Peter Schrader

deutscher Münzwardein und Münzmeister

Peter Schrader (* um 1595 in Rottmersleben; † 26. Februar 1654) in Magdeburg stand als Münzmeister ab 1623 im Dienste der Stadt Magdeburg und arbeitete auch im Auftrag des Erzbischofs und des Domkapitels in Halle/Saale.

Abstammung Bearbeiten

Der Magdeburger Münzmeister Peter Schrader entstammte einem Bauerngeschlecht, das in Groß Rottmersleben, Kreis Haldensleben in der Provinz Sachsen, ansässig war. Die Stammfolge begann mit Heinrich Schrader (1490 – nach 1560). Sein Sohn Hans Schrader (um 1525 – nach 1584) und dessen Sohn Christian Schrader waren Bauern auf dem Stammhof. Im Jahr 1567 wurde Hans Schrader neben anderen Vertretern der Gemeinde bei der Einführung des ersten offiziellen protestantischen Pfarrers in Rottmersleben urkundlich erwähnt. Seitdem ist die Familie protestantisch. Christian Schrader war wahrscheinlich auch Schmied oder Goldschmied. Er wanderte in den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts nach Magdeburg ein und schaffte dadurch die Vorbedingungen für den Aufstieg der Familie. In Magdeburg muss er in guten Verhältnissen gelebt haben, da er seinen Kindern, zwei Söhne und eine Tochter, eine gute Erziehung angedeihen ließ.

Sein jüngerer Sohn Peter Schrader wurde Münzer. Der Name der Mutter ist nicht bekannt.[1][2]

Leben und Wirken Bearbeiten

Am 24. September 1567 erteilte Kaiser Maximilian II. der Stadt Magdeburg das Privileg, goldene und silberne Münzen zu prägen. Nachdem durch die Inflation der Kipper- und Wipperzeit 1622 ein Stillstand eingetreten war, kehrte man danach wieder zum Prägen guten Geldes zurück. In den Jahren 1622–1624 wurden Unmengen einwandfreier Silbergroschen geprägt, um dem dringenden Bedarf an Kleingeld abzuhelfen. 1623 setzte unter Leitung des tüchtigen Münzmeisters Peter Schrader auch eine rege Talerprägung ein.[3]

Peter Schrader war schon vor 1620 Münzohm (Geselle des Münzmeisters) zu Zerbst und wurde 1621/1622 fürstlich anhaltinischer Münzmeister in Köthen und Zerbst.[2]

Seit Sommer 1622 nach dem Ende der Kipper- und Wippenunruhen, die infolge der Geldentwertung ausgebrochen waren, wurde er zum Münzmeister in Magdeburg bestellt.[2] Er prägte 215 künstlerisch gestaltete Münzen für die Stadt, handelte mit Edelmetallen und erwarb das Brauhaus Breiter Weg 14 mit dem Nebenhaus Bärstraße 1.[4]

Wegen der Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges flüchtete er 1631 nach Zerbst und kaufte dort das Seese’sche Haus Markt 4, das der Familie seine Ehefrau Anna Maria Seese gehörte.[2]

 
Erstürmung von Magdeburg 1631, Kupferstich von Daniel Manasser

Die Stadt Magdeburg wurde im Mai 1631 durch kaiserliche Truppen unter Tilly und Pappenheim verwüstet (Magdeburger Hochzeit). Das Unglück ließ auch die Stadtmünze in Schutt und Asche sinken.[3]

1634 erfolgte der Wiederaufbau des Stammhauses in Magdeburg. Seit 1637 betrieb er den Kornhandel auf der Elbe und erwarb umfangreichen Landbesitz in und um Magdeburg.

1638 wurde er auch Münzmeister des Erzstifts zu Halle[2][3] und prägte dort 21 Münzen.

Er war Meister der Brauerinnung und Kirchvater der Heilig-Geist-Kirche.[2]

1647 erwarb er die Brandstätte „Zum schwarzen Bären“, das Rittergut Barleben (600 Morgen) und 1656 den Schafferhof, Prälatenstr. 23, mit über 1200 Morgen Landbesitz.[2]

Die Archivakten der Stadt Magdeburg über die städtische Münze[5] beginnen mit der am 8. Juli 1639 vollzogenen Bestellung des Magdeburger Bürgers Peter Schrader zum Münzmeister.[6]

Bei den Friedenskongressen in Münster und Osnabrück am Ende des Dreißigjährigen Krieges, die zum Westfälischen Frieden führten, nahm er als Vertreter der Stadt Magdeburg teil.[2]

