Rialto (Film)

Filmdrama von Peter Mackie Burns aus dem Jahr 2019

Rialto ist ein Filmdrama von Peter Mackie Burns, das im September 2019 im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig seine Weltpremiere feierte und Anfang Oktober 2020 in die irischen Kinos kam. Der Film basiert auf dem Stück Trade des irischen Schriftstellers Mark O’Halloran, der dieses für den Film adaptierte.

Film
Titel Rialto
Produktionsland Vereinigtes Königreich, Irland
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2019
Länge 90 Minuten
Stab
Regie Peter Mackie Burns
Drehbuch Mark O’Halloran
Produktion Valentina Brazzini,
Alan Maher
Musik Valentin Hadjadj
Kamera Adam Scarth
Schnitt Tim Fulford
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Der 46-jährige Colm lebt in Dublin und arbeitet in einer Führungsposition in den Docks am Hafen. Er stammt aus einem Arbeiterviertel, das in Dublin Rialto genannt wird, ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau Claire zwei gemeinsame Kinder im Teenageralter. Nach dem Tod seines Vaters, der ihn schlecht behandelte, kommen in Colm Gefühle auf, über die er mit niemandem reden kann, und auch Claire kann er sich nicht anvertrauen. Zudem ist auch noch seine Arbeit in den Docks durch eine kürzlich erfolgte Übernahme bedroht.

Von all dem übermannt beschließt Colm, seine Sexualität auszuleben. Auf der Toilette eines Einkaufszentrums begegnet er Jay, vergisst dort nach dem Sex jedoch seine Brieftasche. Nun hat der 19-Jährige, der Sexarbeiter ist, Colms Adresse und weiß auch wo er arbeitet. Da Jay dringend Geld braucht, versucht er diese Informationen zu seinem Vorteil zu nutzen. Colm jedoch verliebt sich zunehmend in den jungen Mann.[1][2][3][4][5][6]

Produktion Bearbeiten

 
Tom Glynn-Carney spielt den Stricher Jay

Das Drehbuch schrieb der irische Schriftsteller Mark O’Halloran, der hierfür sein eigenes Stück aus dem Jahr 2011 mit dem Titel Trade adaptierte. Er erweiterte das dialoglastige Zwei-Personen-Stück, um Colms Zuhause und sein Arbeitsleben zu erkunden und zu zeigen, wie es zu seiner großen Zuneigung für diesen jungen Mann kam.[7][8]

Der Titel des Films bezieht sich auf Rialto, ein Stadtteil von Dublin am Grand Canal, benannt nach der dort gelegenen Rialto-Bridge, die nach dem Vorbild der gleichnamigen Brücke in Venedig gebaut wurde. Hier siedelte sich die Industrie an, und dort waren seitdem die Arbeiter untergebracht. Es ist der Stadtteil Dublins, in dem Colm im Film geboren wurde und aufwuchs[9] und in dem es in den 1980er Jahren ein großes Heroinproblem gab. Auch O’Halloran lebt in Rialto.[8]

Regie führte Peter Mackie Burns. „Es ist eine komplexe Beziehung zwischen den beiden Männern“, erklärt Burns, da sie gleichermaßen Opfer und Täter und dann aber auch wieder fast wie Vater und Sohn seien. Sie schienen aber etwas zu teilen, nämlich die Fähigkeit, miteinander über ihre Gefühle und Ängste sprechen zu können.[8]

Der selbst in Dublin geborene Tom Vaughan-Lawlor spielt im Film Colm, Monica Dolan dessen Ehefrau Claire. Tom Glynn-Carney übernahm die Rolle des Strichers Jay. Scott Graham spielt Colms etwa gleichaltrigen Sohn Shane.[10]

Für Rialto arbeitete Burns wie bei seinem ersten Film Daphne mit dem Kameramann Adam Scarth zusammen.[2]

Eine erste Vorstellung des Films erfolgte am 2. September 2019 im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig.[11] Ende September 2020 wurde er beim Prague International Film Festival – Febiofest in der Sektion Queer Now vorgestellt.[12] Anfang Oktober 2020 kam er in die irischen Kinos.[13]

Die Filmmusik komponierte Valentin Hadjadj. Das Soundtrack-Album mit neun Musikstücken wurde Anfang Juli 2021 von 22D Music als Download veröffentlicht.[14]

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

 
Der Regisseur Peter Mackie Burns

Der Film konnte bislang alle Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen und erhielt hierbei eine durchschnittliche Bewertung von 7,1 der möglichen 10 Punkte.[15]

