Otto Russe

österreichischer Unfallchirurg und Handchirurg sowie Universitätsprofessor

Otto Russe (* 13. November 1913[1] in Graz; † 22. November 1983) war ein österreichischer Unfallchirurg und Handchirurg sowie Universitätsprofessor. Er war bekannt für seine Beiträge zur Entwicklung der Matti-Russe-Technik, einer Operationsmethode zur Behandlung von Kahnbeinpseudarthrosen, die nach Hermann Matti und ihm benannt ist.[2][3]

Leben Bearbeiten

Otto Russe wurde in Graz geboren, wo er seine Schullaufbahn absolvierte und an der Universität Graz Medizin studierte. Nach dem Staatsexamen und der Promotion Ende 1937 begann er seine Ausbildung für Unfallchirurgie und Orthopädie am Unfallkrankenhaus Graz unter der Leitung von Arnold Wittek. Diese Ausbildung wurde jedoch durch seinen Dienst bei der Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs unterbrochen.

Nach dem Krieg kehrte Russe an das Unfallkrankenhaus Graz zurück, das nun unter der Leitung von Walter Ehalt stand. 1949 erhielt er den neu geschaffenen Facharzttitel für Unfallchirurgie.

Im August 1955 wurde Russe Primarius des neu erbauten Unfallkrankenhauses Meidling, eines der größten Unfallkrankenhäuser in Europa mit 210 Betten und einer eigenen Intensivstation.[4][5][6] 1967 habilitierte er sich mit einer experimentellen Arbeit über Hüftkopfnekrosen, und 1973 wurde er zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt.

Im Oktober 1973 kam er als Vorstand der neugegründeten Lehrkanzel für Unfallchirurgie nach Innsbruck, die dann bald in eine Klinik umgewandelt wurde.[7] In dieser Position verblieb er bis zu seiner Emeritierung im Januar 1983.[8] Er starb am 22. November 1983, neun Tage nach seinem 70. Geburtstag.[9]

Russe hat zahlreiche Veröffentlichungen in deutscher und englischer Sprache in Zeitschriften und Büchern verfasst. Zu den bedeutendsten Werken gehören seine Arbeiten zur Handchirurgie, insbesondere in der Entwicklung einer Methode zur Behandlung von Kahnbeinpseudarthrosen, die auf der von Hermann Matti beschriebenen Spongiosaeinbringung aufbaute, aber durch den gefäßschonenden palmaren Zugang und die vermehrte Festigkeit durch Verwendung kortikospongiöser Späne eine hohe Erfolgsrate erbrachte,[10][11][12][13][14] sowie Standardwerke für die Unfallchirurgie[15] und Gelenkmessung[16].

Die drei Söhne von Otto Russe, die alle in Graz geboren wurden, folgten ihrem Vater in die medizinische Laufbahn als Unfallchirurgen oder Orthopäden, ebenso einige seiner Enkel.[17]

Russe war Ehrenmitglied und Träger der Lorenz-Böhler-Medaille der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie.[18]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. AT-OeStA/AdR UWFuK BMU PA Sign 12 Russe Otto Russe, Otto, 13.11.1913, 1945-1984 (Akt (Sammelakt, Grundzl., Konvolut, Dossier, File)). Abgerufen am 16. Juli 2023.
  2. Otto Russe: Fracture of the Carpal Navicular: Diagnosis, Non-operative Treatment, and Operative Treatment. In: JBJS. Band 42, Nr. 5, Juli 1960, ISSN 0021-9355, S. 759 (lww.com [abgerufen am 16. Juli 2023]).
  3. Irshad Shakir, Ugochi C. Okoroafor und Joao Panattoni: Clinical and Radiologic Outcomes of the Matti-Russe Technique for Scaphoid Nonunions in Pediatric Patients. Band 14, Nr. 1, September 2018, doi:10.1177/1558944718797340, PMC 6346370 (freier Volltext).
  4. Chronik Standort Meidling. Abgerufen am 16. Juli 2023.
  5. Traumazentrum Wien Standort Meidling im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  6. Yumpu.com: Festschrift – Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie. Abgerufen am 16. Juli 2023.
  7. Otto Russe. In: Universität Innsbruck. Innsbrucker Universitätsnachrichten, abgerufen am 17. Juli 2023.
  8. Otto Russe. In: Universität Innsbruck. Abgerufen am 17. Juli 2023.
  9. Chirurgenlexikon. In: SpringerLink. doi:10.1007/978-3-662-59238-0 (springer.com [PDF; abgerufen am 16. Juli 2023]).
  10. O. Russe: [Therapeutic results with cancellous bone filling in pseudoarthrosis of the navicular bone]. In: Zeitschrift Fur Orthopadie Und Ihre Grenzgebiete. Band 81, Nr. 3, 1951, ISSN 0044-3220, S. 466–473, PMID 14932223.
  11. O. Russe: Experience and results in filling up of the substantia spongiosa in old fractures and pseudarthrosis of the scaphoid bone of the hand. In: Wiederherstellungschirurgie Und Traumatologie. Reconstruction Surgery and Traumatology. Band 2, 1954, S. 175–184, PMID 14374402.
  12. Moritz Dustmann, Ralf Bajinski, Alexander Tripp, Joachim Gülke, Nikolaus Wachter: A modified Matti–Russe technique of grafting scaphoid non-unions. In: Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery. Band 137, Nr. 6, 1. Juni 2017, ISSN 1434-3916, S. 867–873, doi:10.1007/s00402-017-2680-4.
  13. F. Holmenschlager, S. Schubert, E. Brug, S. Winckler: Kahnbeinpseudarthrose der Hand - Ist die Matti-Russe-Plastik noch aktuell? In: Aktuelle Traumatologie. Band 32, Nr. 05, Oktober 2002, ISSN 0044-6173, S. 213–217, doi:10.1055/s-2002-35313 (thieme-connect.de [abgerufen am 16. Juli 2023]).
  14. Tobias Kastenberger, Rohit Arora: Hand surgery in Austria. In: Journal of Hand Surgery (European Volume). Band 43, Nr. 6, Juli 2018, ISSN 1753-1934, S. 679–681, doi:10.1177/1753193418754788 (sagepub.com [abgerufen am 16. Juli 2023]).
  15. F. G. St Clair Strange: Atlas Orthopädischer Erkrankungen. An Atlas of Orthopaedic Diseases. In English and German. Edited by Otto Russe, with the collaboration of J. J. Gerhardt, J. Machacek and O. Popp. 11¾ x 9 in. Pp. 452, with 1,815 figures. Index. 1964. Berne and Stuttgart: Hans Huber, Publishers. Price Fr./DM 176. In: The Journal of Bone & Joint Surgery British Volume. 48-B, Nr. 2, 1. Mai 1966, ISSN 2049-4408, S. 401–402, doi:10.1302/0301-620x.48b2.401 (org.uk [abgerufen am 16. Juli 2023]).
  16. O. A. Russe: Taschenbuch der Gelenkmessung mit Darstellung der Neutral-Null-Methode und SFTR-Notierung. Huber, 1975, ISBN 978-3-456-80076-9 (bisp-surf.de [abgerufen am 16. Juli 2023]).
  17. Otto Russe. In: Ein Leben für die Handchirurgie: 100 Lebensbilder. Steinkopff, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-7985-1777-6, S. 243–244, doi:10.1007/978-3-7985-1777-6_69.
  18. Hauptprogramm. Abgerufen am 17. Juli 2023.