Palazzo Cavina
Der Palazzo Cavina ist ein Palast aus dem 18. Jahrhundert in Faenza in der italienischen Region Emilia-Romagna. Er liegt in der Via Castellani 22.
Geschichte
BearbeitenDer barocke Palast wurde um 1740 unter der Leitung von Raffaele Campidori für einen Zweig der Familie der Grafen Naldi errichtet. Über dem Portal aus istrischem Sandstein ist ein Balkon mit gusseisernem Geländer angebracht, in dessen Mitte das Wappen der Naldis angebracht ist. 1814 kaufte die Gräfin Lucrezia Costa, die Witwe des Grafen Romano Cavina, den Palast; sie beauftragte 1816 Felice Giani mit der Ausschmückung von zwei Sälen im ersten Obergeschoss. Am 14. Mai 1882 besuchte Don Bosco den Grafen Marcello Cavina, der schwer krank darniederlag, in diesem Palast und brachte ihm und seiner Familie Frieden und Zuspruch. Ende des 19. Jahrhunderts war der Palast Sitz der Associazioni cattoliche faentine (dt.: Katholische Vereinigungen von Faenza), bevor 1906 das vor dem Palast liegende Casa del Popolo erbaut wurde. Die Cavinas zogen in ihren Palast in Fognano um, ebenso wie ihre Sammlung von antiken Waffen, die im Ballsaal eingerichtet war. In den 1960er-Jahren wurde der Italienische Garten hinter dem Palast, in dem Zitronenbäume standen, verkauft und zerstört, um dort zwei Eigentumswohnungen zu errichten. Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Palazzo Cavina umfassend restauriert und saniert. Ein Teil der originalen Möbel aus dem Palast ist heute im Palazzo Milzetti zu sehen.
Familie
BearbeitenDie historische Überlieferung besagt, dass die Familie Cavina, die aus einem Zweig der Familie Spinola aus Genua abstammte, sich im 13. Jahrhundert im Tal des Lamone niederließ (im alten Gerichtsbezirk der De' Faentinis), ihren Namen in „Cavina“ änderten und im 15. Jahrhundert einige Türme an einem Ort errichteten, der diesen Namen trug und beim Kanal von Brisighella lag. Von den alten Befestigungen sind zwei bis heute erhalten; den Torre Cavina ließ Antonio Cavina errichten und besaß ihn auch, und den Torre Cavina-Pratesi, die vermutlich deshalb gerettet wurden, weil sie in Bauernhäuser umgebaut wurden.
Zu dieser Familie (von der die Abbildung eines rot geschachteten Wappens mit einem Dorn darüber auf einer Glasschale aus dem 16. Jahrhundert erhalten ist, die im Museo Internazionale delle Ceramiche in Faenza ausgestellt ist) gehörten Juristen und Militärs. Darunter ist Ostasio da Cavina, der in den Papieren von Faenza 1410 anlässlich der Erstellung der neuen Stadtsatzung erscheint, eine Aufgabe, die ihm und einen weiteren Rechtsberater, Bernardo Casali, übertragen worden war. Gegen Ende desselben Jahrhunderts stand Rosso Cavina an der Spitze der Unzufriedenheit bei Unruhen, die der Ermordung von Galeotto Manfredi folgten. Ein Jahrhundert später, 1595, war Maltesta Cavina, zusammen mit anderen, örtlichen Patriziern Anführer der Infanterie der Armee, die in Faenza für das Unternehmen von Ferrara zusammengezogen worden war, das sich dann als diplomatisch herausstellte. Pietro Maria Cavina (1646–1719) war in Faenza Segretario del Pubblico, ein bekannter Geograf und Geschichtswissenschaftler.
Die Familie, der der Palazzo Cavina seinen Namen verdankt, besaß die Staatsangehörigkeit von Faenza, obwohl sie nicht dauernd in der Stadt lebte, behielt dort ihr Haus und lebte weiterhin in Fognano: Sie zogen Ende des 18. Jahrhunderts nach Faenza um und waren ab 1722 Patrizier von Faenza. Zur Familie gehörte auch der Jesuitenpater Virgilio Cavina (1731–1808), ein bekannter Mathematiker in Cagliari und Bologna. Die definitive Ansiedlung des Hauses in Faenza kam mit dem Kauf des schönen Palazzo Naldi, der ab 1814 „Palazzo Cavina“ hieß. 1838 heiratete der Graf Carlo, der Nachfahre des Herrn Alfonso Cavina, der 1690 von Fognano nach Faenza umgezogen war,[1] die Markgräfin Vittoria Durazzo aus Genua. Ihr Sohn, Graf Marcello Cavina, heiratete die Markgräfin Brigida Stanga aus Mailand und hatte mit ihr einen Sohn, Carlo, der 1906 die Gräfin Elena Zauli-Naldi ehelichte. Besagter Carlo erhielt per ministeriellen Dekrets vom 7. März 1902 die erblichen Titel eines Grafen und eines Patriziers von Faenza. Seine heutigen Nachkommen leben zum Teil in Faenza und zum Teil in Südafrika.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Dizionario Biografico degli Italiani. Treccani.
