Molyvdoskepastos

Siedlung in Griechenland

Molyvdoskepastos (griechisch Μολυβδοσκέπαστος (f. sg.)) oder Molyvdoskepasti (Μολυβδοσκέπαστη) ist ein Dorf der Gemeinde Konitsa in der nordwestgriechischen Region Epirus. Der ehemals Dipalitsa (Διπαλίτσα) oder Depalitsa (Δεπαλίτσα) benannte Ort erhielt 1929 seinen heutigen Namen. Das Dorf ist Geburtsort des ehemaligen griechischen Präsidenten Karolos Papoulias.

Molyvdoskepastos
Κοινότητα Μολυβδοσκεπάστου (Μολυβδοσκέπαστος)
Molyvdoskepastos (Griechenland)
Molyvdoskepastos (Griechenland)
Basisdaten
Staat Griechenland Griechenland
Region Epirus
Regionalbezirk Ioannina
Gemeinde Konitsa
Gemeindebezirk Konitsa
Geographische Koordinaten 40° 4′ N, 20° 34′ OKoordinaten: 40° 4′ N, 20° 34′ O
Höhe ü. d. M. 596 m
(Durchschnitt)
Fläche 6,281 km²[1]
Einwohner 43 (2011[1])
LAU-1-Code-Nr. 18060118
Ortsgliederung 1
Website: www.molyvdoskepasto.gr
Moni Molyvdoskepastis
Moni Molyvdoskepastis
Moni Molyvdoskepastis

Lage Bearbeiten

Molyvdoskepastos liegt im Westen der Gemeinde Konitsa unmittelbar südlich der Grenze zwischen Albanien und Griechenland. Das Dorf ist auf etwa 600 Meter Höhe über dem Meer an den südöstlichen Ausläufern des Nemertsika gelegen, in der Nähe des Zusammenflusses des Aoos mit dem Sarandaporos.

Geschichte Bearbeiten

Die Gründung des Klosters Moni Molyvdoskepastis im 7. Jahrhundert wird dem byzantinischer Kaiser Konstantin Pogonatos zugeschrieben, ist aber ebenso strittig wie die Errichtung des Erzbistums Pogoniani.[2] Die Diözese erscheint erstmals während der Regierungszeit von Andronikos III. Palaiologos in den Notitiae Episcopatuum, der maßgeblichen Quelle für die kirchliche Geographie des Byzantinischen Reiches. Zu den frühesten baulichen Überresten in der Gegend zählt die Kirche Agios Dimitrios aus dem 11. Jahrhundert sowie das Katholikon des Klosters vom Übergang des 13. zum 14. Jahrhundert.[3] In dieser Zeit war der damalige Ort Dipalitsa an einer bedeutenden Handelsroute gelegen. Das Handelsgebiet der epirotischen Kaufleute erstreckte sich überwiegend von Venedig bis Konstantinopel. Aufgrund des damit verbundenen Wohlstandes entwickelte sich Dipalitsa zum wichtigsten städtischen Zentrum der Region, war Sitz eines Erzbischofs und Standort des damals bedeutendsten Marktes von Pogoniani in der Region Epirus.[4] Um 1770 wurde Dipalitsa zerstört und ihre Einwohner vertrieben. Die Verwaltung und die Diözese wurden zunächst in das Nachbardorf Kakolakkos verlegt und schließlich um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Vostina, dem heutigen Pogoniani.[5]

Nachdem im Zweiten Weltkrieg während des Balkanfeldzugs die Edelweiß-Division am 7. Juli 1943 im nahegelegenen albanischen Leskovik ein Massaker verübt hatte und am folgenden Tag bei der zerstörten Brücke von Mertziani auf griechisches Gebiet eingedrungen war,[6] verließen viele Bewohner das Dorf, um sich in der näheren Umgebung zu verstecken und hauptsächlich im Dorf Pogonisko Zuflucht zu finden. Am 9. Juli drang eine Einheit der Wehrmacht nach Molyvdoskepastos ein, exekutierte die verbliebenen Einwohner, zerstörte das Dorf und brandschatzten das nahegelegene Kloster Panagia Molyvdoskepasti.[7] Das Kloster wurde beschossen und teilweise zerstört, das Refektorium und die Klosterzellen verbrannt sowie die Kirchenschätze geraubt, lediglich die Kirche selbst und die hohen Klostermauern blieben unversehrt.[8]

