Pray Away

Film von Kristine Stolakis (2020)

Pray Away (engl. für „Wegbeten“) ist ein Dokumentarfilm von Kristine Stolakis, der Teilnehmern des Tribeca Film Festivals ab 15. April 2020 online erstmals zur Verfügung gestellt wurde. Der Film hat die Konversionstherapie-Programme der religiösen Rechten in den Vereinigten Staaten zum Thema. Im Film äußern sich Betroffene, die ein solches Programm durchlaufen haben, über den Schaden, der ihnen selbst und unzähligen jungen Menschen der LGBTQ-Community zugefügt wurde.

Film
Titel Pray Away[1]
Originaltitel Pray Away
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2020
Länge 104 Minuten
Stab
Regie Kristine Stolakis
Produktion Jessica Devaney,
Anya Rous,
Kristine Stolakis
Musik Laura Karpman,
Nora Kroll-Rosenbaum
Kamera Melissa Langer
Schnitt Carla Gutierrez

Inhalt Bearbeiten

Julie Rodgers ist nur eine der vielen Homosexuellen, die eine Konversionstherapie durchlaufen haben. Sie war als junge Frau sogar zu einer Anführerin der christlichen „Exodus-International“-Bewegung geworden, die mehr als drei Jahrzehnte lang daran gearbeitet hatte, jeglichen Wunsch nach dem „homosexuellen Lebensstil“ ihrer Anhänger zu unterdrücken. Rodgers beschreibt, wie man ihr in dieser Zeit einen Selbsthass verinnerlichte, und wie sie als 16-Jährige glaubte, sie sei böse/schlecht.

John Paulk, der ehemalige Präsident des Vorstandes von Exodus International, lebt jetzt mit seinem Partner in Portland, Oregon und gibt zu, dass er wegen seines Glaubens immer wieder gelogen habe, kein Verlangen mehr nach Männern verspürt zu haben. Paulk war mit seiner Frau Anne auf dem Cover von Newsweek als das berühmteste „ehemals homosexuelle“ Paar der Welt zu sehen, was sie zu den Gesichtern der Bekehrungsbewegung gemacht hatte.

Randy Thomas und Cantu Schneider mussten, nachdem sie das Konversionsprogramm durchlaufen hatten, ihre Beziehungen zur LGBTQ-Community erst wiederherstellen.[2]

Konversionstherapie Bearbeiten

Nachdem die American Psychiatric Association im Jahr 1973 Homosexualität aus dem Handbuch psychischer Störungen entfernt hatte, gab das medizinische Establishment diese Praktiken weitgehend auf. Dennoch wurden die Bemühungen, Homosexuelle zu konvertieren, fortgesetzt, überwiegend von weniger angesehenen Beratern und religiösen Organisationen. Ihre Methoden neigen dazu, sich auf eine Gesprächstherapie zu konzentrieren, aber einige wenden auch Behandlungen an, die eine Abneigung bewirken sollen, auf körperliche Folter hinauslaufen, einschließlich des Auslösens von Übelkeit und Erbrechen, des Einsatzes von Elektroschocks und Eisbädern, aber auch von Fotos oder Videos. Neil J. Young von der Huffington Post verweist in diesem Zusammenhang auf eine Studie, die Anfang 2018 vom Williams Institute der UCLA veröffentlicht wurde, nach der etwa 700.000 Erwachsene in den USA irgendwann in ihrem Leben eine „Konversionstherapie“ durchlaufen haben, von denen die Hälfte diese Erfahrung als Jugendliche durchlebte.[3]

Teilnahmen an Konversionstherapien wurden bereits in den beiden aus dem Jahr 2018 stammenden Filmen The Miseducation of Cameron Post von Desiree Akhavan und Der verlorene Sohn von Joel Edgerton thematisiert.[4]

