Panchayatana
Als Panchayatana oder Pancayatana (Sanskrit: pancha = ‚fünf‘; yatana = ‚Gott‘) wird die nur selten realisierte Idealform eines Hindu-Tempels bestehend aus einem zentralen Haupttempel und vier kleineren Nebenschreinen, die meist in den Ecken der Plattform (jagati) stehen, bezeichnet. Während der Eingang des Haupttempels meist nach Osten, manchmal auch nach Westen ausgerichtet ist, sind die beiden Tempel an der Eingangsseite oft nach Norden oder Süden orientiert.
Das fünfteilige Panchayatana-Schema mit seinen nach oben und in alle vier Himmelsrichtungen weisenden Sakralbauten hat letztlich kosmische oder universale Dimensionen und Implikationen.
Beispiele
Bearbeiten- Dashavatara-Tempel in Deogarh, Uttar Pradesh
- Lakshmana-Tempel in Khajuraho, Madhya Pradesh
- Kandariya-Mahadeva-Tempel in Khajuraho
- Brahmeswara-Tempel in Bhubaneswar, Oriya
- Lingaraja-Tempel in Bhubaneswar
- Arasavalli-Tempel bei Srikakulam, Andhra Pradesh
- Sonnentempel von Martand, Jammu und Kashmir
- Nabaratna-Tempel in Pantchupi
- Shiva-Tempel in Tumbadi, Karnataka
- Shri-Gondeshwar-Tempel in Sinnar, Maharashtra
Siehe auch
BearbeitenIm Hinduismus gab es auch die Tradition der – hauptsächlich im familiären Rahmen stattfindenden – gemeinschaftlichen Verehrung von fünf Gottheiten (panchayatana puja), das von einigen auf den Lehrer und Philosophen Adi Shankara (um 800) zurückgeführt wird. Ob diese Form der Anbetung möglicherweise älter ist als das architektonische panchayatana-System ist nicht mehr eindeutig feststellbar.
Die manchmal fünftürmigen Tempel Bengalens fußen möglicherweise ebenfalls auf dem panchayatana-Schema. In jüngerer Zeit entstanden einige in ihren architektonischen Differenzierungen noch weitergehende Tempelbauten – z. B. der Dakshineshwar-Tempel in Kolkata aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit seinen neun Nebenschreinen (navaratna).
Literatur
Bearbeiten- George Michell: Der Hindu-Tempel. Baukunst einer Weltreligion. DuMont, Köln 1991, S. 150, ISBN 3-7701-2770-6.
- Henri Stierlin: Hinduistisches Indien. Tempel und Heiligtümer von Khajuraho bis Madurai. Taschen-Verlag, Köln 1998, S. 115 u. S. 130ff, ISBN 3-8228-7298-9.
- Marilia Albanese: Das antike Indien. Von den Ursprüngen bis zum 13. Jahrhundert. Karl Müller-Verlag, Köln o. J., S. 151, ISBN 3-89893-009-2.
- Shwata Vardia: Building Science of Indian Temple Architecture. Dissertation, Universidade do Minho 2008 [1]