Papyrus Wilbour

Manuskript aus dem Nachlass von Charles Edwin Wilbour

Der Papyrus Wilbour, aus dem 4. Regierungsjahr Ramses' V. (20. Dynastie) (1142 v. Chr.), ist ein altägyptisches Register von Ländereien in Mittelägypten, die verschiedenen Institutionen gehörten. Der Papyrus trägt seinen Namen nach Charles Edwin Wilbour (1833–1896), dessen Angehörige seinen Nachlass dem Brooklyn Museum in New York City vermachten.[1]

Inhalt Bearbeiten

Der Papyrus besteht aus den zwei Teilen A und B. Während Text A über 2800 vor allem zu Tempeln gehörige Landparzellen zwischen dem heutigen al-Minya und Madinat al-Fayyum aufzählt, fasst Text B insbesondere das Kronland zusammen. Das Gebiet wird dabei in vier Bezirke (engl. zones) aufgeteilt.

Text A besteht aus über 4500 Zeilen, 102 Kolumnen und 279 Paragraphen. Die Paragraphen sind auf vier Abschnitte aufgeteilt, die vier verschiedenen Erhebungszeitpunkten entsprechen. Jeder der insgesamt 96 Paragraphen beginnt mit der landbesitzenden Institution und führt die Landparzellen auf mit Größen- und Ortsangaben, Name und Beschäftigung der zur Parzelle gehörigen Person sowie der Besteuerung in Form eines Anteils an der Ernte.

Jeder Abschnitt ist in fünf Unterabschnitte aufgeteilt, wobei die ersten drei den Thebanischen, Heliopolitischen und Memphitischen Tempeln zugeordnet sind, der vierte kleineren Tempeln und der fünfte säkularen Institutionen (zumeist Kronland). Diese Aufteilung entspricht der von Papyrus Harris I (Ramses IV.).

Die Felder der Institutionen waren in verschiedene Verwaltungseinheiten bzw. Domänen aufgeteilt, denen ein Verwalter vorstand, zumeist ein Beamter oder Priester.

Literatur Bearbeiten

  • Alan H. Gardiner, Raymond O. Faulkner: The Wilbour Papyrus. 4 Bände, Oxford University Press, Oxford 1941–1952.
    1. Plates (1941), 2. Commentary (1948), 3. Translation (1948), 4. Index (1952).
  • Bernadette Menu: Le régime juridique des terres et du personnel attaché à la terre dans le Papyrus Wilbour. Librairie orientaliste Paul-Geuthner, Paris 1970 (zugleich= Dissertation, Publications de la Faculté des lettres et sciences humaines de l'Université de Lille, Lille 1970).
  • J. J. Janssen: Agrarian administration in Egypt during the Twentieth Dynasty. In: Bibliotheca Orientalis. (BiOr) Band 43, 1986, S. 351–366.
  • Sally L. D. Katary: Land Tenure in the Ramesside Period. Kegan Paul International, London/ New York 1989, ISBN 0-7103-0298-3.
  • Sally L. D. Katary: Land-Tenure in the New Kingdom. The Role of Women Smallholders and the Military. In: Alan K. Bowman, Eugene L. Rogan (Hrsg.): Agriculture in Egypt. From Pharaonic to Modern Times. Oxford University Press, Oxford 1999, ISBN 0-19-726183-3, S. 61–82.
  • Jean-Christophe Antoine: The Wilbour Papyrus revisited: the land and its localisation. An analysis of the places of measurement. In: Studien zur Altägyptischen Kultur. (SAK) 2011, Band 40, S. 9–27 (mit Karte S. 19). JSTOR:41812306.
  • Jean-Christophe Antoine: Social position and the organisation of landholding in Ramesside Egypt. An analysis of the Wilbour Papyrus. In: Studien zur Altägyptischen Kultur. 2014, Band 43, S. 17–46. JSTOR:44160268.
  • Jean-Christophe Antoine: The geographical and administrative landscape of lower Middle Egypt in Text B of the Wilbour Papyrus. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. (ZÄS) 2017, Band 144, Heft 1, S. 1–15 (mit Karten S. 2) (Volltext Auf: academia.edu).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Deirdre Lawrence: Wilbour: One Man’s Obsession with Egypt. Auf: brooklynmuseum.org (Seite des Brooklyn Museum zum Nachlass von Charles Edwin Wilbour (1833–1896).) vom 22. März 2010, zuletzt abgerufen am 11. September 2013.