Reichstagswahlkreis Königreich Württemberg 7

Reichstagswahlkreis für das Königreich Württemberg für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und zum Zollparlament von 1868 bis 1918

Der Reichstagswahlkreis Königreich Württemberg 7 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 314; auch Reichstagswahlkreis Nagold–Neuenbürg genannt) war der siebte Reichstagswahlkreis für das Königreich Württemberg für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und zum Zollparlament von 1868 bis 1918.

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Wahlkreiszuschnitt 1868 Bearbeiten

Bei der Zollparlamentswahl 1868 umfasste der Wahlkreis Königreich Württemberg 7 die Oberämter Aalen, Neresheim, Ellwangen und Gaildorf. Dieser Landesteil trug ab 1871 die Bezeichnung Reichstagswahlkreis Königreich Württemberg 13. Der Wahlkreis für die Oberämter Nagold, Calw, Böblingen und Neuenbürg trug hingegen 1868 die Nummer Königreich Württemberg 14. Um die räumliche Kontinuität besser abzubilden, zeigt dieser Artikel für die Wahl 1868 daher die Ergebnisse des Wahlkreises Königreich Württemberg 14.

Wahlkreiszuschnitt ab 1871 Bearbeiten

Der Wahlkreis umfasste die Oberämter Calw, Herrenberg, Nagold und Neuenbürg.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 102.413
1895 101.816
1900 103.810
1905 108.102
1910 112.501
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 62,8 27,1 10,1
1907 55,6 31,2 13,3
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 95,1 4,2
1905 94,3 4,7
1910 94,1 4,8

In Württemberg trat die NLP als Deutsche Partei auf. Die amtliche Statistik führte die Abgeordneten zur Vergleichbarkeit mit den Wahlergebnissen in anderen Teilen Deutschlands als NLP, auch waren die württembergischen Reichstagsabgeordneten Mitglieder der Reichstagsfraktion der NLP. Die Darstellung in diesem Artikel folgt dem. Aufgrund der protestantischen Prägung des Wahlkreises spielte die Württembergische Zentrumspartei keine große Rolle.

Abgeordnete Bearbeiten

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Zollparlamentswahl 1868 bis 1871 Georg Martin Doertenbach fraktionslos-großdeutsch 0
Reichstagswahl 1871 bis 1877 Lorenz Chevalier NLP 0
Reichstagswahl 1877 bis 1889 Julius Staelin DRP 0
Ersatzwahl 1889 bis 1898 Wilhelm von Gültlingen DRP  
Reichstagswahl 1898 bis 1903 Friedrich Schrempf DKP  
Reichstagswahl 1903 bis 1918 Heinrich Schweickhardt DtVP  

1868 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 13.177.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Georg Martin Doertenbach 0 10.533 0 0

1871 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 19.264 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 9757, 6 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 50,9 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Lorenz Chevalier NLP 9531 0 0
Julius Staelin DRP 219 0 0
0 Sonstige 7 0 0

1874 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 19.573 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 10.289, 23 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 52,7 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Lorenz Chevalier NLP 10.217 0 0
0 Sonstige 72 0 0

1877 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 19.726 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 12.813, 42 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 52,7 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Staelin DRP 12.522 0 0
0 NLP 289 0 0
0 Sonstige 102 0 0

1878 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 19.911 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 11.526, 42 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 58,1 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Staelin DRP 11.332 0 0
Probst Zentrum 117 0 0
0 Sonstige 77 0 0

1881 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 19.405 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 9649, 57 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 50,0 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Staelin DRP 9277 0 0
Ludwig Windthorst Zentrum 264 0 0
Bartholomai K 39 0 0
0 Sonstige 59 0 0

1884 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 19.236 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 12.452, 26 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 64,9 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Staelin DRP 8506 0 0
0 V 3876 0 0
0 Zentrum 53 0 0
0 Sonstige 15 0 0

1887 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative unterstützten den Mandatsinhaber. Es fand ein Wahlgang statt. 19.774 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 15.733, 49 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,8 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Staelin DRP 15.506 0 0
0 Zentrum 61 0 0
0 S 110 0 0
0 Sonstige 56 0 0

Ersatzwahl 1889 Bearbeiten

Nach dem Tod von Stälin am 23. Mai 1889 fand am 17. Oktober 1889 eine Ersatzwahl statt. Erneut einigten sich die Kartellparteien NLP und Konservative auf einen konservativen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 19.755 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 12.689, 32 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 64,4 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm von Gültlingen DRP 7991 0 0
0 V 4677 0 0
0 Sonstige 21 0 0

1890 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative unterstützten den Mandatsinhaber. Es fand ein Wahlgang statt. 19.927 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 14.561, 37 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 73,1 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Schickler DVP 3943 27,1 % Rechtsanwalt, Stuttgart
Wilhelm von Gültlingen DRP 10.294 70,9 % 0
Theodor August Lutz SPD 183 1,3 % 0
Ludwig Windthorst Zentrum 51 0,3 % 0
Adolf Gröber Zentrum 38 0,3 % 0
0 Sonstige 15 0,1 % 0

