Nida (Ruciane-Nida)

Stadtteil von Ruciane-Nida

Nida (deutsch Nieden) ist ein Stadtteil von Ruciane-Nida (Rudczanny-, 1938 bis 1945 Niedersee-/-Nieden) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren und war bis 1945 ein selbständiges Dorf im ostpreußischen Kreis Johannisburg.

Nida
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Nida (Polen)
Nida (Polen)
Nida
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Stadtteil von: Ruciane-Nida
Geographische Lage: 53° 38′ N, 21° 32′ OKoordinaten: 53° 38′ 14″ N, 21° 32′ 4″ O
Einwohner:
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Ruciane-NidaPranieKrzyżeKarwica
Eisenbahn: Bahnstrecke Olsztyn–Ełk
Bahnstation: Ruciane-Nida Zachód
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage Bearbeiten

Nida liegt im ehemaligen Ostpreußen in der Landschaft Ermland-Masuren am Westufer des Niedersees (polnisch Jezioro Nidzkie) und ist der südwestliche Teil der Stadt Ruciane-Nida. Die Kreisstadt Pisz (deutsch Johannisburg) liegt 18 Kilometer in östlicher Richtung.

 
Badestelle im Jezioro Nidzkie/Niedersee
 
Grundschule Nr. 1

Geschichte Bearbeiten

Das nach 1579 Niden und nach 1785 Nidden genannte Dorf[1][2] wurde im Jahre 1563 gegründet. Die im Ort angesiedelte Försterei war Teil des Forstbezirks Johannisburger Heide. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden bei Nieden Flößkanäe gegraben, und bei Gusianken entstand eine hölzerne Schiffsschleuse.[3]

Von 1874 bis 1945 war Nieden in den Amtsbezirk Breitenheide (polnisch Szeroki Bór) eingegliedert[4], der zum Kreis Johannisburg im Regierungsbezirk Gumbinnen (ab 1905: Regierungsbezirk Allenstein) der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

618 Einwohner waren im Jahr 1910 in Nieden registriert[5]. Ihre Zahl verringerte sich bis 1933 auf 548 und belief sich 1939 noch auf 542[6].

Vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region Ermland-Masuren im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde das gesamte südliche Ostpreußen und mit ihm auch Nieden von der Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Das Dorf erhielt die polnische Namensform „Nida“. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit vertrieben. Es wurde ihnen später nicht gestattet, in ihren Besitz zurückzukehren.

Der Ort wurde 1945 in die Gromada und Gmina Ukta (Alt Ukta) eingegliedert, die zum Powiat Mrągowski (Kreis Sensburg) gehörte. 1954 kam Nida zur Gromada Ruciane (Rudczanny, 1938 bis 1945 Niedersee), die am 1. Januar 1955 in den Powiat Piski (Kreis Johannisburg) umverlegt wurde. Am 1. Januar 1958 wurde Nida mit Ruciane vereinigt, woraus am 1. Januar 1966 die Erhebung zur Stadt Ruciane-Nida erfolgte.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1782 26 Feuerstellen (Haushaltungen)[2]
1818 96 [7]
1867 281 am 3. Dezember[8]
1871 283 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[8]
1910 618 am 1. Dezember, davon 141 mit deutscher Muttersprache (136 Evangelische, zwei Katholiken, drei Sonstige) und 477 mit masurischer Muttersprache (473 Evangelische, eine katholische Person und drei Sonstige)[9][10][11]
1933 548 [12]
1939 542 [12]

Kirche Bearbeiten

 
Neue katholische St.-Trinitatis-Kirche

Nieden war bis 1945 in die evangelische in Kirche Alt Ukta (polnisch Ukta) und seit 1920 in deren Filialgemeinde Rudczanny[13] in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union und in die römisch-katholische Kirche in Johannisburg eingepfarrt.

Heute gehört Nida evangelischerseits zur Pfarrei Pisz, die in die Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen einbezogen ist und im nahegelegenen Wejsuny (Weissuhnen) eine Filialkirche unterhält. Katholischerseits wurde im Stadtteil Nida in den 1980er-Jahren eine eigene Kirche errichtet, die seit 1989 Pfarrkirche und der Hl. Dreifaltigkeit (St. Trinitatis, Kościół Trójcy Świętej) gewidmet ist[14]. Sie ist mit ihrer Filialkirche in Krzyże (Kreuzofen) dem Bistum Ełk der Römisch-katholischen Kirche in Polen zugeordnet.

Verkehr Bearbeiten

 
Bahnstation Ruciane-Nida Zachód, ehemals Nieden

Durch den Stadtteil Nida verläuft eine Nebenstraße, die als Uferstraße entlang des Jezioro Nidzkie über Krzyże (Kreuzofen) bis nach Karwica (Kurwien) verläuft.

Nieden wurde im Jahre 1884 Bahnstation an der Bahnstrecke Allenstein–Lyck. Sie trägt heute die Bezeichnung "Ruciane-Nida Zachód" (-"West").

Literatur Bearbeiten

  • Nieden, Kreis Johannisburg, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Nieden mit dem Niedersee, dem Großen Guschiensee, dem Kleinen Guschiensee und dem Beldansee sowie den Ortschaften Guszianka, Kowallik und Rudczanny).
  • Heinrich Hoffheinz: Geschichtliche Uebersicht der Besitzverhältnisse der Mühlen zu Guszianka und Nieden und des Flössereibetriebes in den anliegenden Gewässern. In: Altpreußische Monatsschrift, Band 15, Königsberg in Pr. 1878, S. 396–411 (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Osiedle Nida – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Nieden
  2. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen, Königsberg/Leipzig 1785, Anhang: Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 106.
  3. Max Toeppen: Geschichte Masurens. Ein Beitrag zur preußischen Landes- und Kulturgeschichte. Nach gedruckten und ungedruckten Quellen dargestellt. Theodor Bertling, Danzig 1870, S. 390.
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Breitenheide
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Johannisburg
  6. Michael Rademacher: Landkreis Johannisburg (poln. Pisz). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 285, Ziffer 1373.
  8. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 330–331, Ziffer 93.
  9. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft I: Regierungsbezirk Allenstein, S. 12–13, Ziffer 99: Nieden.
  10. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Johannisburg
  11. Nieden, Kreis Johannisburg, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Nieden einschließlich der Seen).
  12. a b Michael Rademacher: Provinz Ostpreußen, Kreis Johannisburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 500
  14. Parafia Trójcy Świętej