Quellheiligtum von Neidenbach

römischer Tempel im Eifelkreis Bitburg-Prüm

Das Quellheiligtum von Neidenbach ist ein römischer Umgangstempel in der Ortsgemeinde Neidenbach im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz.

Geographische Lage Bearbeiten

Der Tempel liegt nordöstlich von Neidenbach, rund zehn Kilometer nördlich von Bitburg, 20 Gehminuten[1] östlich der Via Agrippa (römische Fernstraße von Trier über Bitburg nach Köln), am östlichen Rand eines rundherum geschlossenen Talkessels in der Flur Heilbach, „über einer heute sumpfigen Niederung, dem Ursprung des Heilbaches“.[2]

Ausgrabung Bearbeiten

Das Steinmaterial des Tempels ist für den Bau der Neidenbacher Kirche 1778 abgetragen worden,[3] was archäologische Untersuchungen erschwert hat. Eine schlecht dokumentierte Grabung ist im Mai 1876 von Ernst aus’m Weerth durchgeführt worden.[4]

Beschreibung und Einordnung Bearbeiten

Es soll sich um einen rechteckigen Bau von 6,45 m × 4,32 m aus rotem Sandstein gehandelt haben. Vorgelagert war diesem Gebäude ein Vorraum, den Ernst aus’m Weerth als „vorspringende Porticus“ anspricht.[5] Hier war der Eingang ins kleine Heiligtum. Pfannsteine sollen auf eine zweiflügelige Tür hingewiesen haben. „Auf Holz aufgenagelte Steinplatten“ dienten statt Ziegeln als Dachbedeckung.[6] Im Tempel fanden sich lediglich ein Säulenfragment und nicht näher bestimmte Ton- sowie Glasscherben.

Schon vorher, im Jahre 1825, ist hier eine Weihinschrift aus Sandstein für Apollo gefunden worden, die von einem Mann namens Inecius, Sohn des Iassus, dargebracht worden war.[7] Ferner befindet sich beim Tempel die Quelle des Heilbaches. Es wird sich also um ein Quellheiligtum gehandelt haben. Der Stein datiert in die 2. Hälfte des 2./1. Hälfte des 3. Jahrhunderts,[8] und zumindest in dieser Zeit wird das Quellheiligtum besucht worden sein.

Nicht weit entfernt, östlich von Neidenbach, wurde ein weiter Befund lokalisiert,[9] und zwar auf einer Anhöhe, die „Pommerich“ oder „Humericht“/„Hummerich“ oder auch „Tempelhaus“ genannt wird.[10] Entdeckt wurde ein „ziemlich umfangreiches römisches Gemäuer“, das vom Grundstückseigentümer kurz vor 1852 selbst ausgegraben worden war.[11] Im genannten Jahr besuchte Wellenstein den Ort, fand rötlich geschliffenen Estrich vor sowie sechs Münzen aus dem 3. Jahrhundert, deren späteste unter Diokletian geprägt worden war.[12] Zwar spricht die Forschung diesen Fund häufiger als Tempel an,[13] für eine derartige Funktion gibt es aber, abgesehen von dem Namen der Anhöhe, der durchaus in Folge der Vermutung aufgekommen sein kann, keinerlei Hinweise.[14]

Literatur Bearbeiten

  • Ernst aus’m Weerth: Der kleine Apollo-Tempel bei Neidenbach. In: Bonner Jahrbücher. Band 59, 1876, S. 87 f. (Digitalisat).
  • Marcello Ghetta: Spätantikes Heidentum. Trier und das Trevererland (= Geschichte und Kultur des Trierer Landes. Band 10). Kliomedia, Trier 2008, ISBN 978-3-89890-119-2, S. 349.
  • Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld (= Römisch-Germanische Forschungen. Band 63). Von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3507-5, S. 281, 285 (Digitalisat)
  • Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Fundstellenkatalog, unter Mitarbeit von Antje Fischbock (= Römisch-Germanische Forschungen. Band 63). Von Zabern, Mainz, Frankfurt a. M., Esslingen 2006, ISBN 3-8053-3507-5, S. 100.
  • Paul Steiner: Bemerkungen zu den Funden bei Neidenbach. In: Trierer Zeitschrift. Band 1, 1926, S. 37–39 (Digitalisat).
  • Sascha Weiler, Patrick Reinard: Inschriften aus Bitburg und der südlichen Eifel aus der Römerzeit (I.BiER) – Katalog und Auswertung. Geschichtlicher Arbeitskreis Bitburger Land, Bitburg 2018, ISBN 978-3-00-061532-0, S. 217.
  • Ernst Wackenroder (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 12/1). Schwann, Düsseldorf 1927, S. 191.

