Bahnstrecke Odense–Kerteminde–Martofte

ehemalige dänische Privatbahn auf der Insel Fünen

Die Bahnstrecke Odense–Kerteminde–Martofte – oder dänisch Kertemindebanen – war eine dänische Privatbahn auf der Insel Fünen. Die Gesellschaft Odense–Kerteminde–Martofte Jernbane (OKMJ) entstand aus der Odense–Kerteminde–Dalby Jernbane (OKDJ), als die Strecke von Dalby nach Martofte verlängert wurde.

Odense–Kerteminde–Martofte
Die stillgelegte Strecke ist nun
ein Fahrradweg, hier nördlich von
Mesinge bei Dalby, Frühjahr 2014
Die stillgelegte Strecke ist nun
ein Fahrradweg, hier nördlich von
Mesinge bei Dalby, Frühjahr 2014
Strecke der Bahnstrecke Odense–Kerteminde–Martofte
Streckenlänge:35,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 8,3 
Minimaler Radius:628 m
Bahnstrecke København–Fredericia von Fredericia
Bahnstrecke Odense–Nørre Broby–Faaborg von Fåborg
Bahnstrecke Odense–Svendborg von Svendborg
von Middelfart (über Brenderup; bis 31. März 1966)
von Bogense (bis 31. März 1966)
0,0 Odense
Bahnstrecke København–Fredericia nach Kopenhagen
4,0 Biskorup bis 11. Oktober 1945
Odense Å
4,8 Seden
6,5 Bullerup
7,8 Agedrup
9,2 Vester Kærby (ab 20. November 1929)
10,0 Dræby mit Ladegleis für Odense Staalskibsværft
11,7 Trellerup (ab 6. Oktober 1924)
14,3 Kølstrup
17,0 Ladby (Hst. mit Ladegleis ab 1. Oktober 1965)
18,4 Rynkeby
20,3 Revninge
Kerteminde Fjord
23,9 Kerteminde
27,4 Tårup (ab etwa 1901)
29,3 Mesinge
31,8 Dalby
33,0 Hersnap
34,0 Kirkebro
35,6 Martofte

Odense–Kerteminde–Dalby Jernbane Bearbeiten

Das große Eisenbahngesetz vom 8. Mai 1894 enthielt eine Bahnstrecke von Kerteminde nach Odense oder Ullerslev und eventuell einem Abschnitt von Kerteminde nach Dalby. Am 6. Mai 1896 wurde die Konzession erteilt. Der Bau der Strecke begann im Frühjahr 1898. Sie begann am Bahnhof von Odense, wo ein eigenes Bahnbetriebswerk sowie Werkstätten errichtet wurden.

Die 31,6 km lange Strecke zwischen Odense und Dalby wurde am 5. April 1900 eingeweiht. Es wurden Schienen mit einem Metergewicht von 17,5 kg verwendet, die maximale Steigung betrug 8,3 ‰ und mit Ausnahme einiger Stellen in Kerteminde und Dalby war der kleinste Kurvenradius mit 628 m festgelegt.

Die Fahrzeuge mussten bei diesen Bedingungen leicht sein. So lieferte A/S Vulcan, C. F. Kiehn in Maribo zur Eröffnung zwei kleine 1 B-gekuppelte Tenderlokomotiven, fünf Personen-/Postwagen und zehn Güterwagen. Von Fabriken in Deutschland und Belgien wurden weitere 14 Wagen geliefert. Nach der Eröffnung verkehrten täglich vier Züge in jeder Richtung.

Ab dem 1. Oktober 1903 hatte die Gesellschaft eine gemeinsame Betriebsleitung mit Sydfyenske Jernbaner bis zu deren Übernahme durch die Danske Statsbaner am 1. April 1949.

Odense–Kerteminde–Martofte Jernbane Bearbeiten

Die Verlängerung der Strecke zwischen Dalby und Martofte (4,0 km) wurde am 26. Februar 1914 in Betrieb genommen. Die Gesamtlänge betrug dadurch 35,6 km.

