Ein perp walk ist eine Praxis der US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden, insbesondere in New York City, und bezeichnet die öffentliche Zurschaustellung Verdächtiger. Der Begriff leitet sich aus der Wendung walking the perp her, wobei perp als Abkürzung für perpetrator (englisch für „Straftäter“) steht.

Vorführung von Verdächtigten

Beim perp walk wird der Verdächtige der Öffentlichkeit in Handschellen oder Gefängniskleidung vorgeführt. Der perp walk dient damit der Selbstdarstellung der Polizei, die öffentlich einen Ermittlungserfolg präsentieren kann. Die zuvor von der Presseabteilung der Polizei informierten Medienvertreter haben Gelegenheit, Fotos oder Filmaufnahmen zu machen.[1]

Geschichte

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Ermordung Lee Harvey Oswalds beim perp walk in Dallas

Ursprünglich war der perp walk nur für schwere Straftaten vorgesehen und soll auf J. Edgar Hoover zurückgehen. Zu Beginn seiner Karriere in Zeiten der Roten Angst hielt er es für politisch opportun, feindliche Ausländer öffentlich in Handschellen zu präsentieren. In den 1980er Jahren wurde der perp walk in New York durch Rudy Giuliani zur Abschreckung auch auf andere Delikte ausgeweitet und zu einem öffentlichen Medien-Ereignis.[2]

Perp walks werden im 21. Jahrhundert zunehmend durch im Internet veröffentlichte Polizeifotos (Mugshots) ersetzt.[3]

Beispiele

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Während eines perp walk wurde Lee Harvey Oswald, der mutmaßliche Mörder John F. Kennedys, am 24. November 1963 von Jack Ruby erschossen.

1987 machte die öffentliche Vorverurteilung des Börsenmaklers Richard Wigton wegen vermeintlichen Insiderhandels negative Schlagzeilen, während andere Prominente den perp walk für die eigene Publicity zu nutzen verstehen.[4]

Internationales Aufsehen erregte die in Frankreich als demütigend kritisierte Vorführung des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn im Mai 2011.[5][6]

Derartige Vorführungen widersprechen nach Ansicht von Kritikern dem Recht auf ein faires Verfahren und der auch in den USA geltenden Unschuldsvermutung.[7][8]

1995 wurde die Vereinbarkeit des perp walk mit dem 4. Amendment in einer New Yorker Gerichtsentscheidung zwar bejaht, aber auf Fälle eines hinreichenden polizeilichen Strafverfolgungsinteresses beschränkt. Über diese und ähnliche Einzelfallentscheidungen hinaus hat sich die rechtswissenschaftliche Kritik im Hinblick auf das Verfassungsrecht der Vereinigten Staaten bislang nicht im US-amerikanischen Prozessrecht niedergeschlagen.[9][10]

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Commons: perp walks – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Doreen St. Félix: The Rush of Seeing Harvey Weinstein’s Perp Walk The New Yorker, 25. Mai 2018 (englisch)
  2. James McWilliams: Perp Walk Politics: The Downsides of the Blue Carpet Pacific Standard, 4. Juni 2018 (englisch)
  3. Perp Walk: The History Of Parading Criminal Suspects National Public Radio, 7. Juli 2011 (englisch)
  4. John Steele Gordon: A Sad Case of Trial by 'Perp Walk' Barron's, 30. März 2009 (englisch)
  5. The arrest of Dominique Strauss-Kahn. Perp walk: The equality of America's justice system The Economist, 18. Mai 2011 (englisch)
  6. Ikonen der Schuld. Bilder von DSK-Verhaftung: "Perp Walk" hat Tradition Kronenzeitung, 22. Mai 2011
  7. Katja Gelinsky: Fotoshooting auf dem „Perp Walk“ FAZ, 19. Mai 2011
  8. Jörg Häntzschel: Handschellen zieren jeden Verdacht Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2011
  9. vgl. Palma Paciocco: Pilloried in the Press: Rethinking the Constitutional Status of the American Perp Walk. New Criminal Law Review 2013, S. 50–103
  10. Caroline Davidson: State Constitutions and the Humane Treatment of Arrestees and Pretrial Detainees Berkeley Journal of Criminal Law 2014, S. 1–73