Schrader muss aber bis zu seinem Tode der Stadt gedient oder zur Disposition gestanden haben, da der Rat die Bestellung des Münzmeisters Hans Philipp Koburger im Jahre 1661 „mit dem Ableben des bishin bestellten Münzmeisters P. Schrader“ begründete.[6]

Bei seinem Tode 1654 war er einer der reichsten Bürger Magdeburgs.[2]

Beschreibung der Münzen (Auswahl) Bearbeiten

Im Jahr 1738 erschien von Samuel Walther eine Beschreibung der Münzen, die Schrader bis zum Jahre 1638 hergestellt hat.[7]

Folgende weitere Abbildungen von Münzen, die Schrader zugeschrieben werden, waren am 1. April 2016 im Internet zu finden:

  • Silberner Rechenpfennig des Peter Schrader 1628, 4 feldriges Wappen (1 + 4 Magd über Burg, 2 + 3 Rose), SEI.*NICHT.EI-GENNVT ZIG . / 6 Zeilen Schrift (RECHT WERT LANG UM PRAUCTS SELDEN(?)).[8]
  • Dukat 1640 Magdeburg, Erzbistum: August von Sachsen-Weißenfels 1638–1680., Halle. Münzmeister Peter Schrader. Brustbild von vorn mit Spitzenkragen und Feldbinde / Unter Inful (Bischofsmütze) vierfeldiges Wappen mit aufgelegtem Stiftsschild.[9]
  • Reichstaler 1630 zu 24 Groschen (Mmz. Peter Schrader). MO : NO - CIUITATS . MAGDEBURGENSIS . Jungfrau auf Stadttor, Fallgatter mit 3 Stäben. Rs: FERDINAND II - D : G : RO : IM : S : A . (Mmz) 16 - 30 Gekrönter Doppeladler zwischen P - S, auf der Brust Reichsapfel mit Wertzahl.[10]
  • Reichstaler 1638, Der Neuaufbau von Magdeburg, Der behelmte vierfeldige Stadtschild, Signierung durch PS, der doppelköpfige Reichsadler unterhalb der Kaiserkrone, auf der Brust ein hochovales Portraitmedaillon von Kaiser Ferdinand III,[11]
  • Reichstaler, stehender Heiliger Moritz mit Lanze, in der Fahne das geteilte Wappen, links neben der Figur das Wahrzeichen der Stadt Halle, die viertürmige Marktkirche und der Rote Turm. Der Taler wurde 1638 anlässlich der Inthronisation des Administrators August von Sachen vom Münzmeister Peter Schrader in Silber mit einem Durchmesser von 4 cm geprägt.[12]
  • Taler, Magdeburg, Stadt, Münzherr Schrader, Peter (17. Jh.), Münzmeister, Magdeburg, Stadt, 1627, Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden Inventarnummer 2014/2645, Material und Technik: Silber, geprägt, Henkelspur, Avers mit Sgraffito: HH (Monogramm), Maße: Durchmesser: 41,1 mm, Gewicht: 28,43 (Abbildungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)
  • Taler - auf den Wiederaufbau der Stadt, Magdeburg, Stadt, Münzherr Schrader, Peter (17. Jh.), Münzmeister Magdeburg, Stadt, 1638, Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden Inventarnummer 2014/2646 Material und Technik: Silber, geprägt, Henkelspur, Maße: Durchmesser: 44,5 mm; Gewicht: 28,932 g (Abbildungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)

Familie (Auswahl) Bearbeiten

Peter Schrader war zweimal verheiratet und hatte insgesamt 7 Kinder.

1. Ehefrau Anna Maria Seese (1601–1636), Tochter des Ratsmanns Benedict Seese und der Gertrud Löde aus Zerbst. Er heiratete sie Anfang Dezember 1622 in Zerbst.