Quellen
Bearbeiten- Antonio Gessi: Al nobil uomo conte Carlo Cavina di Faenza che nell’autunno dell’anno 1838 fa sua sposa in Genova la nobile donzella marchesa Vittoria Durazzo, Antonio Gessi in segno di stima e di particolare amicizia intitola il seguente (Sonett). Faenza: Bei Pietro Conti, Faenza 1838.
- Giuseppe Maccolini: Elogio del conte Virgilio Cavina di Faenza. Tipografia Montanari e Marabini, Faenza 1841.
- Antonio Montanari: Orazione funebre di Romano de’ conti Cavina di Faenza: letta da don Antonio Montanari nella chiesa di S. Antonio di Padova e parrocchiale di S. Ilaro il dì 27 settembre 1871. settima dalla deposizione. Tipografia P. Conti, Faenza 1871.
- Pietro Codronchi: Al conte Marcello Cavina di Faenza nel giorno delle sue nozze ben augurate con la marchesa Brigida Stanga di Milano, la contessa Mariantonia Codronchi insieme alla sua famiglia offre con sincera esultanza (Sonett). Tipografia Galeati, Imola 1874.
- Antonio Montanari: Palazzi e origine delle famiglie nobili faentine in Guida Storica di Faenza. Tipografia di Angelo Marabini, Faenza 1882.
- Eutimio Pasotti: Elogio funebre della contessa Vittoria Cavina nata marchesa Durazzo, letto nella chiesa di Santa Maria dall’Angelo il dì 5 marzo 1886, trigesimo dalla sua deposizione, dal parroco Eutimio Pasotti professore di teologia dogmatica nel seminario vescovile di Faenza. Tipografia-Litografia ditta Pietro Conti, Faenza 1886.
- Goffredo di Crollalanza: Annuario della nobiltà italiana, anno XVII, Bei Direzione del Giornale araldico, Bari 1895. Eintrag „Cavina“ auf S. 431.
- Gaetano Ballardini: Alfonso Cavina, priore di Faenza: 1800. Per le fauste nozze Carlo Cavina-Elena Zauli Naldi, 19 febbraio 1906. Tipografia Novelli e Castellani, Faenza 1906.
- Anna Ottani Cavina: Felice Giani (1758-1823) e la cultura di fine secolo. Electa, Mailand 1999.
- Domenico Savini: Una donna, un artista, un mito: Lucrezia Costa Cavina, Felice Giani e il mito di Apollo in Manfrediana, bollettino della Biblioteca comunale di Faenza. - Nr. 43/44. Comune di Faenza, Faenza 2011.
- Libro d’Oro della Nobiltà Italiana. 25. Auflage 2015–2019. Tomo I (2016), Band XXX (A-L), Eintrag: „Cavina“.
- Domenico Savini, Andrea Tanganelli: Famiglie illustri di Faenza. Società Editrice Il Ponte Vecchio, Cesena 2019. ISBN 978-88-6541-884-0. Eintrag „Cavina“.
Weblinks
Bearbeiten- Ugo Baldini: CAVINA, Virgilio. In: Dizionario Biografico degli Italiani, Band 23. Treccani, 1979, abgerufen am 29. September 2022.
- Marco Palma: CAVINA, Pietro Maria. In: Dizionario Biografico degli Italiani, Band 23. Treccani, 1979, abgerufen am 29. September 2022.
- Torre Cavina, comune di Brisighella. In: Terre di Faenza. Abgerufen am 29. September 2022.
- Monumento funebre del conte Romano Cavina. Fondazione Federico Zeri, Università di Bologna, abgerufen am 29. September 2022.
Koordinaten: 44° 17′ 6″ N, 11° 52′ 47,4″ O