Otto Paul Rost (* 16. Juni 1887 in Keuern bei Döbeln; † 25. Juni 1970 in Döbeln) war ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer.

Leben Bearbeiten

 
Grab von Otto Rost auf dem Niederfriedhof in Döbeln

Otto Rost studierte zwischen 1909 und 1914 an der Kunstgewerbeschule Dresden. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte er von 1920 bis 1923 bei Georg Wrba an der Dresdner Kunstakademie. Er arbeitete danach freiberuflich als Bildhauer in Dresden. Rost trat zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.458.575).[1] Er war bis zu dessen Auflösung 1936 Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[2][3] In der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste und nachweislich auf mindestens sechzehn Ausstellungen vertreten, darunter 1940 bis 1944 in München auf der Großen Deutschen Kunstausstellung.[4] Nachdem Wrba in den Ruhestand getreten war, wurde Rost im Juni 1939 vom sächsischen Reichsstatthalter Martin Mutschmann als Nachfolger berufen und erhielt vom Ministerium für Volksbildung einen zunächst dreijährigen Arbeitsvertrag über ein Lehramt für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden, 1942 folgte ein zweiter, gleichartiger Vertrag. Allerdings war Rost zunächst gar nicht in die engere Wahl genommen worden. Nachdem aber sein Stil den ästhetischen Idealen der Nationalsozialisten entgegenkam und er außerdem 1936 für sein Relief „Rugbykampf“, das er anlässlich der Olympischen Spiele geschaffen hatte, einen Preis erhalten hatte, entschied man sich für Rost. Zum 31. März 1945 lief der zweite Vertrag aus, von den späteren Leitern der Kunstakademie wurde Rost nicht wieder eingestellt.

In der Nachkriegszeit betätigte sich Otto Rost im Sinne der neuen Machthaber im Demokratischen Block und in der Auftragskommission der Stadt Dresden. Er schuf in dieser Lebensphase vor allem eine große Zahl von Denkmäler, zunächst das Ehrenmal für die gefallenen Sowjetsoldaten, das auf dem Platz der Einheit in Dresden aufgestellt wurde, dann weitere ähnliche Kunstwerke in Döbeln,[5] Freiberg, Schwedt/Oder und Tschenstochau in Polen. Neben den Kriegerdenkmälern schuf er vor allem Bildnisbüsten von Politikern, Pädagogen und Künstlern. Otto Rost wurde auf dem dortigen Niederfriedhof in Döbeln beigesetzt.

In Döbeln gibt es eine Otto-Rost-Straße.

Schicksal einzelner Werke Bearbeiten

Der Weibliche Akt mit Stirnband, eine 75 cm hohe Bronzefigur, tauchte 1997 beim Umzug der Deutschen Fotothek in deren Beständen auf. Die Herkunft des Kunstwerks war unklar; es war bis zu diesem Zeitpunkt nirgends katalogisiert worden. Der Akt wurde den Staatlichen Kunstsammlungen übergeben.

Die Sandsteinfigur Große Knieende stand bis in die 1960er Jahre hinein vor dem Rosengartencafé in Dresden. Heute befindet sich ungefähr an dieser Stelle ein Brunnen. Die Große Knieende wurde auf den Sockel des im Krieg zerstörten Mädchens mit Gazelle von Wrba umgesetzt.[6]

Das Ehrenmal für die Gefallenen der fünften Gardearmee wurde zunächst auf dem Unterbau des von Robert Diez geschaffenen Brunnens Stürmische Wogen errichtet. Es wurde am 25. November 1945 eingeweiht und blieb bis 1994 an seinem ursprünglichen Standort, dem Albertplatz in Dresden-Neustadt (1945: Platz der Roten Armee, 1946: Platz der Einheit, 1991: Albertplatz). Dann wurde das Bronzestandbild ohne den alten Unterbau auf den Olbrichtplatz vor das Militärhistorische Museum versetzt. Das Ehrenmal besteht aus einer Bronzegruppe auf einem dreifach gestuften Sockel aus rotem Meißner Granit. Es zeigt einen Rotarmisten, der mit der linken Hand das Sowjetbanner hält und hinter dem ein zweiter Soldat kniet, der ein Maschinengewehr in Anschlag hält. Otto Rost nutzte für diese Figurengruppe eine Szene aus dem Dokumentarfilm „Dresden 1946“, was auch die fast fotorealistische Darstellung der beiden Figuren und ihrer Attribute erklärt. Der Sockel des Standbilds trägt sowjetische Ehrenzeichen wie Hammer und Sichel, den Sowjetstern, Lorbeer und Schwert und Gewehr, eine russische Inschrift und auf dem mittleren Abschnitt vier Bronzereliefs. An der Frontseite sind sieben Rotarmisten mit der wehenden Flagge zu sehen, auf den anderen Sockelseiten sind militärische Szenen und der Wiederaufbau der Elbbrücken zu sehen.[7]