Ab 1919 bildete Depalitsa die gleichnamige Landgemeinde (Κοινότητα Δεπαλίτσας Kinótita Depalítsas) in der Präfektur Ioannina. Die Umbenennung nach dem gleichnamigen Kloster in Molyvdoskepastos erfolgte 1929.[9] Mit der Gemeindereform 1997 wurde Molyvdoskepastos mit 23 weiteren Landgemeinde und der Gemeinde Konitsa fusioniert.[10]

Einwohnerentwicklung von Molyvdoskepastos[11][1]
1913 1920 1928 1940 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011
255 366 313 282 233 200 98 188 173 103 43

Anmerkungen Bearbeiten

  1. a b c Ergebnisse der Volkszählung 2011, Nationaler Statistischer Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) ELSTAT (Excel-Dokument, 3,1 MB)
  2. Die Echtheit der Urkunde und das Datum werden angezweifelt, siehe Nicol: The Churches of Molyvdoskepastos. 1953, S. 153. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. Nikopolis und Kephallēnia. 1981, S. 140.
  3. Peter Soustal, Johannes Koder: Tabula Imperii Byzantini. Nikopolis und Kephallēnia. Band 3. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien 1981, ISBN 3-7001-0399-9, S. 140 f, 240. (tib.oeaw.ac.at, Digitalisat)
  4. Andronikos Falangas: Post-Byzantine Greek Merchants of the Fifteenth-Seventeenth Centuries. In: Journal of the Hellenic Diaspora. Band 33, Heft 1–2, New York 2007, S. 7–21. hier: 12 f. (scholarship.tricolib.brynmawr.edu, PDF)
  5. Donald Nicol: The Churches of Molyvdoskepastos. In: The Annual of the British School at Athens. Band 48, 1953, S. 141–153.
  6. Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß: die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg. Christoph Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-447-1, S. 165–169.
  7. Το Ολοκαύτωμα του 1943, molyvdoskepasto.gr (griechisch)
  8. Nicol: The Churches of Molyvdoskepastos. 1953, S. 141.
  9. Κεντρική Ένωση Δήµων και Κοινοτήτων Ελλάδας (ΚΕΔΚΕ), Ελληνική Εταιρία Τοπικής Ανάπτυξης και Αυτοδιοίκησης (ΕΕΤΑΑ) (Hrsg.): Λεξικό Διοικητικών Μεταβολών των Δήµων και Κοινοτήτων (1912–2001). Band 1, (Τόμος Α, α–κ), Athen 2002, ISBN 960-7509-47-1, S. 281. (griechisch); Κεντρική Ένωση Δήµων και Κοινοτήτων Ελλάδας (ΚΕΔΚΕ), Ελληνική Εταιρία Τοπικής Ανάπτυξης και Αυτοδιοίκησης (ΕΕΤΑΑ) (Hrsg.): Λεξικό Διοικητικών Μεταβολών των Δήµων και Κοινοτήτων (1912–2001). Band 2, (Τόμος Β, λ–ω), Athen 2002, ISBN 960-7509-47-1, S. 142. (griechisch)
  10. Gesetz 2539/1997, «Συγκρότηση της Πρωτοβάθμιας Τοπικής Αυτοδιοίκησης.» ΦΕΚ 244A/4.12.1997, Άρθρο 1. Σύσταση δήμων και κοινοτήτων, S. 8808. PDF Online (griechisch)
  11. Einwohnerzahlen von Molyvdoskepastos 1940–2001. Griechisches Statistisches Amt ELSTAT, Digitale Bibliothek (griechisch)

Weblinks Bearbeiten