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Siehe Ernst aus’m Weerth: Der kleine Apollo-Tempel bei Neidenbach. In: Bonner Jahrbücher. Band 59, 1876, S. 87 Anm. 1. Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld (= Römisch-Germanische Forschungen. Band 63). Von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3507-5, S. 285 nimmt an, dass der Tempel direkt an der Fernstraße lag.
  2. Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Fundstellenkatalog, unter Mitarbeit von Antje Fischbock (= Römisch-Germanische Forschungen. Band 63). Von Zabern, Mainz, Frankfurt a. M., Esslingen 2006, ISBN 3-8053-3507-5, S. 100, der sich auf das Fundstellenverzeichnis des Rheinischen Landesmuseums Trier beruft.
  3. Siehe Ernst aus’m Weerth: Der kleine Apollo-Tempel bei Neidenbach. In: Bonner Jahrbücher. Band 59, 1876, S. 88.
  4. Siehe Ernst aus’m Weerth: Der kleine Apollo-Tempel bei Neidenbach. In: Bonner Jahrbücher. Band 59, 1876, S. 87 f.
  5. Ernst aus’m Weerth: Der kleine Apollo-Tempel bei Neidenbach. In: Bonner Jahrbücher. Band 59, 1876, S. 88.
  6. Ernst aus’m Weerth: Der kleine Apollo-Tempel bei Neidenbach. In: Bonner Jahrbücher. Band 59, 1876, S. 88: „die eisernen Nägel steckten noch mehrfach in denselben.“
  7. CIL XIII, 4146; zuletzt zu der Inschrift aus Sandstein Sascha Weiler, Patrick Reinard: Inschriften aus Bitburg und der südlichen Eifel aus der Römerzeit (I.BiER) – Katalog und Auswertung. Geschichtlicher Arbeitskreis Bitburger Land, Bitburg 2018, ISBN 978-3-00-061532-0, S. 215–217, Nr. 94. Der Name des Stifters ist schwierig zu entziffern: Zumeist wird Iniicius mit sog. ‚gallischem E‘ gelesen; siehe Andreas Kakoschke: Die Personennamen in der römischen Provinz Gallia Belgica (= Alpha-Omega Reihe A: Lexika, Indizes, Konkordanzen zur klassischen Philologie. Band 255). Olms, Hildesheim, Zürich, New York 2010, ISBN 978-3-487-14318-7, S. 357 Nr. 717 mit der weiteren Forschung. Der Name ist ansonsten nicht belegt. Sicher zu lesen und mehrfach nachgewiesen ist der Name des Vaters, Iassus; siehe Andreas Kakoschke, ebd., S. 352 Nr. 700.
  8. Siehe Andreas Kakoschke: Die Personennamen in der römischen Provinz Gallia Belgica (= Alpha-Omega Reihe A: Lexika, Indizes, Konkordanzen zur klassischen Philologie. Band 255). Olms, Hildesheim, Zürich, New York 2010, ISBN 978-3-487-14318-7, S. 357 Nr. 717.
  9. Siehe Marcello Ghetta: Spätantikes Heidentum. Trier und das Trevererland (= Geschichte und Kultur des Trierer Landes. Band 10). Kliomedia, Trier 2008, ISBN 978-3-89890-119-2, S. 349.
  10. Vgl. Wellenstein in: Bonner Jahrbücher. Band 25, 1857, S. 204 (Digitalisat); Ernst aus’m Weerth: Der kleine Apollo-Tempel bei Neidenbach. In: Bonner Jahrbücher. Band 59, 1876, S. 87 f.; Paul Steiner: Bemerkungen zu den Funden bei Neidenbach. In: Trierer Zeitschrift. Band 1, 1926, S. 39.
  11. Wellenstein in: Bonner Jahrbücher. Band 25, 1857, S. 204 (Digitalisat).
  12. Siehe Wellenstein in: Bonner Jahrbücher. Band 25, 1857, S. 204 (Digitalisat).
  13. Siehe Paul Steiner: Bemerkungen zu den Funden bei Neidenbach. In: Trierer Zeitschrift. Band 1, 1926, S. 39; Ernst Wackenroder (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 12/1). Schwann, Düsseldorf 1927, S. 191; Marcello Ghetta: Spätantikes Heidentum. Trier und das Trevererland (= Geschichte und Kultur des Trierer Landes. Band 10). Kliomedia, Trier 2008, ISBN 978-3-89890-119-2, S. 349.
  14. Vgl. Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Fundstellenkatalog, unter Mitarbeit von Antje Fischbock (= Römisch-Germanische Forschungen. Band 63). Von Zabern, Mainz, Frankfurt a. M., Esslingen 2006, ISBN 3-8053-3507-5, S. 100: „angeblich […] ein Tempel“.

Koordinaten: 50° 6′ 26,45″ N, 6° 33′ 50,09″ O