  • Ihre Tochter Anna Maria Schrader (um 1625–1676) heiratete Anfang Dezember 1648 den Ackerwirt und Hausbesitzer zu Magdeburg Thomas Freudemann. Die Eheleute erbten das Seese’sche Haus in Zerbst und erwarben 1651 das Haus Schmiedehofstraße 8 „Zum goldenen Zelt“.[13] Deren Tochter Maria Dorothea Freudemann[14] heiratete 1679 den Kaufmann Raban Gebhard T(h)ielebein (um 1644–1695), den Großvater des Gotthilf Friedrich Tilebein, der 1751 in Stettin ein bedeutendes Handelshaus (Weinhandel, Holzhandel und Reederei) gründete.[15] Der Sohn Julius Christian Thielebein wurde Brauer und kaufte 1693 das Hausgrundstück Große Münzstraße 5, in dem sich ab 1730 das Rathaus der französischen Kolonie befand.[13]
  • Ihre Tochter Catharina Schrader (1633–1667) heiratete 1652 in Magdeburg den Ackerwirt auf dem Rittergut Barleben, das ihr Vater Peter Schrader 1647 erworben hatte, Andreas Friedrich Siepmann (um 1625–1686). Er kaufte 1658 die Hausstätte „Zum schwarzen Bären“ und baute sie wieder auf.
  • Ihr Sohn Peter II Schrader (1634–1666) heiratete 1658 in Magdeburg Catharina Witte (um 1640–nach 1699), Tochter des Kaufmanns und Brauers Jacob Witte und der Sophia Richter. Peter Schrader war Kaufmann, Brauer und Hausbesitzer zu Magdeburg. Bärstraße 1a, seit 1658 Kornhändler. Er erbte von seinem Vater das Haus Breiter Weg 14.

2. Ehefrau Anna Elisabeth Schultze, Tochter des Juweliers und Weinhändlers Johann Schultze zu Halle (1613–1658) und Elisabeth Drachstedt. Er heiratete sie 1638 in Halle an der Saale

  • Ihr Sohn Christian II Schrader (1639–1677) heiratete 1683 in Magdeburg Margarethe Gericke (1663–1701). Er war Schüler der Altstädter Schule zu Magdeburg und 1651 Student zu Helmstedt, ließ sich 1658 vorzeitig für mündig erklären und verkaufte das Brauhaus „Zum schwarzen Bären“ (bis 1945 Hotel Stadt Prag) an seinen Schwager Andreas Friedrich Siepmann, den Ehemann seiner Schwester, desgl. 1661 Verkauf des Gutes Barleben und von 410 Morgen Land Streubesitz vor Magdeburg. Dafür erwarb er 1660 für 3700 Tlr das Brauhaus „Zum Roßmarienstock“, Alte Ulrichstr. 17, und 1670 von der Witwe Hintsch das Stammhaus Breiter Weg 14. Von seinem gut gehenden Silberhandel zahlte er fast den höchsten Steuersatz in Magdeburg. Er war seit 1667 Zollamtsdeputierter und Ausschußverwandter I.Kl., seit 1675 Vorsteher des Klosters Maria Magdalena.

Die vorstehende Aufstellung der Familienmitglieder bezieht sich, soweit nicht zusätzlich Nachweise angegeben wurden, auf die sehr umfangreiche Ausarbeitung von Wilhelm Schrader-Rottmers, und Clemens Steinbicker.[2] Deren Ausarbeitung benennt weitere Nachkommen, die vorstehend nicht angegeben sind.

Familiengruft der Familie Schrader Bearbeiten

Begraben wurde Peter Schrader wohl in der Kirchengruft der Heilig-Geist-Kirche. Es handelte sich um die größte und älteste Erbgruft einer bürgerlichen Familie überhaupt. Die Familiengruft enthielt bei der Schließung im Jahre 1807 insgesamt 44 Särge, die sämtlich Inschriften wie Wappen aufwiesen.[16]

Die Kirche war 1945 durch Brandbomben ausgebrannt. Bereits ab 1948 begann der Wiederaufbau mit Hilfe ausländischer Gelder. Nachdem 1950 das Dach fertiggestellt war, erfolgten die sofortige Übernahme in den kirchlichen Gebrauch und die Feier regelmäßiger Gottesdienste. Im Mai 1959 wurde die intakte wieder aufgebaute Kirche inklusive der großen Erbgruft gesprengt. Die Fundamente wurden überbaut.[17]

