_152-1 (englisch).
  6. a b c d Taxonomic lists of plant and animal species occurring in the site (2012). (PDF; 77,5 KB) In: Ramsar Sites Information Service. Abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  7. a b Olivier Nsengimana und Matthew Becker: Minimum Population Size and Distribution of Grey Crowned Cranes in Rwanda. Aerial and Ground Survey. Hrsg.: Rwanda Wildlife Conservation Association. August 2017, S. 12 (englisch, rwandawildlife.org [PDF]).
  8. Samuel Kanyamibwa: Important Bird Areas in Africa and associated islands – Rwanda. (PDF; 2,34 MB) Abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  9. Ntabakirabose Gaspard, Harold Ogwal, Jean Baptiste Habinshuti, Musoni Protais, Jeanne Pauline Munganyinka, David Mwehia Mburu und Maniriho Fest: Assessment of the Impact of Environment Protection in Rwanda: A Case Study of Rugezi Marshland. In: NASS Journal of Agricultural Sciences. Band 4, Nr. 1, Januar 2022 (englisch, nasspublishing.com).
  10. Sylvere Hategekimana und Emmanuel Twarabamenye: The impact of wetlands degradation on water resources management in Rwanda: the case of Rugezi Marsh. 2007 (englisch, archive.org [PDF; 718 kB]).
  11. Wiederbewaldung rund um das Rugezi-Feuchtgebiet. NABU, April 2022, abgerufen am 11. April 2024.
  12. Erfolge im Kranichschutz gehen Hand in Hand mit den Errungenschaften zum Schutz des Rugezi-Feuchtgebiets. NABU, 2023, abgerufen am 11. April 2024.

Koordinaten: 1° 28′ 29″ S, 29° 53′ 9″ O