Produktion Bearbeiten

 
Regie führte Kristine Stolakis, hier 2016 beim Montclair Film Festival

Regie führte Kristine Stolakis. Es handelt sich nach fünf Kurzdokumentarfilmen bei Pray Away, den sie gemeinsam mit Multitude Films realisiert und der vom Catapult Film Fund des Tribeca Film Institute und von Hartley Film gefördert wurde, um Stolakis' ersten Langfilm. Stolakis und der Filmeditorin Carla Gutierrez stand eine Fülle von Archivmaterial zur Verfügung. Dazu gehören Fernsehinterviews von C-SPAN, einem US-amerikanischen Fernsehsender, der ausschließlich über die Gesetzgebung, Regierung und Verfassungsjustiz in den USA berichtet, Mitschnitte aus 60 Minutes, The Jerry Springer Show und einer Folge von Our America With Lisa Ling aus dem Jahr 2013. Zudem verwendeten sie umfangreiches Videomaterial aus den 1970er Jahren, das während der jährlichen Exodus-Konferenzen entstand, auf denen sich Mitgliedsgemeinden aus aller Welt versammelten.[2]

Mitte April 2020 sollte der Film im Rahmen des Tribeca Film Festivals seine Premiere feiern.[5][6] Einen Monat vor Beginn des Festivals wurde dieses aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben.[7] Dennoch wurden ausgewählte Filme von 15. bis 26. April 2020, dem ursprünglichen Zeitfenster des Festivals, online zur Verfügung gestellt.[8][9] Zudem befand er sich auch in einer Auswahl von Filmen, die beim Telluride Film Festival gezeigt werden sollten.[10] Am 3. August 2021 wird der Film in das Programm von Netflix aufgenommen.

Pray Away wurde von den Machern für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Best Documentary Feature eingereicht.[11]

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

Bislang sind 92 Prozent der bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung von 8,4 der möglichen 10 Punkte.[12] Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 76 von 100 möglichen Punkten.[13]

Auszeichnungen Bearbeiten

Critics Choice Documentary Awards 2021

Dorian Awards 2022

  • Nominierung als Best LGBTQ Documentary[15]

Tribeca Film Festival 2020

  • Nominierung im Documentary Competition

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pray Away. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  2. a b David Rooney: 'Pray Away': Film Review. In: The Hollywood Reporter, 15. April 2020.
  3. Neil J. Young: Gay 'Conversion Therapy' In 'Cameron Post', 'Boy Erased' Is Far From A Thing Of The Past. In: Huffington Post, 25. August 2018.
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 16. Mai 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.awardscircuit.com
  5. Rebecca Rubin: Hugh Jackman, Pete Davidson Movies to Screen at Tribeca Film Festival. In: Variety, 3. März 2020.
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 16. Mai 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tribecafilm.com
  7. Marc Malkin: Tribeca Film Festival Postponed Due to Coronavirus. In: Variety, 12. März 2020.
  8. Hilary Lewis und Trilby Beresford: Tribeca Film Festival to Debut Online Programming as Films Are Judged Remotely. In: The Hollywood Reporter, 3. April 2020.
  9. Vassilis Economou: The 19th Tribeca Film Festival is postponed. In: cineuropa.org, 14. April 2020.
  10. Ryan Lattanzio: Telluride Film Festival Reveals 2020 Selections: 'Ammonite', 'Nomadland', Werner Herzog, and More. In: indiewire.com, 3. August 2020.
  11. 94th Academy Awards. In: deadline.com. Abgerufen am 7. Dezember 2021. (PDF)
  12. Pray Away. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 8. November 2023 (englisch).
  13. Pray Away. In: Metacritic. Abgerufen am 30. August 2021 (englisch).
  14. Ryan Lattanzio: 'Ascension' and 'Summer of Soul' Lead Critics Choice Documentary Nominations. In: indiewire.com, 18. Oktober 2021.
  15. Trilby Beresford: Dorian Film Awards: 'The Power of the Dog' Leads Nominations From LGBTQ Entertainment Critics. In: The Hollywood Reporter, 22. Februar 2022.