Vor der Sprengung wurden die Särge ans Tageslicht gebracht. Die Mumien waren zum größten Teil noch gut erhalten. Insbesondere wurde eine große Anzahl Kindersärge aus den Gruben hervorgeholt. Die Leichen wurden verbrannt und die Asche in Urnen beigesetzt. Die Särge wurden verbrannt.[16]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Familiendatenbank Magdeburg (AG Genealogie Magdeburg) in: Genealogy.net, Stichwort „Christian Schrader“, unter Bezugnahme auf Wilhelm Schrader-Rottmers, „Die Erbgruft der aus Rottmersleben stammenden Sippe Schrader“, 1935, online abgerufen am 1. April 2016 online-ofb.de
  2. a b c d e f g h i j Wilhelm Schrader-Rottmers, Clemens Steinbicker: Geschichte und Stammfolge des Geschlechts von Syborg(burg) in Magdeburg und verwandter Familien. In: Archiv für Sippenforschung. Heft 113, 1989, S. 44 ff.
  3. a b c Rudolf Schildmacher: Magdeburger Münzen. (= Magdeburger Kultur- und Wirtschaftsleben. Nr. 5). herausgegeben von der Stadt Magdeburg um 1930, Kap 5, S. 15, Kap. 7, S. 22 ff, Onlineausgabe als PDF-Datei abgerufen am 1. April 2016, coingallery.de
  4. Magdeburger Häuserliste. In: Website der Familie von Alemann. Abgerufen am 2. April 2016.
  5. Stadtarchiv Magdeburg, Akte: „Münzprivileg und Einstellung des Münzmeisters Peter Schrader - - Akte betr. Münzprivilegium und Bestallung des Münzmeisters Peter Schrader“, Archivaliensignatur: Stadtarchiv Magdeburg, Rep. A I / M 26 Laufzeit: Juli 1639, Apr. 1673 stadtarchiv-magdeburg.findbuch.net
  6. a b Gustav Heyse: Münzwesen der Stadt Magdeburg im siebzehnten Jahrhundert. In: Numismatische Zeitung. Band 1, 1834 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Samuel Walther: Singularia Magdeburgica, Oder Merckwürdigkeiten des ... Jahres, aus der Magdeburgischen Historie: Der IX. Theil Der Magdeburgischen Singularium, Worin Das Hundert-jährige Denckmahl I. Des in Magdeburg nach der Zerstörung a. 1638 wieder bestelleten Stadt-Regiments, II. Die Introduction des Administratoris Augusti, III. Samt den dazu gehörigen Müntzen vorgestellet wird. Band 9, 1738, Cap. III, S. 417 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Abbildung MA-Shops GmbH, Lankerner Straße 42, 46395 Bocholt digital ma-shops.de
  9. Abbildung Internetagentur GRAFFIC, Inh. Udo Buttkus, Industriestr. 79, 04229 Leipzig (Deutschland), digital grafficserver.de (Memento vom 4. April 2016 im Internet Archive)
  10. Abbildung Lot 1741, Münzenhandlung G. Hirsch Nachfolger, digital numisbids.com
  11. Auktionskatalog der Künker Auktion 116 - Belagerung, Krieg und Frieden auf Münzen und Medaillen, Die Sammlung Georg Baums, 2006, Nr. 4571, digital eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  12. Ulf Dräger, Bernd Rothenhäußer: Geld für Magdeburg. Die Münzstätte in der Moritzburg zu Halle. Herausgegeben von Ulf Dräger für die Stiftung Moritzburg, 2011, ISBN 978-3-86105-044-7, Hinweis auf die Ausstellung (leider ohne Abbildung) stiftung-moritzburg.de (Memento des Originals vom 4. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stiftung-moritzburg.de
  13. a b Alphabetische Liste der Magdeburger Hauszeichen. In: Website der Familie von Alemann. Abgerufen am 2. April 2016.
  14. Familiendatenbank Magdeburg (AG Genealogie Magdeburg) in: Genealogy.net, Stichwort „Maria Dorothea Freudemann“, online abgerufen am 1. April 2016 ortsfamilienbuecher.de
  15. Otto Altenburg: Die Tilebeins und ihr Kreis. Stettiner Bürgerkultur im 18. und 19. Jahrhundert, vornehmlich in der Goethezeit. Leon Sauniers Buchhandlung, Stettin 1937, insbesondere S. 12 ff (Digitalisat)
  16. a b Publikationen Stadtplanungsamt Magdeburg, Heft 60/98: Magdeburger Friedhöfe und Begräbnisstätten, PDF-Ausgabe, S. 49, digital abgerufen am 12. April 2016 magdeburg.de In der Publikation heißt es, dass der aus Rottmersleben stammende Kaufmann Peter Schrader im Jahre 1713 die Gruft gestiftet hat. Da war aber der Münzmeister Schrader schon verstorben. Dessen Sohn Peter Schrader (1670–1736) stammte aber nicht aus Rottmersleben, sondern ist schon in Magdeburg geboren. Deshalb wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Jahreszahl wohl um einen Irrtum handelt.
  17. Tobias Köppe: Kirchensprengung und -abriss in der Deutschen Demokratischen Republik. abgerufen am 12. April 2016.