1893 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative sowie der BdL unterstützten den Mandatsinhaber. Es fand ein Wahlgang statt. 20.355 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 15.760, 27 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 77,4 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Reinhold Cleß DVP 6574 41,8 % Bauunternehmer, Stuttgart
Wilhelm von Gültlingen DRP 8289 52,7 % 0
Gottlieb Proß SPD 653 4,1 % Handschuhmacher, Esslingen
Adolf Gröber Zentrum 193 1,2 % 0
0 Sonstige 24 0,2 % 0

Ersatzwahl 1895 Bearbeiten

Nachdem Wilhelm von Gültlingen zum Landgerichtsdirektor ernannt worden war, musste er sein Mandat zurückgeben und es kam zu einer Ersatzwahl. NLP und Konservative sowie der BdL unterstützten erneut den Mandatsinhaber. Es fand ein Wahlgang statt. 20.628 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 13.935, 43 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 67,6 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Fritz Schuster DVP 5748 41,4 % Landwirt, Müller, Bierbrauer, Deufringen/Böblingen
Wilhelm von Gültlingen DRP 7170 51,6 % 0
Paul Benz SPD 780 5,6 % Schriftsetzer, Stuttgart
Christoph Schmid sen. Zentrum 177 1,3 % Landwirt, Ludwigsburg
0 Sonstige 17 0,1 % 0

1898 Bearbeiten

Kurz vor der Wahl verstarb Wilhelm von Gültlingen. Da die Zeit bis zur regulären Wahl zu kurz war, kam es zu keiner Ersatzwahl. Die Kandidatenfindung erwies sich als schwierig. Zunächst schlug die NLP mit Unterstützung eines Teils der Konservativen Johannes von Hieber vor. Dieser wurde aber vom BdL und einem Teil der Konservativen abgelehnt, obwohl er das 10-Punkte-Programm des BdL akzeptierte. Der Gegenvorschlag, den Oberbaurat Ehmann zu benennen, lehnte die NLP ab. Auch Schrempf wurde zunächst von der NLP abgelehnt, um den Sieg im Wahlkreis nicht zu gefährden, stimmte sie jedoch letztlich zu.

Es fand ein Wahlgang statt. 21.125 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 14.436, 42 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 68,3 %

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Friedrich Schrempf K 8018 55,7 % 0
Otto Wasner SPD 1393 9,7 % 0
Adolf Gröber Zentrum 327 2,3 % 0
0 Sonstige 29 0,2 % 0

1903 Bearbeiten

NLP, Konservative und BdL einigten sich auf den Mandatsinhaber. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 22.395 Männer waren wahlberechtigt. 17.233 gültige Stimmen wurden abgegeben, 47 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 77,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Schweickhardt DVP 5971 34,7 % 0
Friedrich Schrempf K 7778 45,3 % 0
Karl Oster SPD 2976 17,3 % 0
Adolf Gröber Zentrum 422 2,5 % 0
Sonstige 39 0,2 % 0

SPD und Zentrum riefen in der Stichwahl zur Wahl des linksliberalen Kandidaten auf. In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 18.711, 42 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Schweickhardt DVP 9552 51,2 % 0
Friedrich Schrempf K 9117 48,8 % 0

1907 Bearbeiten

Die NLP verzichtete auf einen eigenen Kandidaten und gab die Wahl frei. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 23.312 Männer waren wahlberechtigt. 18.873 gültige Stimmen wurden abgegeben, 21 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 81,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Schweickhardt DVP 7894 41,9 % 0
Oster SPD 3439 18,2 % 0
Adlung BdL 7086 37,6 % 0
Adolf Gröber Zentrum 426 2,3 % 0
Sonstige 7 0,0 % 0

Die SPR rief zur strikten Wahlenthaltung auf, das Zentrum unterstützte den BdL-Kandidaten. In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 18.527, 115 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Schweickhardt DVP 9846 53,5 % 0
Adlung BdL 8566 46,5 % Ökonomierat, Sindlingen

1912 Bearbeiten

Schweickhardt trat als gesamtliberaler Kandidat mit Unterstützung der NLP an. Keppler wurde von BdL und Zentrum unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 24.302 Männer waren wahlberechtigt. 20.154 gültige Stimmen wurden abgegeben, 58 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 82,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Schweickhardt FoVP 7626 38,0 % 0
Friedrich Keppler K 6165 30,7 % Fabrikant Lahnbach/Neuenbürg
Otto Steinmayer SPD 6254 31,1 % 0
Adolf Gröber Zentrum 28 0,1 % 0
Sonstige 23 0,1 % 0

Schweickhardt wurde in der Stichwahl von Konservativen und BdL unterstützt, das Zentrum rief zur Wahlenthaltung auf. In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 18.298, 156 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Schweickhardt DVP 11.280 62,2 % 0
Otto Steinmayer SPD 6862 37,8 % 0

Literatur Bearbeiten

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1224–1228.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 235, 238–240–241.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 148, 151, Digitalisat.