Betrieb Bearbeiten

Die Bahn hatte mit der Nordfynske Jernbane bis zum 1. Oktober 1903 eine gemeinsame Betriebsleitung. Dann übernahm Det Sydfyenske Jernbaneselskab (SFJ) die operative Führung. Da diese Gesellschaft ab dem 1. April 1949 an den Staat übertragen wurde, übernahm OKMJ gemeinsam mit der Brenderupbane (OMB) die Betriebsführung.

1954 wurde in Odense ein großer neuer Lokschuppen, der mit DSB geteilt wurde, errichtet. Die drei Kohlenbansen blieben bestehen, die DSB, Nordfynske Jernbane und OMB/OKMJ gehörten. Die beiden letztgenannten hatten zu diesem Zeitpunkt eine gemeinsame Betriebsführung und seit 1954 eine gemeinsame Werkstatt. Ein weiterer Lokschuppen war in Martofte vorhanden.

Ab dem 1. Juli trat 1962 trat die Nordfynske Jernbane wieder in die gemeinsamen Verwaltung ein. Die drei Strecken hatten ab diesem Zeitpunkt ein gemeinsames Betriebswerk und nutzten mit den DSB zusammen deren Drehscheibe gemeinsam.

Die Strecke, die durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet führte, beförderte hauptsächlich landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Industrieunternehmen in Kerteminde waren ebenfalls Kunden. Der Verkehr war nicht unbedeutend und entwickelte sich in den letzten Jahren des Bestehens zu einer Vorortbahn von Odense. Eine schlechte Verwaltung, die in der Beschaffung bei Fahrzeugen und im Unterhalt sehr konservativ arbeitete, führte letztendlich zur Schließung der Strecke.

Das letzte Jahr vor der Einstellung kämpfte das Personal, um die Züge überhaupt betreiben zu können. Die Fahrzeuge waren völlig abgenutzt und ständig war zu wenig Personal zum Betrieb vorhanden. Deshalb mussten in den letzten Betriebsjahren oftmals von DSB geliehene Fahrzeuge und das zugehörige Staatsbahnpersonal die Züge auf der Strecke übernehmen. Mit der Stilllegung von OKMJ, OMB und NFJ, die zum gleichen Zeitpunkt erfolgte, verpassten Odense und Fyn eine gute Grundlage für die zukünftige Entwicklung des Verkehrs.

Die Stilllegung der Strecke erfolgt am 31. März 1966.

Besondere Bahnhöfe Bearbeiten

  • Bullerup trinbræt: Anschlussbahn zur Kiesgrube der Bahngesellschaft. Wurde 1907 in Fahrkartenverkaufsstelle (dänisch Billetsalgssted) umgewandelt und erhielt ein kleines Abfertigungsgebäude
  • Trellerup trinbræt mit privatem Ladegleis, ab 1. Mai 1932 öffentliches Ladegleis mit Expedition von Dræby
  • Revninge hatte einen Stall für den Viehtransport
  • Kerteminde mit Drehscheibe, Wasserturm und Lokschuppen für den Rangiertraktor
  • Tårup trinbræt, ab 27. August 1930 Ladegleis mit Expedition von Mesinge
  • Dalby mit privatem Güterschuppen und Stall für den Viehtransport. Bei der Verlängerung der Bahn 1914 wurden die Gleise von der Westseite des Bahnhofsgebäudes auf die Ostseite verlegt
  • Hersnap trinbræt mit Ladegleis und Expedition von Dalby
  • Kirkebro trinbræt lag im Dorf Stubberup
  • Martofte mit Lokschuppen, Drehscheibe, Kohlenbansen und Wasserkran

(trinbræt: dänische Bezeichnung für Haltepunkt oder Haltestelle, teilweise mit Ladegleis)

Die Bahnhofsgebäude außer in Martofte und Bullerup wurden vom Oberarchitekten der DSB, Heinrich Wenck, gezeichnet. Die Gebäude in Agedrup und Kerteminde wurden abgerissen.[1]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kertemindebanen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. T. Rithmester: Bahnhöfe in Dänemark. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Februar 2014; abgerufen am 15. Juni 2023 (dänisch, Webseite geschlossen, kein Archivlink vorhanden).