Poljak Wlassowetz

deutscher Schriftsteller, Verleger und Politologe

Poljak Wlassowetz (* 1986 bei Nürnberg) ist ein deutscher Schriftsteller, Verleger und Politologe.

Poljak Wlassowetz in Berlin.

Leben Bearbeiten

Poljak Wlassowetz studierte in Darmstadt Germanistik und Politikwissenschaften und Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Texter, als Moderator bei JazzRadio Berlin, bei verschiedenen Nichtregierungsorganisationen und Sozialträgern im Bereich Flucht und Migration und widmete sich zunehmend dem Schreiben. Zahlreiche Reisen haben ihn rund um die Welt geführt.[1] Er lebt seit 2013 vorwiegend in Berlin und arbeitet als freier Autor und Verleger.

Werk Bearbeiten

Sein Debütroman Mirovia[2][3] erschien 2014 im Leipziger Open House Verlag. Der Roman schildert die fiktionalisierte Tauchfahrt des Schweizer Ozeanographen Jacques Piccard, der am 23. Januar 1960 mit dem Tauchboot Trieste in den Marianengraben hinabstieg, sowie eine toxische Dreiecksbeziehung zwischen den Romanfiguren Buono, Sara Cocytus und dem Ozeanographen Don Walsh. Die Ereignisse sind zwischen Süditalien, Kalifornien und Guam verortet. Laut Jürgen Seefeld „ist dem Berliner Autor mit dem Debütwerk ein sehr lesenswerter moderner Wissenschafts- und Abenteuerroman auch mit literarischem Tiefgang gelungen.“[4] Mirovia wurde 2017 vom Hamburger Filmautor und Kurzfilmregisseur Erik Zühlsdorf unter dem gleichnamigen Titel verfilmt und auf zahlreichen Festivals gezeigt. In den Hauptrollen waren Nils Schulz, Lilly Schell, John Wesley Zielmann und Michael Fritz Schumacher zu sehen.[5][6]

Poljak Wlassowetz´ zweiter Roman Litiotopia[7] wurde 2021 im Kopf & Kragen Literaturverlag veröffentlicht. Litiotopia ist eine existenzielle und psychedelische Reise durch das seit Jahrhunderten ausgebeutete Bolivien, dessen Mythen und das neokolonialistische Ringen, um das im bolivianischen Salar de Uyuni lagernde Leichtmetall Lithium.[8] Im Mittelpunkt des 2029 angesiedelten Romans steht die Berliner Industriellenfamilie Federmann, die seit Generationen geschäftliche Beziehungen nach Bolivien pflegt und sich die dortigen Lithiumvorkommen sichern will. Der dystopische und multiperspektivisch erzählte Roman, in dem Realität sowie Traum- und Rauschzustände changieren, führt bis in die Conquista und ins Inkareich zurück. Der Roman setzt sich zudem mit dem andinen Gesellschaftskonzept Buen vivir (Sumak kawsay) und dem 2019 stattgefundenen Putsch gegen den damaligen bolivianischen Präsidenten Evo Morales auseinander. Während der Entstehung des Romans hat Poljak Wlassowetz etwa 1,5 Jahre in Lateinamerika verbracht, um zu recherchieren und zu schreiben – u. a. in Bolivien, Peru, Kolumbien, Argentinien, Uruguay, Kuba, Mexiko und Costa Rica.[9] Litiotopia wurde u. a. vom Schriftsteller und Chefredakteur des Podcasts Literatur Radio Hörbahn Uwe Kullnick als „spannender“ und „ungewöhnlicher“ Roman bezeichnet.[10]

Parallel dazu erschien 2021 das Manifest für ein gutes Leben,[11] das von der im Roman Litiotopia in Erscheinung tretenden, revolutionären Bewegung 3. Juli verfasst und bei Deutschlandfunk Kultur als „ein Geniestreich verlegerischer Freiheit“[12] bezeichnet wurde. In Form von 62 Anregungen ruft Poljak Wlassowetz darin zu einem neuen Miteinander auf und appelliert an das kollektive Wesen des Menschen. Im Rahmen der im Herbst 2022 veröffentlichten multimedialen Anthologie U8 Untergrundminiaturen ist sein Prosatext Im Tunnelblick erschienen. Drei in der Anthologie über QR-Codes abrufbare Videos stammen ebenfalls von Poljak Wlassowetz, der auch mit Video und Sound experimentiert.[13]

 
Litiotopia, der zweite Roman von Poljak Wlassowetz.

