Robert Pattai

österreichischer Rechtsanwalt und Politiker

Robert Pattai (* 9. August 1846 in Graz; † 30. September 1920 in Wien) war ein österreichischer Rechtsanwalt und Politiker.

Robert Pattai

Leben Bearbeiten

Robert Pattai, Sohn des Advokaten Guido Pattai, eines Mitglieds der Frankfurter Nationalversammlung, studierte an der Technischen Hochschule Graz und an der juridischen Fakultät der Universität Wien. In Wien wurde er 1872 zum Dr. iur. promoviert. Nach der Ausbildung in Brünn, Graz und Wien war er von 1876 bis 1903 Hof- und Gerichtsadvokat in Wien.[1] Als Antisemit stand er in seiner politischen Laufbahn erst den Alldeutschen und Georg von Schönerer nahe.[2][3] Er arbeitete am deutschnationalen Linzer Programm von 1882 mit und war 1882–1885 Präsident des Österreichischen Reformvereins.[1] Bald schloss er sich der entstehenden Christlichsozialen Partei an. In ihr spielte er zeitweise eine führende Rolle; gegen Karl Lueger kam er aber nicht an. Mit fortschreitender Karriere wurde er in seiner Judenfeindlichkeit vorsichtig, was ihm das Attribut „Salonantisemit“ eintrug.

Von 1885 bis 1911 vertrat er seinen Wohnbezirk Mariahilf im Reichsrat. Ab 1886 nahm er an den von Karl von Vogelsang initiierten Enten-Abenden teil, bei denen die geistigen Grundlagen der Christlichsozialen Partei erarbeitet wurden. Von 1899 bis 1915 saß er im Landtag von Niederösterreich. Ab 1901 war er als ständiger Berichterstatter beim Reichsgericht. Von 1909 bis 1911 war er Präsident vom Reichsrat. Wegen seiner juristischen und technischen Kenntnisse wurde er als Abgeordneter mehrmals in Kommissionen zur Vorbereitung einschlägiger Gesetze entsandt. Eine Rolle spielte er im Lokaleisenbahnwesen. Nachdem er bei der Reichsratswahl 1911 gegen den Sozialdemokraten Karl Leuthner verloren hatte, trat er politisch nicht mehr hervor. 1917 wurde er in das Herrenhaus berufen.[4] 1905 hatte er eine Berufung abgelehnt. Mit 74 Jahren gestorben, wurde Robert Pattai am 2. Oktober 1920 auf dem Ober Sankt Veiter Friedhof beigesetzt.[5] Die Grabstelle wurde im Jahr 2008 wieder vergeben.[6]

Schriften Bearbeiten

  • Das klassische Gymnasium und die Vorbereitung zu unseren Hochschulen. Wien 1909.
  • mit Karl Neisser, Otto Neisser und Wilhelm Braumüller: Geschäftsordnung für das Abgeordnetenhaus des Reichsrates, beschlossen am 2. März 1875, mit den Änderungen vom 16. Juli 1908. Wien 1909.
  • Haftpflicht für Schäden aus Elektrizitätsanlagen und Luftfahrt. Bericht erstattet dem Deutschen Juristentag zu Wien. Wien 1912.
  • Das Erbbaurecht – eine rechtsvergleichende Untersuchung. Wien 1914.
  • Länderautonomie. Wien 1917.
  • Rede über die Kriegs- und Friedensziele. Wien 1918.

Ehrungen Bearbeiten

Unvollständige Liste

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Robert Pattai – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Pattai, Robert, in: Biographisches Handbuch des NÖ Landtages 1861–1921 (PDF; 881 kB).
  2. Rede über die Judenfrage in Deutschland und Österreich, gehalten am 11. Dezember 1883 zu Berlin. Vetter, Wien 1884 OCLC 701038513.
  3. Die Judenfrage in Deutschland und Oesterreich – Die antisemitische Bewegung in Deutschland und überhaupt. Zwei Reden. Vetter, Wien 1885, OCLC 38778157.
  4. A. Cornaro: Pattai, Robert. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 7, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1978, ISBN 3-7001-0187-2, S. 344.
  5. Robert Pattai in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at.
  6. Auskunft der Friedhöfe Wien GmbH.