Paddy Ladd (* 11. Februar 1952 in London), eigentlich Patrick Ladd, ist ein englischer Gehörlosenwissenschaftler, Autor, Aktivist und Forscher zur Gehörlosenkultur.[1]

Lehrtätigkeit

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Paddy Ladd war Dozent und MSc-Koordinator am Centre for Deaf Studies Bristol der University of Bristol.[1] Trotz erheblichen internationalen Drucks zur Aufrechterhaltung des Zentrums, wurde es abgewickelt. Der MSc wurde 2009 geschlossen, der Bachelor-Studiengang wurde im Zeitraum von 2010 bis 2013 eingestellt, sodass das Zentrum wurde im Juli 2013 endgültig geschlossen wurde.[2]

Er war Inhaber des Powrie V. Doctor Chair[3] für Deaf Studies an der Gallaudet University, Washington DC.[1] Er schloss 1998 seinen Ph.D. in Gehörlosenkultur an der Universität Bristol ab und hat zahlreiche Veröffentlichungen in diesem Bereich verfasst, herausgegeben und dazu beigetragen.[4] Seine Arbeiten haben internationale Anerkennung gefunden.

Gehörlosenkultur

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Ladd war einer der ersten Moderatoren von See Hear monatliches Magazin für Gehörlose und Schwerhörige) der BBC[5] und präsentierte die ersten Sendungen ab 1984 sowohl in Gebärdensprache als auch in Lautsprache. Seit den 80er Jahren ist er einer der wichtigsten Aktivisten für Gehörlosenrechte und engagierte sich in der National Union of the Deaf, einer der ersten britischen Gehörlosenorganisationen.[1]

Für Ladd war die Schule auch eine enorme Belastung.[6] Als eines der ersten gehörlosen Kinder in der Regelschule wurde ihm nicht das Gebärden beigebracht, sondern er war gezwungen, seine Augen und seinen Verstand zu benutzen, um herauszufinden, was vor sich ging. Das Edikt zerstörte sein Selbstbild. Als er versuchte, damit klarzukommen, kam er zu dem Schluss, er müsse dumm sein. Er zog sich von der Welt zurück und vertiefte sich in Bücher. „Ich lebte in einem Zustand der Benommenheit und dachte nicht darüber nach, was aus mir werden könnte“, sagt er. Ladd wurde auch deshalb zum Pionier.[7]

Ladds Beitrag zur Welt der Gehörlosen war nicht nur akademischer Natur. Eine Zeit lang tourte er mit den Grateful Dead als deren Bühnendolmetscher. Er war auch der Gründer der Sign Zone des Glastonbury Festivals.[8]

Ladd ist Autor des Buches Understanding Deaf Culture: In Search of Deafhood von 2003.[1] Er wurde in die Ehrenliste der British Deaf Association für „Herausragende Beiträge zur Gehörlosengemeinschaft in der Gehörlosenbildung“ (2007) aufgenommen.

Literatur

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  • Ladd, Paddy: Understanding Deaf Culture: In Search of Deafhood, Multilingual Matters, Clevedon, UK 2002, ISBN 9781853595462, OCLC: 729954482
  • Ladd, Paddy: The Unrecognized Curriculum: Seeing Through New Eyes Deaf Cultures and Deaf Pedagogies, Dawnsign Press, San Diego 2022, OCLC: 1284919922
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Einzelnachweise

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  1. a b c d e Prasad, Raekha: Sound and fury Profile: Paddy Ladd, pioneer and activist, taking 'deaf culture' to a wider audience., London, The Guardian 19. März 2003, URL https://www.theguardian.com/society/2003/mar/19/guardiansocietysupplement5, Abruf: 19. März 2003
  2. Bayerischer Rundfunk: Ismaninger Inklusionsgespräche: Dr. Paddy Ladd zu Gast bei Anke Klingemann. 7. September 2021 (br.de [abgerufen am 9. Juli 2024]).
  3. Powrie V. Doctor Chair Web access
  4. Paddy Ladd : Taubwissen : Universität Hamburg. Abgerufen am 9. Juli 2024.
  5. [Paddy Ladd. The Guardian]
  6. Deaf History - Europe - 2003: Paddy Lad, "Deafhood". Abgerufen am 9. Juli 2024.
  7. Dr. Paddy's Corner. Abgerufen am 9. Juli 2024 (englisch).
  8. Signing along for deaf Glastonbury-goers, URL https://www.theguardian.com/music/2010/jun/27/signing-deaf-glastonbury-goers, Abruf: 27. Juni 2010