Poljak Wlassowetz hat auf den Buchmessen in Frankfurt am Main und Leipzig gelesen, verschiedene Performancekonzepte entwickelt und deutschlandweit realisiert, u. a. mit den Künstlern und Musikern Cris Koch und S.X.Y.Z. sowie der Schauspielerin Roxana Safarabadi. 2017 wurde im Nürnberger Kunstverein Borgo Ensemble für Kunst und Freundschaft seine Textaustellung In einem Monat bin ich fertig und 2014 im ehemaligen Neuköllner Unterground-Technoclub Kultstätte Keller die Ausstellung Mirovia in abstrakten Exzerpten gezeigt.[14][15][16] Im Oktober 2022 hat er mit dem Salon 1: Literatur & Kunst, Kritik & Visionen ein in unregelmäßigen Abständen stattfindendes Literaturformat initiiert.[17] Unter seinem Klarnamen René Koch ist er als Verleger, Lektor und Herausgeber im Kopf & Kragen Literaturverlag tätig. Er hat dort 2023 u. a. den Roman Frau des Himmels und der Stürme des französischen Schriftstellers Wilfried N’Sondé (im französischen Original: Femme du ciel et des tempêtes, Actes Sud, 2021; in der Übersetzung von Brigitte Große)[18][19] und das illustrierte Parteiprogramm der AIPD von Ruben August Fischer herausgegeben.[20]

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Mirovia, Roman, Open House Verlag, 2014, ISBN 978-3-944122-10-6
  • Litiotopia, Roman, Kopf & Kragen Literaturverlag, 2021, ISBN 978-3-949729-02-7
  • Manifest für ein gutes Leben – Bewegung 3. Juli, Kopf & Kragen Literaturverlag, 2021, ISBN 978-3-949729-04-1
  • U8 Untergrundminiaturen, multimediale Anthologie, mit dem Text Im Tunnelblick, Kopf & Kragen Literaturverlag, 2022, ISBN 978-3-949729-08-9
  • als Hrsg. Nōtan – Monotype Manga von Christian Weber Kopf & Kragen Literaturverlag 2021, ISBN 978-3-949729-06-5
  • als Hrsg. U8 Untergrundminiaturen, multimediale Anthologie, Kopf & Kragen Literaturverlag, 2022, ISBN 978-3-949729-08-9
  • als Hrsg. Freiheit durch Unterwerfung – Parteiprogramm der AIPD von Ruben August Fischer, Kopf & Kragen Literaturverlag, 2023, ISBN 978-3-949729-12-6
  • als Hrsg. Frau des Himmels und der Stürme, Roman von Wilfried N’Sondé, Kopf & Kragen Literaturverlag, 2023, ISBN 978-3-949729-10-2

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. readost: MIROVIA, LITIOTOPIA und UKRAJINA: Interview mit dem Autor Poljak Wlassowetz. 24. März 2022, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Poljak Wlassowetz: Mirovia. Roman | Open House. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  3. Poljak Wlassowetz | Open House. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  4. Jürgen Seefeldt: Rezension zu »Mirovia« von Poljak Wlassowetz | Open House. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  5. John Wesley Zielmann | Video | filmmakers. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  6. Erik Zühlsdorf: Mirovia. 1. Januar 2017, abgerufen am 26. Januar 2023.
  7. Litiotopia | Kopf & Kragen Literaturverlag. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  8. Buchtrailer | LITIOTOPIA | Kopf & Kragen Literaturverlag. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  9. readost: MIROVIA, LITIOTOPIA und UKRAJINA: Interview mit dem Autor Poljak Wlassowetz. 24. März 2022, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  10. Hörbahn on Stage: Poljak Wlassowetz liest aus “Litiotopia” - Uwe Kullnick spricht mit dem Autor, über das Buch und das “Manifest für ein gutes Leben”. In: Literatur Radio Hörbahn. 2. Februar 2022, abgerufen am 26. Januar 2023.
  11. Manifest für ein gutes Leben | Kopf & Kragen Literaturverlag. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  12. deutschlandfunkkultur.de: Verlegen! Um Kopf und Kragen. Abgerufen am 14. August 2023.
  13. Typomania | U8 Untergrundminiaturen | Kopf & Kragen Literaturverlag. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  14. Cris Koch. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  15. Tiefsee-Installation zu »Mirovia«: Lesung, Performance, Konzert | Open House. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  16. Borgo – BORGO ENSEMBLE e.V. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  17. Kopf & Kragen Literaturverlag: Salon 1 – Literatur & Kunst, Kritik & Visionen. In: Lettrétage. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  18. Frau des Himmels und der Stürme | Kopf & Kragen Literaturverlag. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  19. Femme du ciel et des tempêtes | Actes Sud. Abgerufen am 27. Januar 2023 (französisch).
  20. Freiheit durch Unterwerfung – Parteiprogramm der AIPD | Kopf & Kragen Literaturverlag. Abgerufen am 25. Januar 2023.