Boyd van Hoeij von The Hollywood Reporter bemerkt, Regisseur Peter Mackie Burns und Drehbuchautor Mark O’Halloran seien nicht daran interessiert, die sexuelle Orientierung von Colm oder Jay, ob queer, schwul, bi- oder heterosexuell, genauer zu bezeichnen, und dies sei eigentlich auch nicht wichtig. Was zähle sei, dass bezahlter schwuler Sex die beiden Männer unerwartet zu einer menschlichen Begegnung geführt hat, die sie in ihrem Leben brauchten. Sowohl Tom Vaughan-Lawlor, der noch nie so erschöpft ausgesehen habe, als auch Tom Glynn-Carney, ein Engländer dessen Dubliner Akzent recht überzeugend klinge, seien hervorragend in den Rollen dieser beiden Männer der Arbeiterklasse, die oft zu beschäftigt sind, um sich darüber Gedanken zu machen, wer sie sind und was sie für sich selbst anstatt für andere wollen. Ihre Körpersprache und die Art und Weise, wie sie miteinander sprechen, fühlten sich immer authentisch und aufschlussreich an, so van Hoeij.[16]

Luke Maxwell vom Dublin InQuirer schreibt, O’Halloran habe viel Erfahrung darin, die Gefühlskälte vom Männern und deren Streben nach dem Macho-Ideal zu dramatisieren. Im Gegensatz zu seinen jüngsten Arbeiten für die Filme Halal Daddy und insbesondere Viva, die viel Zärtlichkeit boten, lasse Rialto den Zuschauer stattdessen in grausamer Zweideutigkeit zurück. Am Ende des Films stecke Colm in solch schrecklichen Umständen fest, dass es schwer vorstellbar sei, er könne nach dem Abspann ein Leben führen. Wenn der Film endet, sei es kein herabfallender Frachtcontainer, der diesem Mann das Leben raubt: „Es ist das Leben selbst, langsam aber sicher.“ In der Schlussszene des Films wirke Colm wie ein Exemplar unter Glas, ausgetrocknet und für immer konserviert, so Maxwell.[17]

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Internationale Filmfestspiele von Venedig 2019

  • Nominierung als Bester Film für den Venice Horizons Award (Peter Mackie Burns)
  • Nominierung für den Queer Lion (Peter Mackie Burns)

Irish Film and Television Academy Awards 2020

Molodist International Film Festival 2020

  • Nominierung für den Sunny Bunny Prize als Best LGBTQ Film (Peter Mackie Burns)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rialto. In: thebureaufilms.com. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  2. a b Director Peter Mackie Burns discusses Rialto. In: Irish Film and Television Network. 25. September 2020, abgerufen am 30. August 2022 (englisch).
  3. Josh Slater-Williams: “I used the cinema to learn about the world” – Daphne director Peter Mackie Burns on making his second film, Rialto. BFI, 2. Oktober 2020, abgerufen am 30. August 2022 (englisch).
  4. Rialto director Peter Mackie Burns on his new movie and Glasgow. In: Glasgow Times. 8. Oktober 2020, abgerufen am 30. August 2022 (englisch).
  5. Jamie Dunn: Rialto review: Peter Mackie Burns finds a haven for two unlikely lovers. British Film Institute, 2. Oktober 2019, abgerufen am 30. August 2022 (englisch).
  6. Harry Guerin: Rialto: a Dublin odyssey from despair to where. Raidió Teilifís Éireann, 30. September 2020, abgerufen am 30. August 2022 (englisch).
  7. Trade by Mark O'Halloran. In: Irish Theatre Magazine. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  8. a b c Jamie Dunn: Masculinity in Crisis: Peter Mackie Burns on Rialto. In: theskinny.co.uk, 21. Februar 2020.
  9. Linda Magnoni: Rialto di Peter Mackie Burns. In: cineforum.it, 4. September 2019. (Italienisch)
  10. Luke Maxwell: Rialto, Reviewed. In: Dublin InQuirer. 28. Oktober 2020, abgerufen am 30. August 2022 (englisch).
  11. Rialto. In: labiennale.org. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  12. Rialto. In: febiofest.cz. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  13. Podcast: Interview with Peter Mackie Burns, Director of 'Rialto'. In: filmireland.net, 4. Oktober 2020.
  14. 'Rialto' Soundtrack Released. In: filmmusicreporter.com, 7. Juli 2021.
  15. Rialto. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 12. April 2022.
  16. Boyd van Hoeij: 'Rialto': Film Review. In: The Hollywood Reporter, 9. September 2020.
  17. Luke Maxwell: Rialto, Reviewed. In: Dublin InQuirer, 26. Oktober 2020.
  18. Davide Abbatescianni: IFTA awards the best productions and talents of the 2019/2020 season. In: cineuropa.org, 19. Oktober 2020.