Mutassim Gaddafi

libyscher Sicherheitsberater und Sohn Muammar al-Gaddafis

Mutassim Gaddafi (auch al-Mutasim-Billah Muammar al-Ghaddafi, Mutassim-Billah Muamar al-Qaddafi oder al-Mu'tasim-Billah Muammar al-Gaddafi; arabisch المعتصم بالله معمر القذافي, DMG Muʿtaṣim bi-llāh al-Qaḏḏāfī; * zwischen 1974 und 1977 in Tripolis; † 20. Oktober 2011 in Sirte) war ein libyscher Armeeoffizier, von 2007 bis 2011 Chef des nationalen Sicherheitsrates und der Kommandeur der Leibgarde seines Vaters. Er war der vierte Sohn von Muammar al-Gaddafi[1][2][3][4][5][6] und dessen zweiter Frau Safaja Farkash.[7]

Mutassim Gaddafi 2009

Mutassim Gaddafi war Arzt. Er wurde 1997 an der Al-Fatih-Universität in Tripolis promoviert.[8][9] Er absolvierte seine militärische Ausbildung in Libyen und bei einer Militärakademie für Panzer in Ägypten. 1998 wurde er zum Oberleutnant befördert, 2005 hatte er den Rang eines Oberstleutnants inne.[8][1] 2006 studierte er für wenige Wochen an der Londoner School of Oriental and African Studies.[10] In den späten 1990er Jahren überwarf er sich mit seinem Vater, ihm wurde ein Putschversuch vorgeworfen. Er floh nach Ägypten, konnte aber 2006 in sein Heimatland zurückkehren[11] und wurde von seinem Vater von nun an mit politischen und diplomatischen Aufgaben betraut.[1][9] In der Frage der Nachfolge Muammar Gaddafis galt Mutassim als der stärkste Konkurrent seines älteren Bruders Saif al-Islam al-Gaddafi.[3]

Im April 2009 traf er sich in Washington mit der US-amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton, was als wichtigster diplomatischer Austausch seit der Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen beiden Ländern eingeschätzt wurde.[12] Im August desselben Jahres empfing er in Tripolis die Senatoren John McCain und Joseph Lieberman. Er äußerte bei dem Treffen den Wunsch nach militärischer Zusammenarbeit und dem Einkauf militärischen Materials in den Vereinigten Staaten.[13][14]

Mitteilungen des Nationalen Übergangsrates zufolge wurde er während des libyschen Bürgerkrieges am 20. Oktober 2011 ebenso wie sein Vater in Sirte festgenommen und getötet.[1] Zuvor hatte er die Verteidigung der Stadt Brega kommandiert.[14] Beide Leichname wurden in einem Kühlhaus ausgestellt und an einem geheimen Ort beerdigt.[15]

Privates

Bearbeiten

Mutassim Gaddafi war für einen verschwenderischen Lebensstil bekannt und lud Prominente wie Beyoncé, Mariah Carey, Jon Bon Jovi, Lindsay Lohan und Jay-Z zu seinen Partys ein.[16] Er war vier Jahre lang mit dem italienischen Fotomodell Vanessa Hessler liiert.[17]

Auszeichnungen

Bearbeiten
  • 2003 Medaille der Freundschaft (Kuba)
Bearbeiten
Commons: Mutassim Gaddafi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d „Der vermutlich 1975 geborene Sohn (…) soll am selben Tag wie sein Vater von Truppen des Nationalrats in Syrte getötet worden sein.“ Tagesschau am 21. Oktober 2011: Eine Familie und das Ende ihrer Macht. Archiviert vom Original am 26. September 2011; abgerufen am 1. November 2011.
  2. „Born in 1977, Mutassim is Col Gaddafi’s fourth son“ The Telegraph am 20. März 2011: Libya: Who’s who in Gaddafi’s inner circle. Abgerufen am 1. November 2011 (englisch).
  3. a b Süddeutsche Zeitung am 12. Oktober 2011: Verwirrung um Festnahme von Gaddafi-Sohn Mutassim. Abgerufen am 1. November 2011.
  4. „Qadhafi, Mutassim. Date of birth: 1976. Place of birth: Tripoli, Libya. National Security Adviser. Son of Muammar Qadhafi. Closeness of association with regime.“Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Resolution 1970 vom 26. Februar 2011. Abgerufen am 5. November 2011 (englisch).
  5. „Motassim Kadhafi, Sohn von Muammar Kadhafi, geboren 1974“ Schweizerischer Bundesrat: Verordnung über Massnahmen gegen gewisse Personen aus Libyen vom 21. Februar 2011. (PDF; 514 kB) Abgerufen am 5. November 2011.
  6. „born ca. 1975“ Federal Register / Vol. 76, No. 41 / Wednesday, March 2, 2011 / Presidential Documents: Executive Order 13566 of February 25, 2011. (PDF; 205 kB) Abgerufen am 6. November 2011 (englisch).
  7. Die Welt am 28. Dezember 2003: Die "Schiffer" für Tripolis. Abgerufen am 26. November 2011.
  8. a b „(geb. 1975)“Saif Al Islam. In: ORIENT. Jg. 46, Nr. 1, 2005, S. 6 (online [PDF; abgerufen am 20. November 2011]). online (Memento vom 28. August 2012 im Internet Archive)
  9. a b Welt online am 13. Oktober 2011: Libyer haben sich zu früh über Festnahme gefreut. Abgerufen am 3. November 2011.
  10. The Telegraph am 8. März 2011: Two further universities linked to Libya. Abgerufen am 3. November 2011 (englisch).
  11. The Telegraph am 31. Januar 2011 unter Bezugnahme auf die von WikiLeaks veröffentlichte Botschaftsdepesche 09TRIPOLI310. Abgerufen am 7. November 2011.
  12. U.S. Department of State am 21. April 2009: Remarks With Libyan National Security Adviser Dr. Mutassim Qadhafi Before Their Meeting. Archiviert vom Original am 30. Oktober 2011; abgerufen am 1. November 2011 (englisch).
  13. The Telegraph am 31. Januar 2011 unter Bezugnahme auf die von WikiLeaks veröffentlichte Botschaftsdepesche 09TRIPOLI677. Abgerufen am 1. November 2011.
  14. a b International Business Times am 13. Oktober 2011: Libyen: Mutassim Gaddafi – gefasst oder doch nicht? Archiviert vom Original am 18. Oktober 2011; abgerufen am 6. November 2011.
  15. NZZ Online am 25. Oktober 2011: Ghadhafi an unbekanntem Ort beigesetzt. Abgerufen am 1. November 2011.
  16. The Daily Mail am 22. Oktober 2011: A last cigarette and a swig of water, Gaddafi’s son Mutassim pictured before he too died of new wounds acquired in captivity. Abgerufen am 1. November 2011 (englisch).
  17. Süddeutsche Zeitung online am 30. Oktober 2011: Karrierekiller Diktatorensohn? Abgerufen am 31. Oktober 2011.