Anlässlich des 70. Todestags von Karl Marx gab die SED-Bezirksleitung Dresden das Karl-Marx-Denkmal in Auftrag, das 1953 neben dem Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft am Platz der Einheit (Albertplatz) in Dresden aufgestellt wurde. Rost schuf die Skulptur in natürlichen Proportionen und Körpermaßen, wodurch sie klein und gedrungen wirkte und unter anderem als „Wurzelzwerg“ verspottet wurde. Das Denkmal wurde bald darauf wieder entfernt und vermutlich zerstört.[8]

Darstellung Rosts in der bildenden Kunst Bearbeiten

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Ausstellungen vor 1933 (unvollständig) Bearbeiten

  • 1916: Dresden, Galerie Ernst Arnold („Zweite Ausstellung Dresdner Künstler die im Heeresdienst stehen“)
  • 1930: Dresden, Brühlsche Terrasse („Dresdner Kunst 1930“)
  • Große Deutsche Kunstausstellung München, 1939–1940[20]
  • Große Deutsche Kunstausstellung München, 1942–1944

Literatur Bearbeiten

  • Rost, Otto. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 114. (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Hadwig Schönfelder: Der Mauersberger Totentanz Betrachtungen zum Stuckrelief des Bildhauers Otto Rost. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1989, ISBN 3-374-00920-4.
  • Ernst-Günter Knüppel: Otto Rost (1887–1970). Sächsischer Bildhauer in Dresden und Döbeln. Leben und Werk. Sachsenbuch, Leipzig 2006, ISBN 3-89664-045-3.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Otto Rost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/35700876
  2. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Rost, Otto (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  3. Otto Rust in der Auflistung aller 250 Mitglieder des DKB im Jahre 1936, in: 1936 verbotene Bilder. 34. Jahresausstellung Bonn, Deutscher Künstlerbund e. V., Berlin 1986. (S. 98)
  4. Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
  5. Michael Weimer: Döbeln. September 1991, abgerufen am 25. Mai 2023.
  6. „Große Knieende“ – eine Sandsteinplastik von Otto Rost. In: Rosengarten-Dresden.de. Abgerufen am 29. Juli 2014.
  7. Simone Simpson: Zwischen Kulturauftrag und künstlerischer Autonomie. Dresdner Plastik der 1950er und 1960er Jahre. Böhlau, Köln et al. 2008, ISBN 978-3-412-20101-2, S. 78–81.
  8. Ernst G. Knüppel: Otto Rost (1887–1970). Sächsischer Bildhauer in Dresden und Döbeln. Leben und Werk. (vgl. Literatur), S. 66. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Hanna Hausmann-Kohlmann: Otto Rost. 1945, abgerufen am 27. Mai 2023.
  10. Weibliches Bildnis. In: Online Collection. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, abgerufen am 12. März 2022.
  11. Otto Rost „Pomona“. Schmidt Kunstauktionen Dresden, abgerufen am 29. Juli 2014.
  12. Otto Rost (1887–1970): „Sandalenbinderin“, Porzellan-Figur, um 1930, Ausführung Meißen. Antiquitäten und Restaurierung Lothar Czambor, abgerufen am 29. Juli 2014.
  13. Döbeln in alten Ansichten: Kriegerehrenmal auf dem Geyersberg. Abgerufen am 29. Juli 2014.
  14. Badende — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937–1944/45. Abgerufen am 12. März 2022.
  15. Badende — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937–1944/45. Abgerufen am 12. März 2022.
  16. Die Dreizehnjährige, Große Deutsche Kunstausstellung 1943,. In: Die Dreizehnjährige. gdk-research.de, abgerufen im November 2023.
  17. Thomas Görner: Ehrenmal der Sowjetarmee (für die Gefallenen der Roten Armee); Platz der Einheit. 1945, abgerufen am 12. März 2022.
  18. Walter Möbius: Mauersberger Kreuzkapelle. 1950, abgerufen am 12. März 2022.
  19. Thomas Kantschew: Altmarkt: Den Charakter Dresdens neu definieren! In: Das neue Dresden. Abgerufen am 29. Juli 2014.
  20. Große Deutsche Kunstausstellung 1937–1944. Abgerufen im November 2023.