Nicola Cosentino

italienischer Politiker

Nicola Cosentino (* 2. Januar 1959 in Casal di Principe) ist ein italienischer Politiker der Partei Popolo della Libertà. Er war Wirtschaftsstaatssekretär und trat am 14. Juli 2010 unter dem Verdacht zurück, er würde der Geheimloge P3 angehören.[1]

Nicola Cosentino, 2006

Leben Bearbeiten

Cosentino wurde in Casal di Principe in der Nähe von Neapel geboren; er ist der Neffe von Giuseppe Russo, dem Oberhaupt der Familie Casalesi.[2][3] Er war als Mitglied der Partito Socialista Democratico Italiano von 1978 bis 1980 Beirat einer Gemeinde, dann von 1980 bis 1995 Rechtsberater der Provinzverwaltung. 1995 wurde er für die Forza Italia in das italienische Parlament gewählt. 2005 kandidierte er für das Präsidentenamt der Provinz Caserta, unterlag aber Sandro De Franciscis, dem Kandidaten des Mitte-links-Bündnisses. Im April 2008 wurde er für Berlusconis Allianz Popolo della Libertà erneut in das italienische Parlament gewählt.

Nach dem Geständnis des Camorra-Paten Gaetano Vassallo[4] ließ er im September 2008 gegen eine monatliche Zuwendung von 50.000 Euro die illegale Behandlung giftiger Abfälle zu. Im Jahr 2009 bemühte sich die Anti-Mafia-Kommission der Stadtverwaltung von Neapel beim italienischen Parlament um die Verhaftung Cosentinos, die aber vom zuständigen Parlamentsausschuss abgelehnt wurde.[5]

Im Jahr 2010 war Cosentino in einen Skandal um Windenergieanlagen auf Sardinien verwickelt, in dessen Verlauf eine Organisation namens nuova P2, mit anderem Namen auch P3, aufgedeckt wurde. Dieser Name entstand angesichts einer mit der Geheimloge Propaganda Due in den 1970er und 1980er Jahren vergleichbaren Tätigkeit, der seinerzeit auch Silvio Berlusconi zugerechnet wurde. Vor dem römischen Gericht wurden mehrere Gesetzesverstöße verhandelt: [6]

  • Beeinflussung des Verfassungsgerichts, das Lodo Alfano für verfassungskonform zu erklären. Das als Lodo Alfano bezeichnete Gesetz sollte Berlusconi vor der Anklage in mehreren Gerichtsverfahren schützen und wurde letztendlich als nicht verfassungsgemäß und somit für ungültig erklärt.
  • Unterstützung der Wiederzulassung der Regionalpartei "Per la Lombardia" zu den Regionalwahlen in der Lombardei. Die Partei war wegen Unterschriftenfälschung nicht zur Wahl zugelassen worden.
  • Begünstigung der Ernennung von Alfonso Marra für das Berufungsgericht in Mailand
  • Unterstützung der Kandidatur Cosentinos für das Amt des Präsidenten in Kampanien[7] durch eine Verleumdungskampagne gegen andere Kandidaten der Popolo della Libertà.

Von seinem Amt als Wirtschaftsstaatssekretär trat er am 14. Juli 2010 zurück, bleibt aber Regionalkoordinator seiner Partei in der Region Kampanien.[8]

Am 12. Januar 2012 lehnte das Abgeordnetenhaus den Entzug der Immunität von Cosentino mit 309 zu 298 Stimmen ab.[3]

Im Frühling 2013 wurde Cosentino festgenommen, aber wieder frei gelassen.[9] Am 3. April 2014 wurde bekannt, dass Cosentino wegen Erpressung und Wettbewerbsverzerrung mit mafiösen Absichten verhaftet wurde.[9] Die enge Verbindung zu dem Clan der Casalesi betrifft auch seine Brüder, die ebenso verhaftet und angeklagt wurden.[10]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hoher italienischer Richter gerät in Sog von Polit-Skandal. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Oktober 2010, archiviert vom Original am 22. Oktober 2010; abgerufen am 22. Oktober 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nzz.ch
  2. "L’espresso (con lo zampino di Saviano) fa le pulci al deputato Cosentino". Nachricht auf www.casertasette.it, gesehen am 23. November 2010 (italienisch)
  3. a b Jörg Bremer: Noch hält das Netz Berlusconis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 12. Januar 2012, abgerufen am 13. Januar 2012.
  4. "Così ho avvelenato Napoli" (Memento des Originals vom 24. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/espresso.repubblica.it, Artikel von Gianluca Di Feo und Emiliano Fittipaldi im L'Espresso vom 11. September 2008 (italienisch)
  5. "Cosentino: La Camera lo salva con due no", von Giovanna Casadio, La Repubblica vom 11. Dezember 2009 (italienisch)
  6. "Il gip: «Carboni cercò di influire sulla Consulta per la decisione su Lodo Alfano»", Corriere della Sera, 8. Juli 2010 (italienisch)
  7. Die Prognosen für die Wahl Cosentinos waren nach Bekanntwerden seiner Verwicklung in den Giftmüllskandal gesunken.
  8. "P3, Cosentino si dimette: 'E' una persecuzione'", Mitteilung der Nachrichtenagentur ANSA vom 15. Juli 2010 (italienisch)
  9. a b Birgit Schönau: Berlusconis neue Freundin bedeutete sein Ende. In: Tages Anzeiger. 7. April 2014, abgerufen am 7. April 2014.
  10. Arrestati Nicola Cosentino e i suoi due fratelli: accusa di estorsione mafiosa. In: Corriere Del Mezzogiorno. 4. April 2014, abgerufen am 7. April 2014 (italienisch).